Türkei ist Hauptdarsteller der Maschinenbaumesse in Brünn

Foto: Press kit, Archiv MSV

In der mährischen Großstadt Brno / Brünn hat am Montag die 55. Internationale Maschinenbaumesse (MSV) begonnen. Die Leistungsschau gilt als die größte ihrer Art in Mitteleuropa und wird deshalb stets als ein aktueller Gradmesser in dieser Branche angesehen. Aber nicht nur in Europa ist die tschechische Wirtschaft derzeit aktiv. Auf dem internationalen East-West Business Forum, das Ende September in Prag stattfand, wurde deutlich: Auch in Afrika wird sich Tschechien immer stärker engagieren.

Foto: Press kit,  Archiv MSV
Nach den Jahren der Krise hatte sich die Maschinenbaumesse in Brünn bereits im vergangenen Jahr gut erholt. Die Teilnahme von knapp 1900 Ausstellern aus über 30 Ländern zeigte, dass die Resonanz ungebrochen ist und dass die Branche wieder zu neuen Ufern strebt. In diesem Jahr allerdings ist der Zuspruch wieder etwas geringer, verrät Messedirektor Jiří Rousek:

„Auf der Messe stellen 1550 Firmen aus 28 Ländern aus. Eine ganze Reihe von ihnen präsentiert wieder mehr Neuheiten und Innovationen, die das größte Interesse unter den Teilnehmern und Besuchern der Messe hervorrufen.“

Jiří Rousek  (Foto: MM Průmyslové spektrum)
Der Rückgang hat plausible Gründe – zwei Länder, die im Vorjahr besonders stark vertreten waren, sind dieses Mal nur relativ gering präsent, so Rousek:

„Im vorigen Jahr hatten wir eine enorme Teilnahme aus Indien, aus diesem Land waren fast 140 Aussteller in Brünn. Auch die Russische Föderation war mit rund 100 Firmen stark vertreten. Beide Länder dürften im kommenden Jahr wieder mit einer größeren Anzahl an Unternehmen erscheinen.“

Die große Resonanz aus Indien ist leicht erklärbar: Im Jahr 2012 war der asiatische Staat das Partnerland der Messe. In diesem Jahr fiel die Wahl des Hauptdarstellers auf die Türkei. Zu den Gesichtspunkten dieser Wahl sagt Rousek:

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„Wir haben der Türkei die Partnerschaft angeboten aus einem einfachen Grund: Die tschechischen Firmen aus den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik haben ein außerordentlich großes Interesse an diesem Markt. Die türkische Wirtschaft ist in einer stabilen Wachstumsphase, was dazu führt, dass auch tschechische Unternehmer immer mehr in dieses Land exportieren. Darüber hinaus suchen sie weitere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit.“

Die Brünner Maschinenbaumesse weist aber noch einen zweiten stabilen Faktor auf: Das Gastland mit der größten Teilnehmerzahl ist einmal mehr die Bundesrepublik Deutschland. Das jedoch ist für Rousek schon etwas ganz Normales:

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„Deutschland ist traditionell unser bedeutendster Partner. Das liegt allein schon daran, dass Deutschland für Tschechien auch der größte Handelspartner ist. Daher ist die Dominanz der deutschen Aussteller auf der Messe nur logisch.“

Einer der Messeschlager sind auch in diesem Jahr wieder die Neuheiten auf dem Gebiet der Automatisierungstechnik. Jiří Rousek erklärt, warum dieser Zweig stets ein Renner ist:

„Automatisierungstechnik ist nicht nur in jeder Hinsicht notwendig, sondern sie ebnet auch den Weg dafür, dass sowohl die Wettbewerbsfähigkeit als auch die Effizienz der Produktion ständig erhöht werden. Das heißt, neue Lösungen auf automatisierter Basis stehen stets im Zentrum des Interesses.“

Und weil dem so ist, verweist Rousek abschließend auch noch auf ein paar Highlights der Messe:

„Im Pavillon Z ist der Roboterpark aufgebaut, und dort können die Besucher mehreren Industrierobotern direkt bei der Arbeit zuschauen.“


