Tschechische Journalisten im Irak frei

Vit Pohanka, Michal Kubal, Petr Klima (Foto: CTK)

Wie Sie bereits unseren Nachrichten entnehmen konnten, sind am Freitagabend der Redakteur des Tschechischen Rundfunks Vit Pohanka und seine zwei Kollegen vom Tschechischen Fernsehen, Michal Kubal und Petr Klima, die am letzten Sonntag von bewaffneten Rebellen im Irak entführt worden waren, frei. Mehr dazu von Gerald Schubert:

Vit Pohanka,  Michal Kubal,  Petr Klima  (Foto: CTK)
In einem ersten Statement sagte der Sprecher des tschechischen Außenministeriums, Vit Kolar, alle drei Journalisten befinden sich in guter physischer und psychischer Verfassung. Von großer Bedeutung war ihm zufolge ein Treffen des tschechischen Botschafters im Irak mit Vertretern der sunnitischen Geistlichen. Als besonders hilfsreich habe sich ein Brief der in Tschechien lebenden Moslems erwiesen, in dem diese die irakischen Rebellen zur Freilassung der tschechischen Journalisten aufriefen. Auf die Frage, von wem sie entführt worden seien, gab Kolar keine Antwort. In einem Gespräch, das Vit Pohanka kurz nach seiner Freilassung in Bagdad in einer Liveschaltung mit dem Tschechischen Rundfunk führte, sagte er:

"Es passierte so: Am Sonntagmorgen sind wir aus Bagdad Richtung Amman aufgebrochen. Nach mehreren Kilometern wurden wir an einem Checkpoint von bewaffneten Männern angehalten. Sie haben uns aus dem Auto geholt, uns die Hände auf den Rücken gefesselt und uns die Augen verbunden. Dann hat man uns irgendwohin gebracht, wo wir verhört wurden. Nach einer bestimmten Zeit verband man uns abermals die Augen, das waren dann wohl die schrecklichsten Augenblicke. Denn die Entführer haben gesagt, dass sie uns freilassen, aber dann sind wir ständig nur hin und hergefahren. Wir haben völlig die Orientierung verloren. Erst später sind wir in einer Art Werkstatt mitten auf einem Feld angekommen. Wie wir erfahren haben, war das nordwestlich von Bagdad, aber die Entfernung konnten wir überhaupt nicht einschätzen. Dort nahmen sie mit uns kurze Gespräche auf Video auf, von denen ich nicht weiß, ob sie sie schließlich verwendet haben oder nicht. Von da an waren wir glücklicherweise immer alle drei beisammen. Wir konnten schlafen, und wir hatten zu essen und zu trinken. Trotzdem: Psychisch war das eine schwierige Situation. Fast jeden Tag hat man uns gesagt: Morgen kommt ihr vielleicht frei! Und nie konnten wir sicher sein. Nun hatten wir ebenfalls Angst, dass uns die Entführer wieder nur an einen anderen Ort bringen und nur vorgeben, mit uns nach Bagdad zu fahren. Aber sie brachten uns tatsächlich in einen Vorort von Bagdad, und riefen von dort ein Taxi, das uns zur tschechischen Botschaft brachte."

Auf die Frage, ob die drei tschechischen Journalisten auch etwas über den Verbleib von Geiseln aus anderen Länder wüssten, meinte Vit Pohanka vom Tschechischen Rundfunk:

"Nein. Wir waren völlig allein. Und eigentlich war uns überhaupt nicht klar, wer uns eigentlich entführt hat. Es sah so aus, als ob uns irgendwelche Einheimischen festgehalten hatten, Bewaffnete aus irgendeinem Dorf. Es scheint so zu sein, dass wir erst nachher in die Hände einer größeren Organisation gekommen sind. Aber niemand hat uns etwas gesagt, wir wussten überhaupt nicht, was rundherum passiert. Auch über andere Geiseln wussten wir nichts. Weder, wie viele es sind, noch wo sie sind."

In einer Liveschaltung aus Bagdad sprach auch der Auslandskorrespondent des Tschechischen Fernsehens Michal Kubal über seine Erlebnisse in den vergangenen Tagen. Es sei schwer zu sagen, von wem sie gefangen genommen wurden. Sie hätten verschiedene Menschentypen um sich gehabt, unter denen auch syrische Kämpfer vermutet wurden, die zu den Hardlinern im Irak gezählt werden. Kubal schloss nicht aus, dass er und seine Kollegen entweder durch einen Fehler oder gar die Absicht des Taxifahrers den Rebelen in die Hände gefallen sein dürften.

Auf die Freilassung der tschechischen Journalisten haben bereits mehrere tschechische Politiker reagiert, unter ihnen auch Premier Vladimir Spidla, der seiner Freude Ausdruck gab.