Tschechische Landwirte bereiten Versorgungsblockaden von Handelsketten vor

Blockaden als Protestmittel scheinen den Weg offenbar auch in das Instrumentarium tschechischer Landwirte gefunden zu haben. Im März haben sie einen Grenzübergang zu Österreich aus Protest gegen billige Schweinefleischimporte für tschechische Handelsketten blockiert. Nun haben sie eine neue Protestaktion angekündigt: eine Blockade, allerdings nicht mehr an der Grenze.

Jan Veleba  (Foto: Martina Schneibergova)
Die Protestaktion, geplant von der Agrarkammer für die zweite Junihälfte, ist nach wie vor gegen die angeblich stets steigenden Einfuhren von Grundnahrungsmitteln wie Milch und Fleisch nach Tschechien gerichtet. Zwei ausgewählte Handelsketten sollen an der Versorgung ihrer Lagerräume gehindert werden. Um welche es sich handeln wird, ist noch nicht bekannt. Für die Entscheidung will man sich noch ein bisschen Zeit lassen. Jan Veleba, Präsident der Agrarkammer:

"Wir werden zunächst schnell eine Marktanalyse zu so wichtigen Waren wie Fleisch und Milch sowie Fleisch- und Milchprodukten durchführen. Je nach dem Anteil der tschechischen und der ausländischen Produkte in den einzelnen Handelsketten werden wir entscheiden, um welche von ihnen es sich handeln wird."

Foto: Archiv Radio Prag
Außer der vorgesehenen Lagerraumblockade wollen die Landwirte die Verbraucher aufrufen, mehr tschechische Produkte zu kaufen. Ein Appell wird auch an tschechische Politiker gerichtet, die es nach Velebas Meinung in den zurückliegenden zehn Jahren nicht geschafft hätten, das Verhalten der Handelsketten mit einem Gesetz wenigstens teilweise zu regeln. Petr Havel, Experte für Landwirtschaft, macht auf negative Folgen derartiger Aktivitäten aufmerksam:

"Jegliche protektionistische Maßnahmen ermöglichen eine Preissteigerung. Ihr Ziel ist es, billigere Warenimporte aus dem Ausland auf dem Binnenmarkt zu reduzieren. Die Lebensmittelpreise können dann höher bleiben und betroffen ist immer allein der Verbraucher."

Die angekündigte Protestaktion der Landwirte kritisierte bereits der Vizepräsident des tschechischen Verbandes für Handel und Fremdenverkehr, Zdenek Juracka. Gegen das Vorhaben ist auch Landwirtschaftsminister Petr Gandalovic. Die Form des Protestes ist seiner Meinung nach für keine Seite von Vorteil, schon gar nicht für die Verbraucher. Gandalovic verwies unter anderem darauf, dass der EU-Markt allen die gleichen Bedingungen garantiere. So wie man Produkte nach Tschechien einführt, so können auch tschechische Landwirte ihre Waren ausführen, was, so Gandalovic, auch geschehe.