Tschechische Politiker reagieren auf tödlichen Raketeneinschlag im Osten Polens

Eine Rakete hat am Dienstag polnisches Territorium getroffen

Am Dienstag wurden im polnischen Dorf Przewodów an der Grenze zur Ukraine zwei Menschen nach dem Einschlag einer Rakete getötet. Ersten Informationen vom Abend zufolge schien es, als habe es sich um ein russisches Geschoss gehandelt. Am Mittwochmittag informierte Polens Präsident Andrzej Duda jedoch, dass vermutlich eine ukrainische Rakete der Auslöser der Explosion gewesen sei. Es habe sich um einen tragischen Zwischenfall gehandelt, so Duda. Zu dem Vorfall in der Woiwodschaft Lublin haben sich auch tschechische Politiker geäußert.

Wie genau es zu dem Unglück kam, ob es sich um eine russische oder eine ukrainische Rakete gehandelt hat, wer sie abgefeuert hat und ob es sich um ein Versehen, einen technischen Defekt oder einen Vorsatz handelte – all das war zunächst unklar. Und noch immer sind nicht alle Einzelheiten geklärt. Am Mittwochmittag ging jedoch die polnische Regierung vor die Presse. Präsident Andrzej Duda teilte mit, nichts deute auf einen absichtlichen Angriff etwa von russischer Seite hin. Vielmehr habe es sich allem Anschein nach um einen verirrten Flugkörper der ukrainischen Luftabwehr gehandelt, aller Voraussicht eine S-300 Rakete sowjetischer Bauart.

Am Dienstagabend lagen diese Informationen noch nicht vor. Kurz nachdem verschiedene Medien über den vermeintlich russischen Raketenangriff informierten, bei dem zwei Polen ums Leben gekommen waren, teilte Tschechiens Premier Petr Fiala (Bürgerdemokraten) via Twitter mit:

„Sollte Polen bestätigen, dass die Raketen auch sein Staatsgebiet getroffen haben, handelt es sich um eine weitere Eskalation vonseiten Russlands. Wir stehen fest hinter unserem Partner in der EU und der Nato.“

Ähnlich äußerte sich noch am Abend auch Verteidigungsministerin Jana Černochová (Bürgerdemokraten):

„Wir werten das bewiesene Abfeuern russischer Raketen auf Polen aus. Ob es sich nun um ein Versehen gehandelt hat oder um eine Provokation – Russland eskaliert den Konflikt erneut. Und das muss Folgen haben.“

Das bewiesene Abfeuern russischer Raketen, diese These Černochovás scheint nach aktuellen Informationen widerlegt. Die Ministerin verteidigte ihren Tweet am Mittwochmittag dennoch in der Sitzung des Abgeordnetenhauses. Sie sei vom aktuellen Informationsstand am Dienstagabend ausgegangen, sagte Černochová vor dem Parlament. Außerdem betonte sie, dass Russland für den Tod der beiden Polen verantwortlich sei. Denn hätte das Land die Ukraine nicht angegriffen, würden keine Raketen fliegen, so die Verteidigungsministerin.

Am Mittwochmorgen äußerte sich Jaroslav Kurfürst, der Staatssekretär für Europäische Angelegenheiten im Außenministerium, zu dem Vorfall. Zu diesem Zeitpunkt kursierten bereits einige Meldungen, es könne sich um eine ukrainische Rakete handeln…

„Wir haben Polen unsere volle Unterstützung zugesichert. Selbstverständlich haben wir zudem unser Bedauern zum Ausdruck gebracht und den Hinterbliebenen der beiden Opfer, der polnischen Regierung und dem Land kondoliert. Wir wollen nichts übereilen und warten von daher auf weitere Informationen, mit denen im Verlaufe des Tages zu rechnen ist.“

Kurfürst betonte in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks außerdem:

„Wenn es nötig ist, sind wir bereit, Polen unsere Solidarität zu zeigen. Wenn es eine Möglichkeit geben sollte, Hilfe zu leisten, wird die tschechische Regierung Wege finden, dies zu tun.“

Am Montagmorgen telefonierte auch Außenminister Jan Lipavský (Piraten) mit seinem polnischem Amtskollegen Zbigniew Rau. Seinen eigenen Angaben auf Twitter zufolge sagte Lipavský dabei Polen die tschechische Unterstützung bei den Ermittlungen zu.

Auf Twitter äußerte sich auch der Generalstabschef der tschechischen Armee, Karel Řehka. Man müsse derzeit Ruhe bewahren und auf weitere Informationen aus Polen warten, sagte der Militär. Zugleich betonte er, dass die tschechische Armee vorbereitet sei auf jegliche Aktionen, welche die Nato als Reaktion beschließen könnte.

Jiří Šedivý | Foto: Kateřina Cibulka,  Tschechischer Rundfunk

Zu dem Vorfall in Ostpolen sprach auch der ehemalige Generalstabschef Jiří Šedivý. In den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks legte er dar, woran es ihm zufolge in den östlichen Nato-Mitgliedsstaaten derzeit fehle:

„Wie brauchen zum Beispiel mehr Flugabwehrsysteme, die reagieren können. Außerdem benötigen wir Waffen mit einer geringen Reichweite. Diese Systeme sind unabdingbar, um das unmittelbare Grenzgebiet zur Ukraine zu schützen.“

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