Tschechisches Bergsteigerduo will pakistanischen Gipfel Masherbrum über Westwand besteigen

Masherbrum

7821 Meter misst der Masherbrum in Pakistan. Er ist somit zwar kein Achttausender, steht aber immerhin auf Rang 22 der höchsten Berge der Erde. Bisher wurde er das Ziel von lediglich vier Expeditionen. Zur Erstbesteigung kam es 1960 durch eine US-amerikanisch-pakistanische Gruppe. Erst 25 Jahre später, also 1985, wurde der Gipfel wieder erreicht, und zwar auf zwei verschiedenen Routen von einem japanischen und einem österreichischen Team. Nach nunmehr 37 Jahren will jetzt eine Gruppe tschechischer Bergsteiger dem Gipfel einen Besuch abstatten.

Marek Holeček und Radoslav Groh | Foto:  Archiv von Marek Holeček

Radoslav Groh, Marek Holeček und Tomáš Petreček sind in diesen Tagen auf dem Weg nach Pakistan. Anfang August wollen sie dort den Masherbrum bezwingen, der der siebthöchste Berg im Gebirge Karakorum ist. Dabei wählen die drei Männer den Weg über die bisher noch unbezwungene Westwand. Radoslav Groh sagte dazu in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks:

„Die Vision, diese Route als überhaupt erste zu erblicken, macht das Projekt natürlich anstrengend. Die treibende Kraft ist dabei Marek. Er kennt die Berge, hat ein Auge dafür und zeichnet uns die Linie vor, die wir klettern. Wir versuchen, möglichst viele Informationen über den Berg zu bekommen – Kartendaten und Fotos etwa. Aber es gab dort bisher wirklich nur sehr wenige Expeditionen, und deshalb haben wir kaum Grundlagen. Die Auseinandersetzung mit der Wand vor Ort wird dann also sehr intensiv sein.“

Masherbrum | Foto: Kogo,  Wikimedia Commons,  GNU Free Documentation License

Ein Grund dafür, warum bisher nicht viele Menschen den Masherbrum bestiegen haben, könnte sein, dass er kein Achttausender ist und sich das Interesse deshalb in Grenzen hält. Aber ebenso spielt sicher die Schwierigkeit des Berges eine Rolle, der auch „K1“ genannt wird.

Doch Radoslav Groh und sein Team besteigen nicht das erste Mal einen derart hohen Berg. Wie fühlt es sich an, sich an einem Ort zu bewegen, an dem noch nie zuvor jemand war?

„Das ist natürlich ein phänomenales Gefühl und nur schwer mit irgendetwas anderem zu vergleichen“, sagt Groh. „Es ist einfach wunderbar, ein Gebiet zu durchdringen, in dem noch kein Mensch vorher war. Aber wir haben auch Befürchtungen, ob wir die Probleme lösen können, die uns an der Wand erwarten. Oft ist eine Rückkehr nicht möglich. Es ist also auch Entschlossenheit gefragt.“

Entschlossenheit hat Radoslav Groh bereits im vergangenen Jahr bewiesen. Denn gemeinsam mit Marek Holeček bestieg er den Berg Baruntse in Nepal. Dafür wählten sie als erste die Nordwestwand des Berges. Die Route nannten sie auf Englisch „Heavenly Trap“, also etwa „himmlische Falle“. Damit erinnerten sie an zwei tschechische Bergsteiger, die wenige Jahre zuvor auf der gleichen Route spurlos verschwunden sind. Auch Radoslav Groh und Marek Holeček hingen aufgrund eines Schneesturms vier Tage lang kurz unter dem Gipfel fest. Schließlich gelang ihnen jedoch der Aufstieg. Radoslav Groh:

Marek Holeček und Radoslav Groh bestiegen 2021 den Berg Baruntse in Nepal | Foto:  Archiv von Radoslav Groh

„Wir haben deswegen keine größere Angst. Nach unserem Versuch dort wissen wir jetzt, dass wir mit ein wenig Selbstentäußerung auch Situationen meistern können, in denen uns das Schicksal nicht hold ist. Ich denke, das Glück wird jetzt auf unserer Seite stehen, und alles wird glattgehen.“

Über den Aufstieg der beiden Tschechen entstand damals ein Film. Er trägt den gleichen Namen wie die gewählte Route: „Heavenly Trap“. Der Regisseur des Streifens war Tomáš Galásek. Er wird Radoslav Groh und Marek Holeček auch diesmal begleiten – und zwar auf dem Weg von Tschechien über Islamabad bis ins Basislager. Mit auf den Masherbrum steigen wird er jedoch nicht:

„Ich habe starke Teleobjektive und kann Radoslav und Marek damit an der Felswand, die etwa zwei, drei Kilometer groß ist, sehen und filmen. Was direkt an der Wand passiert, nehmen die GoPro-Kameras der beiden auf. Die Zuschauer sehen zudem das Geschehen aus meiner Perspektive vom Hang gegenüber. Ich nehme aber vor allem die Reise bis zum Basiscamp auf. Dann liegt fast alles in der Regie von Radoslav und Marek.“

Masherbrum | Foto: Muzamil Hussain Toori,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED

Radoslav Groh ist optimistisch, dass der Aufstieg gelingt:

„Wir sind auf einen großen Kampf vorbereitet. Wir haben für ungefähr zehn Klettertage gepackt. Sollte es nötig sein, sind wir aber auch darauf vorbereitet, möglichst lange auszuhalten. Ich bin einfach froh, wenn wir uns wacker schlagen und die Zeit dort genießen.“