Tschechische Meinungen zum Krisengipfel: Abschlag für tschechische Banken kein Problem

Der mit Spannungen erwartete EU-Krisengipfel wurde in der Nacht auf Donnerstag beendet. Nach langem Tauziehen haben sich die führenden Politiker der Eurozone in Brüssel auf ein Maßnahmenpaket geeinigt, das die Schuldenkrise eindämmen soll.

Foto: Archiv Radio Prag
Die Länder der Eurozone haben sich auf ein Packet von Maßnahmen geeinigt: Zunächst soll die Schlagkraft des Rettungsfonds EFSF mit einem sogenannten Hebel auf eine Billion Euro erhöht werden. Die Banken müssen sich mit einer Reduzierung von 50 Prozent auf griechische Staatsanleihen anfreunden und sich rund 106 Milliarden Euro frisches Kapital besorgen. Und dann soll noch die Haushaltspolitik der 17 Staaten der Eurozone demnächst stärker beaufsichtigt werden.

Miroslav Kalousek
Der Kommentator der täglich erscheinenden Wirtschaftszeitung E15, Igor Záruba, ist von den Resultaten des Gipfels nicht überrascht:

„Ich meine, es ist genau das passiert, was wir alle erwartet haben. Die Politiker haben sich getroffen, haben sich auf etwas geeinigt, und die Details der Maßnahmen müssen im Nachhinein noch präzisiert werden.“

Finanzminister Miroslav Kalousek zufolge hat die Eurozone bislang das schwerste Problem, die Situation im Banksektor, nicht lösen können:

ČSOB
„Wenn die harte Kernkapitalquote der Banken auf neun Prozent angehoben werden soll, kann es für eine ganze Reihe westeuropäischer Banken, die viele griechische Staatsanleihen halten, ein großes Problem darstellen, gutes Geld für ihre Rekapitalisierung zu finden. Probleme könnten auch die einzelnen nationalen Regierungen bekommen. Denn diese könnten nicht imstande sein, das Kapital zur Verfügung zu stellen, ohne die Finanzierung ihres Staates zu gefährden.“

Für die tschechischen Banken scheinen die getroffenen Vereinbarungen kein großes Problem darzustellen. Die tschechischen Bankinstitute hatten griechische Staatsanleihen für 500 Millionen Euro gehalten. Der Großteil davon ist jedoch bereits abgeschlagen worden. Dies betrifft vor allem die Banken Komerční banka, ČSOB und UniCredit-Bank. Auch wenn die Banken demnächst einen weiteren Teil der griechischen Schulden abschreiben, wird sich das auf ihre Gewinne nicht bedeutend auswirken, meint der Finanzanalytiker der Maklergesellschaft Cyrrus, Marek Hatlapatka. Er nennt ein Beispiel:

„Im zweiten Quartal hat die Bank ´Komerční banka´ griechische Staatsanleihen für 68 Millionen Euro abgeschrieben. Nach der Vereinbarung des jetzigen Krisengipfels ist zu erwarten, dass sie noch einmal dieselbe Summe abschreiben wird. Dies wird natürlich zur Senkung ihres Netto-Jahresgewinns führen. Trotzdem wird ihr Gewinn bei zehn Milliarden Kronen liegen, das ist noch immer solide. Es ist wichtig, dass es sich um einen einmaligen Abschlag handelt, der sich nicht wiederholen wird. Ich halte den Einfluss des Abschlags auf die Banken für sehr begrenzt.“

Kritisch gegenüber den Politikern der Eurozone äußerte sich der Präsident der tschechischen Wirtschaftskammer, Petr Kužel. Sie hätten in der jetzigen Situation mit den Banken einfachere Regeln für die Kreditvergabe an Privatunternehmer aushandeln sollen, meint er:

„Die europäischen Politiker hatten eine einzigartige Gelegenheit, mit den Banken zu reden. Wir befürchten nun, dass die Banken uns Unternehmern fast nichts mehr leihen werden.“