Tschechische Eishockey-Extraliga hat ihre 25. Saison gestartet
Seit dem vergangenen Wochenende schlagen wieder zwei Herzen in der Brust vieler Sportfans in Tschechien. Denn nach der ersten Fußball-Liga, in der schon seit Ende Juli der Ball rollt, ist nun auch die Extraliga im Eishockey in ihre neue Saison gestartet.
„In der Extraliga haben bisher insgesamt 24 Clubs gespielt. Genau die Hälfte von ihnen hat zumindest einmal den Titel gewonnen. Dabei ist festzustellen, dass die Zeit der Abonnement-Meister wohl vorbei ist, denn in den letzten Jahren haben sich die Titelträger ständig abgelöst.“
Josef Řezníček: „In der Extraliga haben bisher insgesamt 24 Clubs gespielt. Genau die Hälfte von ihnen hat zumindest einmal den Titel gewonnen.“
Das wird ebenso von der Chronik des Wettbewerbs bestätigt. Mit sechs Titeln ist der HC Vsetín der Rekordmeister der Extraliga. Von 1995 bis 1999 gewannen die Mährer fünf Meisterschaften in Folge, und Titel Nummer sechs im Jahr 2001. Sparta Prag folgt mit vier Triumphen. Die Hauptstädter sind bis dato auch der letzte Verein, der seinen Titel erfolgreich verteidigen konnte. Das gelang ihnen in der Saison 2006/07. Seitdem wechselte der Pokal stetig seinen Besitzer. Olomouc / Olmütz, Karlovy Vary / Karlsbad, Třinec, Plzeň / Pilsen, Litvínov, Liberec / Reichenberg und Brno / Brünn haben ihn jeweils einmal gewonnen, Zlín und Slavia Prag je zweimal und Pardubice dreimal.
Titelverteidiger in der laufenden Saison ist der HC Kometa Brünn. Und den Mähren wird durchaus zugetraut, dass sie ihren Finalsieg aus der vergangenen Saison im nächsten Frühjahr wiederholen können. Dies prophezeit ihnen schließlich der Wettanbieter Tipsport, der gleichzeitig Hauptsponsor und Namensgeber für die Extraliga ist. Über die aktuellen Wettkurse informierte der Leiter der Kommunikationsabteilung von Tipsport, Václav Sochor:„Die Buchmacher von Tipsport halten Kometa Brünn für den Titelfavoriten. Deshalb stehen die Brünner mit dem Gewinn-Einsatz-Verhältnis von 3,8:1 auch am höchsten im Kurs. Es folgen Liberec und Hradec Králové mit einem Kurs von jeweils 5,5:1, und nur knapp dahinter liegen Sparta Prag und Třinec mit den Kursen 6:1 beziehungsweise 7:1.“
Neben den genannten Vereinen werden aber auch noch zwei, drei anderen Mannschaften gute Chancen im Titelkampf eingeräumt. Zu diesen Teams gehört der HC Škoda Pilsen, denn die Westböhmen haben ihren Kader vor der Saison ziemlich gut verstärkt. In der vergangenen Saison aber hatten die Bierstädter zunächst große Probleme, um überhaupt erst einmal in die Pre-Play-offs zu gelangen. Das lag daran, dass sie einen sehr schlechten Saisonstart hatten. Auch deswegen formuliert Clubchef Martin Straka das neue Ziel eher zurückhaltend:„Wir gehen demütig in die neue Saison, denn wir wissen, wie schwer die letzte Spielzeit für uns war. Das soll sich nicht wiederholen.“
Am ersten Spieltag der neuen Saison haben die Pilsener dann auch schon gezeigt, wie ernst sie den Saisonstart nehmen – vor eigenem Publikum bezwangen sie Litvínov mit 5:1. Am Sonntag verloren sie jedoch in Třinec ihr erstes Auswärtsspiel mit 2:5. Das Ergebnis täuscht allerdings etwas über den Spielverlauf hinweg, die Gäste waren durchaus ebenbürtig. Und für Martin Straka heißt das nichts anderes, als dass seine Spieler weiter fokussiert bleiben müssen:
Václav Sochor: „Die Buchmacher von Tipsport halten Kometa Brünn für den Titelfavoriten. Deshalb stehen die Brünner mit dem Gewinn-Einsatz-Verhältnis von 3,8:1 auch am höchsten im Kurs.“
„Wenn wir zu Beginn mehrere Siege feiern können, dann können wir uns im weiteren Saisonverlauf auch mal eine kleine Talfahrt leisten. Wir wissen alle, dass nahezu jede Mannschaft während der Saison in ein Formtief gerät. Wichtig ist aber, dass man es nicht gleich zum Saisonstart hat.“
