Dramatische Rettung tschechischer Bergsteiger im Karakorum
Zwei tschechische und ein pakistanischer Bergsteiger, die im Karakorum in Not geraten waren, sind nach mehreren Tagen gerettet worden. Beim Abstieg vom nur schwer zugänglichen Berg Rakaposhi waren sie wegen einer Lawine auf 6900 Metern Höhe nicht weitergekommen.
Der Rakaposhi gehört mit 7788 Metern zwar nicht zu den allerhöchsten Bergen der Welt. Doch er gilt als äußerst schwer zu bezwingen, da er rund 6000 Meter aus dem Tal herausragt. Die tschechischen Bergsteiger Jakub Vlček und Petr Macek standen am Freitag vergangener Woche zusammen mit ihrem pakistanischen Kollegen und Helfer Wajidullah Nagri auf dem Gipfel. Beim Abstieg blieben sie jedoch wegen tiefem Schnee stecken. Per SMS-Nachrichten und Satelliten-Telefon gelang es ihnen, sowohl ihre Angehörigen zu informieren, als auch um Hilfe zu rufen.
Die pakistanische Armee suchte in der Folge per Hubschrauber nach den Dreien. Erst am Montag wurden sie entdeckt. Währenddessen lauteten die Meldungen der pakistanischen Zeitung „Dawn“, einer der beiden Tschechen leide akut unter der Höhenkrankheit, und der andere kämpfe mit Erfrierungen. Dem Pakistani Nagri gehe es aber gut, hieß es.
Die Rettung gestaltete sich äußerst schwierig. Auf 6900 Meter Höhe konnte der Hubschrauber nicht landen. Deswegen war der Plan, die Bergsteiger aus der Luft mit Kletterseilen, Wasser und Lebensmitteln sowie Medikamenten zu versorgen und sie auf unter 6000 Meter herabsteigen zu lassen. Wegen schlechten Wetters gelang es aber erst am Dienstag, das Hilfspaket abzuwerfen. Am Mittwochmorgen wurden die Bergsteiger vom Rettungshubschrauber eingesammelt und in die Stadt Gilgit gebracht. Ihnen gehe es insgesamt gut, hieß es. Und Jakub Vlček schilderte sogar in einem Telefongespräch für die Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks die letzte Phase der Rettungsaktion:
„Am Morgen sind wir praktisch davon überrascht worden, dass wir noch weggeflogen werden können. Wir sind dann in den Helikopter gesprungen und sind auch froh darüber. Auf der anderen Seite hatten wir in dem Moment schon damit gerechnet, aus eigener Kraft komplett abzusteigen. Am Morgen waren wir aufgestanden und hatten uns gefragt, was wir frühstücken, um noch heute den letzten Abschnitt bis nach unten zu bewältigen.“
Im Tal wurden die Bergsteiger erst einmal im örtlichen Krankenhaus durchgecheckt. Außer Erfrierungen bestanden jedoch keine Komplikationen.
Doch die Bezwingung des Rakaposhi könnte noch ein Nachspiel haben. Die pakistanischen Behörden behaupten nämlich, Vlček und Macek seien ohne die nötige staatliche Bewilligung zu der Bergtour aufgebrochen. Das aber weist Jakub Vlček zurück:
„Eigentlich hatten wir die Erlaubnis schon. Doch die Summe, die wir zahlen sollten, lag sechsmal höher als normal. Deswegen haben wir den Vertrag mit der entsprechenden Agentur gekündigt und eine andere gefunden, die dies zur gängigen Provision macht. Die erste Agentur, die wir beauftragt hatten, hat dies aber blockiert. Sie muss von sich aus stornieren, was ein unglaublicher Papierkram ist.“
In jedem Fall wird es nach der gelungenen Rettung einiges zu klären geben. Ein tschechischer Bergsteigerkollege vermutete Anfang der Woche, dass Vlček und Macek für die Besteigung des Rakaposhi zu unerfahren gewesen sein könnten. Auf der anderen Seite widersprach Jakub Vlček den pakistanischen Berichten, dass er oder Macek gesundheitliche Probleme gehabt hätten. Es sei vielmehr Wajidullah Nagri gewesen, dem beim Abstieg geholfen werden musste, wurde der Tscheche von der Presseagentur ČTK zitiert.
Übrigens konnte der Rakaposhi erst 1958 zum ersten Mal bezwungen werden, und zwar von den britischen Bergsteigern Mike Banks und Tom Patey.