Tschechische Musiker und der Sudetendeutsche Tag

Sudetendeutscher Tag in Augsburg (Foto: Martina Schneibergová)

Das Westböhmische Symphonieorchester Marienbad hat den diesjährigen Sudetendeutschen Tag musikalisch umrahmt.

Sudetendeutscher Tag in Augsburg  (Foto: Martina Schneibergová)
Beim diesjährigen Sudetendeutschen Tag in Augsburg waren sie nicht zu übersehen und zu überhören. Die Mitglieder des Westböhmischen Symphonieorchesters aus Mariánské Lázně / Marienbad wurden zudem mehrmals mit großem Applaus belohnt. Die tschechischen Musiker waren aus eigener Initiative nach Augsburg zu kommen.

Eine Komposition von Walther Prokop erklang unter anderem im Goldenen Saal des Augsburger Rathauses. Es war der Festabend, an dem der Sudetendeutsche Tag in diesem Jahr eröffnet wurde. Dazu spielte das Westböhmische Symphonieorchester Marienbad unter der Leitung von Martin Peschik. Das Orchester aus Tschechien nahm aber nicht nur am Eröffnungsabend teil, sondern umrahmte auch weitere Veranstaltungen in Augsburg musikalisch. Der Orchesterdirektor Milan Muzikář hatte die Idee, einmal beim Pfingsttreffen der Sudetendeutschen zu spielen. Gefragt nach den Gründen, sagte der Fagottist, dies sei eine lange Geschichte:

Milan Muzikář  (Foto: Archiv des Sinfonieorchesters des Tschechischen Rundfunks)
„Ich stamme aus Frýdlant. Vor etwa 15 Jahren fing ich an, mich für die Geschichte der früheren Sudetengebiete zu interessieren. Ich wollte wissen, wie es mit der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung war und warum diese das Land verlassen musste. Mittlerweile habe ich viele Dokumente studiert und Bücher gelesen. Im Februar 2017 bin ich zum Direktor des Westböhmischen Symphonieorchesters in Mariánské Lázně ernannt worden. Die Kurstadt liegt im ehemaligen Sudetengebiet. Ich habe ein Konzept für das Orchester ausgearbeitet. Und eine der ersten Ideen war, zusammen mit den Symphonikern am Sudetendeutschen Tag teilzunehmen:“

Nicht lange dauerte es, und das Vorhaben war verwirklicht. Er habe einfach die richtigen Menschen getroffen, so der Musiker. Die Auftritte in Augsburg hätten ihn sehr gefreut.

„Da ich aus dem ehemaligen Sudetengebiet komme, weiß ich, dass sich die Vertreibung der deutschsprachigen Bewohner negativ auf die Gegend ausgewirkt hat. Dies ist bis heute zu merken. Für mich haben die Gastauftritte beim Pfingsttreffen eine symbolische Bedeutung. Erstens bin ich davon überzeugt, dass Musik die Menschen schon immer miteinander verbunden hat. Zweitens ist es notwendig, dass wir als die jüngere Generation die Geschichte kennen. Ich habe mir im Vorfeld gesagt: Klappt es mit der Teilnahme, dann könnten wir dazu beitragen, dass auch diejenigen, die nicht an die Versöhnung glauben, einsehen, dass diese richtig und normal ist.“

Westböhmisches Symphonieorchester  (Foto: Miroslav Svítek,  Public Domain)
Milan Muzikář hatte von Anfang an eine klare Vorstellung davon, welche Komponisten das Orchester in Augsburg spielen sollte. Er wollte Werke von Antonín Dvořák und Johannes Brahms aufführen, sagt er:

„Dies ist ein Beispiel für eine deutsch-tschechische Verbindung. Denn wo wäre Antonín Dvořák ohne Johannes Brahms geblieben? Brahms hat ihm sehr geholfen, und Dvořák ist dann bald weltberühmt geworden. Zudem habe ich Kompositionen von Carl Stamitz ausgesucht, der zur Mannheimer Schule gehörte, sowie von Jan Zach und Joseph Fiala. Die beiden Letztgenannten wurden in Böhmen geboren, starben aber in Deutschland. Wir wurden auch gebeten, Kompositionen von Walther Prokop zu spielen, der mit dem Kulturpreis ausgezeichnet wurde. Wir haben zwei seiner Werke beim Festabend im Rathaus intoniert, und das Echo war sehr gut.“

Mehr über das Westböhmische Symphonieorchester Marienbad erfahren Sie auch in Deutsch unter www.zso.cz.