Tschechiens Firmen nutzen gute Absatzchancen in Afrika

Quelle: Martin23230,  Wikimedia CC BY-SA 3.0
Im harten Kampf um dauerhafte Absatzmärkte strecken die tschechischen Exporteure neuerdings ihre Fühler auch verstärkt nach Afrika aus. In vielerlei Hinsicht muss sich der Schwarze Kontinent auch heute noch mit einer Reihe von Vorurteilen auseinandersetzen, das ökonomische Potenzial von Afrika lag deshalb sehr lange brach. In den zurückliegenden zehn Jahren hat sich dies aber grundlegend geändert, auch wenn es auf dem riesigen Kontinent noch immer Regionen gibt, in denen extreme Armut herrscht. Dennoch durchlebt Afrika momentan die wohl erfolgreichste Epoche seiner modernen Geschichte: Im vergangenen Jahrzehnt betrug der Zuwachs des Bruttokontinentalprodukts jährlich rund fünf Prozent. Das ist ein schnelles Wachstum gemessen an den Vergleichszahlen in Europa. Den afrikanischen Aufwärtstrend wollen nun auch die tschechischen Exporteure verstärkt ausnutzen. Der Vorsitzende der Internationalen Handelskammer in Tschechien, Michal Mejstřík, erläutert, warum sich der tschechische Zugang zu Afrika inzwischen geändert hat:

Michal Mejstřík  (Foto: Alžběta Švarcová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Nach Afrika haben wir in den 1950er und 1960er Jahren exportiert, als der Kontinent industrialisiert wurde. Die damals noch tschechoslowakischen Unternehmen hatten ziemlich gute wirtschaftliche Beziehungen zu afrikanischen Ländern. Dann aber zeigte sich, dass eine Vielzahl von Krediten, die dem Kontinent gewährt wurden, nicht zurückgezahlt wurde. Nach 1989 öffneten sich den tschechischen Unternehmern auf einmal die Märkte in Westeuropa in einer ganz neuen Form – die Bonität der Kunden war bedeutend größer, und man begann sehr intensiv, die Entwicklung auf diesen nahen Märkten auszuweiten und zu vertiefen. Das ist viel leichter als ein Handel in Afrika und daher auch nachvollziehbar. Das kulturelle Milieu von Afrika indes wurde für lange Jahre als etwas weit Entferntes wahrgenommen.“

Baťa in Afrika  (Foto: Archiv Baťa)
Tschechische Firmen wie Sigma, Koh-i-noor, Baťa oder Škoda haben in Afrika nach wie vor einen guten Ruf. Besonders schnell schreitet die Entwicklung in Südafrika, Ghana und den frankophonen Ländern wie Senegal, Benin und Togo voran. In diesen Ländern sind auch starke europäische Banken vor Ort. Nach Auffassung von Mejstřík aber haben tschechische Produkte die besten Absatzchancen vor allem in Nordafrika:

„Historisch gesehen hat Ägypten das größte Potential. Die gegenwärtig politisch instabile Situation im Land sorgt allerdings für einige Probleme. Ansonsten kann man Ägypten als ein relativ gut entwickeltes Land ansehen, als ein Land mit sehr vielen Einwohnern, von denen eine nicht unerhebliche Zahl auch vermögend ist. Das führt dazu, dass tschechische Konsum- und Luxusgüter wie zum Beispiel die Pkws von Škoda sehr gefragt sind. Nach Ägypten exportieren wir auch regelmäßig Bahnschienen und andere Dinge zur Verbesserung der Infrastruktur. Ägypten ist ein wirklich interessanter Markt für uns. Andere Länder wie zum Beispiel Gabun oder Senegal haben großes Interesse am Ausbau ihrer Lebensmittelbranche und der verarbeitenden Industrie. Dort haben auch wir gute Absatzchancen, denn die für dieses Segment geforderten Produkte sind ziemlich eindeutig.“

Jiří Plecitý  (Foto: Europäische Kommission)
Eines der tschechischen Unternehmen, das schon viele Jahre nach Afrika exportiert, ist die Firma Linet. Sie ist Hersteller von Krankenbetten und weiterer medizinischer Technik – diese Produkte seien auf dem Schwarzen Kontinent besonders gefragt, versichert Firmenvertreter Jiří Plecitý:

„Natürlich waren es zunächst in erster Linie die nordafrikanischen Länder wie Marokko oder Ägypten, in die wir unsere Produkte geliefert haben. Längere Zeit schon exportieren wir aber auch nach Südafrika. Das ist jedoch keine Überraschung, denn das sind Märkte, die nicht sonderlich kompliziert sind. Gegenwärtig konzentrieren wir uns verstärkt auf weitere Staaten, denn in vielen afrikanischen Ländern wird derzeit in das Gesundheitswesen investiert. Es entsteht eine ganze Reihe neuer Krankenhäuser, und ich denke, dass wir für deren Ausstattung einiges zu bieten haben. Die Länder, auf die wir uns jetzt konzentrieren, sind Kenia und Tansania, aber auch Ruanda, Uganda, Namibia und Botswana.“

Dieses Beispiel zeigt eindeutig, dass der Kontinent mittlerweile bessere Chancen für Unternehmen bietet. Angesichts dieser Aussichten war es kein Zufall, dass das diesjährige East-West Business Forum in Prag unter dem Motto „Emerging Africa“ stand.