Tschechische Botschaft in Damaskus vertritt die USA in Syrien

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In Syrien stehen sich Aufständische und Regierungstruppen angeblich in einer entscheidenden Schlacht einander gegenüber. So zumindest bezeichnet Machthaber Assad den Kampf um die Stadt Aleppo im Norden des Landes. Während die Auseinandersetzungen immer intensiver werden, gehört Tschechien zu den wenigen europäischen Staaten, die ihre Botschaft in der syrischen Hauptstadt Damaskus nicht geschlossen haben. Tschechische Diplomaten werden nun auch die USA in ihren konsularischen Angelegenheiten in Syrien vertreten.

US-Botschaft in Damaskus
Im Februar bereits haben die Vereinigten Staaten ihren Botschafter aus Damaskus abgezogen. Danach übernahm zunächst Polen die Betreuung von US-Bürgern in Syrien. Vergangene Woche hat aber auch Polen seine Vertretung geschlossen. Begründet wurde dies mit der verschärften Lage vor Ort. Somit sind neben Tschechien nur noch vier weitere EU-Staaten in Damaskus vertreten: Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Zypern. Warum die Wahl der USA auf Tschechien fiel, kommentierten tschechische Diplomaten nur sehr allgemein:

Vladimír Galuška
„Wir gehen davon aus, dass die Amerikaner uns als Nato-Partner vertrauen. Ihre Auswahl hat wohl politische und praktische Gründe“, sagte der stellvertretende Außenminister Vladimír Galuška.

Die USA hatten sich zunächst am Freitag vergangener Woche an die tschechische Botschaft in Washington gewandt. Danach gaben der tschechische Premier Petr Nečas und Außenminister Karel Schwarzenberg grünes Licht, worauf die USA die syrische Seite in einer diplomatischen Note in Kenntnis setzten. Zum Schluss haben Prag und Washington noch die technischen Details ausgehandelt, so Galuška:

„Die Zusammenarbeit beruht darauf, dass wir den Angestellten der amerikanischen Botschaft für ihre Arbeit vor Ort Schutz gewähren. Sie sind in Damaskus geblieben. Ein bis zwei unserer Mitarbeiter werden die Arbeit der Amerikaner beaufsichtigen und die diplomatische Post übermitteln bei der Ausstellung von Pässen, in Rechtsfragen oder bei der Auszahlung von Renten – also gängige konsularische Angelegenheiten.“

Sandra Bitarová
Allerdings behält sich Prag das Recht vor, seine Mitarbeiter bei einer weiteren Verschlechterung der Sicherheitslage abzuziehen. Die meisten westlichen Staaten haben dies spätestens nach dem Massaker in Al-Hula Ende Mai getan. Doch Tschechien wollte seine Botschaft weiter betreiben, auch um eigene Informationskanäle zu erhalten und nicht nur auf Medienberichte angewiesen zu sein. Denn weiter leben mehrere Hundert tschechische Bürger in Syrien. Mindestens in einem Fall hat sich bereits ausgezahlt, dass sie noch auf die diplomatischen Dienste ihres Landes zurückgreifen können. Ende Juni war eine 32-jährige Frau aus einer tschechisch-syrischen Familie verhaftet worden. Sandra Bitarová, so der Name, war von den Sicherheitsdiensten des Regimes verdächtigt worden, die Aufständischen zu unterstützen. Ihre Familie beteuerte indes, Bitarová sei unpolitisch. Am Samstag vergangener Woche kam die Frau mit tschechischem Pass frei. Dazu sagte der Sprecher des tschechischen Außenministeriums, Vít Kolář, in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

Konflikt in Syrien  (Foto: ČTK)
„Angesichts der Anklage, die gegen die tschechische Bürgerin erhoben wurde, sah ihre Lage schlecht aus. Ihr wurde vorgeworfen, den Terrorismus zu unterstützen. Dass sie freigelassen wurde, ist ein großer Erfolg, der uns sehr froh macht.“

Laut den Presseberichten sollen die tschechischen Diplomaten sehr intensiv verhandelt haben.