Tschechischer Ministerpräsident Zeman im Vatikan

Johannes Paul II.

Der tschechische Ministerpräsident Milos Zeman ist am Sonntag zu einem dreitägigen Staatsbesuch in die italienische Hauptstadt Rom gereist. Am Vortag der Verhandlungen mit italienischen Spitzenrepräsentanten traf Zeman auch mit Papst Johannes Paul II. zusammen. Marketa Maurova berichtet.

Milos Zeman
Das Oberhaupt der katholischen Kirche hat den tschechischen Premier Milos Zeman und seine Frau zu einer Privataudienz empfangen. Sie tauschten sich über die soziale Dimension des Lebens und über die Transformation der postkommunistischen Wirtschaft aus. Der Papst bedankte sich in seiner Rede bei Zeman und seiner Regierung dafür, dass die Verhandlungen zur Normalisierung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirchen "in Bewegung geraten sei".

Am Abend - nach einem Konzert des Staatlichen Philharmonischen Orchesters aus Brno/Brünn im Vatikan, das im Rahmen des Jubiläumsjahres 2000 stattfand und den eigentlichen Anlass zum Besuch des tschechischen Regierungschefs im Vatikan gab - traf Premier Milos Zeman sowie Kulturminister Pavel Dostal und der stellvertretende Außenminister Martin Palous mit dem Staatssekretär des Vatikans, Angelo Sodano, zusammen. Hauptthema ihres Gespräches war der immer noch ausstehende bilaterale Vertrag zwischen Prag und dem Vatikan.

Johannes Paul II.
Tschechien hat als einer von wenigen europäischen Reformstaaten seine rechtlichen Beziehungen zum Kirchenstaat noch nicht formell verankert. Der Staatssekretär wurde davon informiert, dass die tschechische Regierung den Vertrag bis zum Mai kommenden Jahres vorbereiten will. Sodano war mit diesem Termin einverstanden und betonte, dass er in keinem Fall einen Druck auf die Tschechische Republik ausüben wolle. Kulturminister Pavel Dostal unterrichtete den Staatssekretär des Vatikans unter anderem davon, dass man in Tschechien die Schaffung eines Kirchenfonds vorbereitet. In diesen Fonds soll Besitz eingebracht werden, der zur Zeit des kommunistischen Regimes den Kirchen enteignet worden war. Gerade der Streit um die Rückgabe des konfiszierten Kirchenbesitzes zieht sich jedoch in Tschechien seit bereits elf Jahren hin. Die katholische Kirche würde es begrüßen, wenn diese Frage in den bilateralen Vertrag mit dem Vatikan eingebracht worden wäre. Die Repräsentanten des Staates lehnen es jedoch ab und betrachten die Kirchenrestitutionen als eine innere Angelegenheit der Tschechischen Republik. Sowohl auf der Seite der Kirchen als auch der Politiker erwartet man schwierige und langdauernde Verhandlungen in dieser Sache.

An den Besuch im Vatikan knüpfen am Montag offizielle Gespräche Zemans mit Spitzenrepräsentanten Italiens an, die sich besonders auf die europäische Integration und deren Sicherheitsaspekte konzentrieren. Die bilateralen Beziehungen mit Italien bezeichnete Zeman als unproblematisch und äußerte, es freue ihn, dass man sich in Ruhe hauptsächlich Wirtschaftsfragen widmen könne. Allerdings weist die tschechische Handelsbilanz im direkten Vergleich ein Defizit von rund 500 Millionen Dollar auf. Aus diesem Grund wolle sich die Wirtschaftsdelegation in Rom um bessere Export- Chancen für tschechische Unternehmen bemühen. Der tschechische Regierungschef wird auf seiner Reise von drei Ministern sowie einer Wirtschaftsdelegation begleitet.