Überall Kafka: Kulturprogramm zum Jubiläumsjahr in Prag vorgestellt

Am 3. Juni wird es genau 100 Jahre her sein, dass Franz Kafka im österreichischen Kierling an Tuberkulose starb. An diesen Jahrestag wird in Tschechien mit zahlreichen Veranstaltungen und kulturellen Adaptionen erinnert. In Prag fährt seit Dienstag sogar eine Kafka-Tram.

Tomáš Řehák | Foto: Jessica Petrů,  Tschechischer Rundfunk

Dem Konterfei Franz Kafkas, der zumeist etwas bedrückt dreinschaut, kann man dieser Tage vielerorts in Tschechien begegnen. So nun auch auf einer Straßenbahn, die durch die Prager Innenstadt fährt. Gründe dafür gebe es eine ganze Reihe, sagt Tomáš Řehák, Direktor der Stadtbibliothek Prag:

„Kafka war ein sehr moderner Mensch, der sich für Technik interessierte. Aber es gibt auch eine literarische Verbindung zur Tram und zu dem Ort, an dem wir gerade stehen – nämlich neben dem Planetarium im Stromovka-Park. Wenn unsere Hörer ‚Die Verwandlung‘ von Kafka gelesen haben, wissen sie vielleicht, dass der letzte Abschnitt sehr wahrscheinlich hier spielt und eben mit der Straßenbahn zu tun hat.“

Das Foto von Franz Kafka an der Fassade des Arco-Cafés | Foto: Martina Kutková,  Radio Prague International

Das Fahrzeug zieren nicht nur das Porträt des Schriftstellers, sondern auch Zitate aus seinen Werken. Und es findet sich auch der Hinweis auf die Homepage kafka2024.de. Dort wird auf Tschechisch, Deutsch und Englisch über die Veranstaltungen im Kafka-Jahr informiert – und dies nicht nur in Prag, Brünn oder Pilsen, sondern ebenso in Berlin, München, Wien, Amsterdam oder Venedig. Initiiert wurde die Plattform vom Adalbert Stifter Verein. Und noch weitere deutsche Akteure sind zum Kafka-Jahr in Prag aktiv. So sagt die stellvertretende deutsche Botschafterin, Petra Dachtler:

„Franz Kafka hat auch für Deutschland eine große Bedeutung, denn er schrieb ja auf Deutsch. Darum beteiligt sich auch die deutsche Seite an der Organisation verschiedener Veranstaltungen – einschließlich der Botschaft, aber vor allem eben der Adalbert Stifter Verein aus München.“

Für Kafka2024 arbeitet der Verein mit der Prager Stadtbibliothek zusammen, vertreten durch Kateřina Bajo:

„Die Plattform Kafka2024 vereint viele Partner, die in diesem Jahr Veranstaltungen in Prag planen. Einiges läuft bereits, so etwa die Ausstellung Kafkaesque im Zentrum für zeitgenössische Kunst DOX. Ebenso wird es eine Ausstellung im Literaturmuseum geben oder ein Programm in der Stadtbibliothek. Viele Events sind für den Juni geplant, wenn direkt an den Todestag erinnert wird.“

Foto: MHMP

Neben der illustrierten Tram und dem Zusammenschluss Kafka2024 gibt es weitere 14 Kafka-Projekte in der Hauptstadt. Der Magistrat fördert das Programm mit insgesamt 3,6 Millionen Kronen (140.000 Euro) und kooperiert dabei mit der Agentur Prague City Tourism. Direktor František Cipro betont, dass jene Orte in Prag, die an den Schriftsteller erinnern, sich hoher Beliebtheit bei ausländischen Besuchern erfreuten:

„Das ist vor allem der große Kafka-Kopf am Einkaufszentrum Quadrio. Weitere solcher Installationen werden vorbereitet, so etwa die ‚Kafka-Elevation‘ von Magdalena Jetelová, die am Flussufer zu sehen sein wird.“

Über das Vorhaben der Bildhauerin und Fotografin ist bisher nur bekannt, dass sie den Wasserturm am Fuße der Štefánik-Brücke für Projektionen visueller und literarischer Kunst nutzen will. Im Übrigen wird auch die Prager Buchmesse „Svět knihy“ (Welt des Buches) einen Kafka-Schwerpunkt haben. Sie findet vom 23. bis 26. Mai statt und wird sich in diesem Jahr vor allem mit der deutschsprachigen Literatur befassen.

Kafkas Kopf von David Černý | Foto: Juan Pablo Bertazza,  Radio Prague International
Autoren: Daniela Honigmann , Jakub Vik | Quelle: Český rozhlas
schlüsselwörter:
abspielen