Tschechische Bahnen starten Pilotprojekt im Zugfunkverkehr
Den Zugverkehr schneller und sicherer zu machen, das ist das Anliegen einer jeden Eisenbahngesellschaft. Doch dazu genügt es nicht, das Gleisnetz mit überhöhten Kurven auszubauen oder leistungsstarke Lokomotiven und moderne Wagenzüge einzusetzen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist zum Beispiel ein möglichst 100-prozentig störungsfreier Zugfunk. Zu diesem Zweck haben sich die Tschechischen Bahnen (Ceske drahy) einen renommierten österreichischen Geschäftspartner ins Boot geholt. Alles weitere von Lothar Martin.
Mit einem neuen, digitalen Zugfunksystem modernisiert die Wiener Kapsch CarrierCom AG die Kommunikationssysteme für die Tschechischen Bahnen. Digitaler Zugfunk beruht auf GSM, also jener mobilen Technologie, die sich weltweit bei Millionen von Handy-Kunden bewährt hat. Aber die Bahnen profitieren von den zusätzlichen Sicherheits-Features des Kapsch Systems. So nutzt GSM-R, das speziell für die Eisenbahnen entwickelte Zugfunk-System, ein eigenes Frequenzband und wird vor störenden Einflüssen geschützt. Im Vergleich zu analogen Systemen erreicht die bessere Funkabdeckung eine höhere Service-Verfügbarkeit zwischen fahrender Flotte und den betriebsleitenden Stellen. Außerdem ist sichergestellt, dass im Gegensatz zum herkömmlichen GSM-Netz Calls unterschiedliche Prioritäten haben können.
Im Mai vergangenen Jahres hatte Kapsch als Sieger einer Ausschreibung den Auftrag erhalten, das GSM-R Zugfunksystem für die Tschechischen Eisenbahnen aufzubauen. Der Auftragswert für die rund 200 km lange Teststrecke von Decin/Tetschen über Prag bis nach Kolin betrug acht Millionen Euro. Die Firma Kapsch zeigte jedoch schnell, dass diese Investition bei ihr in guten Händen ist, wie mir Petr Vitek, der Key Account Manager der tschechischen Kapsch-Niederlassung, bestätigte:
"In erster Linie muss ich sagen: Das war die schnellste Installation für ein Pilotprojekt in Europa. Die Installation und Inbetriebnahme hat elf Monate gedauert. Jetzt beginnen wir mit dem Testbetrieb, ehe wir dann zur kommerziellen Nutzung des Systems übergehen werden." Auf der als Pilotprojekt deklarierten Strecke von Decin nach Kolin wird man nach Aussage von Petr Vitek Ende Oktober mit dem halbjährigen Testbetrieb des GSM-R Zugfunksystems beginnen. Aufgrund des 1993 vom Internationalen Eisenbahnverband (UIC) gefassten Beschlusses, die mehr als 25 unterschiedlichen Zugsicherungs- und Signalsysteme in der zumeist veralteten Analogtechnik durch ein europaweit einheitliches Kommunikationssystem auf Basis von GSM abzulösen, sehen die Österreicher dem weiteren Ausbau des Systems in Tschechien auf jeden Fall optimistisch entgegen. Kapsch-Vorstandsmitglied Thomas Schöpf erklärte gegenüber Radio Prag:"Dank der Einigung der Eisenbahnverwaltungen, einen neuen Sicherheitsstandard mit der Digitalisierung mit GSM-R einzuführen, ist ein großer Fortschritt in der Kommunikation der internationalen Bahnen vor allem in Europa zu verzeichnen. Gemeinsam mit unserem Partner Nortel NETworks haben wir in Europa bereits wesentliche Länder mit digitalem Zugfunk ausgerüstet, darunter Tschechien und die Slowakei. Die weitere Entwicklung in Tschechien hängt von den Tschechischen Bahnen ab. Wir erwarten die Diskussionen um die Erweiterung des hiesigen GSM-R-Netzes zu Beginn des nächsten Jahres, und der Ausblick ist, das System zügig auszubauen."