Einen guten Eindruck zum Saisonstart hat auch der Aufsteiger in die Extraliga hingelegt. Dieser Aufsteiger ist kein Geringerer als der Rekordmeister aller Titelkämpfe, die in Tschechien und der ehemaligen Tschechoslowakei bisher ausgetragen wurden: der HC Dukla Jihlava. In der Relegation haben die Iglauer den vormaligen Erstligisten aus Karlsbad hinter sich gelassen und sind damit nach zwölf Jahren erstmals wieder im Oberhaus vertreten. Für viele Experten sind sie jedoch nur ein krasser Außenseiter. Und auch der Wettanbieter Tipsport hat Jihlava mit einem Kurs von 150:1 erst ganz am Ende der Konkurrenz eingestuft. Das aber hat die Mannschaft von der Böhmisch-Mährischen Höhe nicht davon abgehalten, um gleich im ersten Spiel zu punkten. Gegen Mladá Boleslav / Jungbunzlau gewann Jihlava am Freitag vor eigenem Publikum mit 4:3 nach Verlängerung. Und auch zwei Tage später, beim Auswärtsspiel in der Hauptstadt, zogen sich die Rot-Gelben sehr achtbar aus der Affäre. Beim Titelanwärter Sparta Prag unterlagen sie knapp mit 3:4. Vom guten Spiel seiner Teamkollegen war auch der junge Torwart der Gäste sehr angetan. Gegenüber den Medien sagte der erst 17-jährige Jakub Škarek:
„Ich bin wirklich überrascht, wie gut wir mit einem Team wie Sparta Prag mithalten können. Das gibt uns Mut und ich hoffe nur, dass wir so weitermachen werden. Wir wollen auch die anderen Mannschaften ärgern und weiter punkten.“Dukla Jihlava wird von allen Seiten zum krassen Außenseiter abgestempelt. Doch eine bessere Motivation, es allen zu zeigen, könne es gar nicht geben, schiebt Škarek nach:
„Mir gefällt zum Beispiel nicht, dass man schon zu Saisonbeginn ganz automatisch damit rechnet, dass wir in der Relegation landen werden. Ich denke vielmehr, dass wir ein Team beieinander haben, das mehr erreichen kann. Wir werden auf jeden Fall darum kämpfen, dass wir nicht Letzter sein werden.“
Bisher hat Dukla Jihlava die Meisterschaft zwölfmal gewonnen. Das aber war vornehmlich in den 1960er bis 1980er Jahren. Mit dem Finalsieg im vergangenen Frühjahr hat Kometa Brünn nach Titeln nun zu Jihlava aufgeschlossen. Und den Brünnern traut man es viel eher zu, dass sie schon in dieser Saison auch ein dreizehntes Mal triumphieren werden. Die Konkurrenz indes ist stark. Und so verspricht sich auch Liga-Chef Josef Řezníček eine wieder sehr interessante und spannende Saison. Sie wird indes nicht nur durch das 25-jährige Jubiläum geprägt, sondern auch durch ihren straffen Terminplan, so Řezníček:
„Es ist auch eine olympische Saison, und das bedeutet, dass es nicht einfach ist, alle Wettbewerbe im Terminkalender zu berücksichtigen. Deswegen haben wir mit den Partien auch schon früher als gewöhnlich angefangen. Am 8. September haben jedoch auch die Punktspiele in den meisten anderen europäischen Ligen begonnen. Denn nur so schaffen wir es, alle Spiele in der Saison unter einen Hut zu bringen.“
Jakub Škarek: „Mir gefällt nicht, dass man schon zu Saisonbeginn ganz automatisch damit rechnet, dass Jihlava in der Relegation landen wird. Ich denke vielmehr, dass wir ein Team beieinander haben, das mehr erreichen kann.“
Die Olympischen Winterspiele finden im Februar im südkoreanischen Pyeongchang statt. Die nordamerikanische National Hockey League (NHL) hat es jedoch abgelehnt, ihre Liga deswegen zu unterbrechen, Das heißt, zum olympischen Turnier in Pyeongchang werden aller Voraussicht nach keine NHL-Spieler antreten. Bis zum Ende der vergangenen Saison hat auch Tschechiens Ikone Jaromír Jágr noch in der NHL gespielt. Seitdem aber hat er noch keinen neuen Vertrag und wird nun wohl in der laufenden Saison für den Verein spielen, den er als Mehrheitsaktionär besitzt: den tschechischen Zweitligisten Rytíři Kladno. Das wiederum hat den 45-Jährigen dazu bewogen, sich noch ein neues, großes Ziel zu setzen: die Teilnahme an den Spielen in Südkorea. Mit seiner Aussage, sich darauf gezielt vorzubereiten, hat der Megastar jedenfalls viele Eishockeyfreunde in Tschechien angenehm überrascht. Doch das letzte Wort darüber ist noch nicht gesprochen, weiß auch Josef Řezníček:
„Ich denke, dies sind bisher alles nur spekulative Meinungen. Jágr ist derzeit in Tschechien und bereitet sich auf alle Eventualitäten vor. Ich wünsche ihm, dass er noch einen neuen Vertrag in der NHL bekommt. Dann könnte er weitere Meilensteine in dieser Liga aufstellen, und Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden. Ich würde es ihm jedenfalls wünschen. Alle anderen Spekulationen, ob er nun in der Extraliga, der zweiten tschechischen Liga, und vor allem bei Olympia spielen wird, die kann nur er selbst beenden.“