„Überrede Oma und Opa“: Kontrovers diskutierter Wahlslogan, der die Tschechen teilt

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Die tschechische Nation ist wieder einmal geteilt. Diesmal in der Einstellung zu einem kürzlich auf YouTube veröffentlichten Videoclip, der seitdem im Internet, aber auch in den Medien eine rege Diskussion ausgelöst hat. Der Titel des Videoclips lautet: „Überrede deine Großmutter“. Es geht um die Wahlpräferenzen bei der anstehenden Parlamentswahl.

Würde in diesem Land die Linke Wahlsieger, dann wäre dies die Schuld der Alten, denn sie würden ja links wählen. Dies sagt die bekannte junge Schauspielerin Martha Issová in dem Videoclip, den sie gemeinsam mit ihrem ebenso jungen wie bekannten Kollegen Jiří Mádl und mit dem nicht mehr ganz so jungen, aber renommierten Film- und Theaterregisseur Petr Zelenka aufgenommen hat. Auf ihre Köpfe prasselt seitdem Kritik ein. Der Videoclip entwürdige ältere Menschen, heißt es zum Beispiel. Es geht um Aussagen wie diese:

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Alte Menschen hätten ein selektives Gedächtnis und könnten sich nur an Angenehmes erinnern, sagt Jiří Mádl. Der Schauspieler meint damit, dass sich Ältere nicht mehr daran erinnern können oder wollen, was der Kommunismus hierzulande angerichtet hat. Konkrete Beispiele werden genannt. Kollegin Martha Issová warnt: Die Alten würden in Ruhe sterben und die Jungen müssten dann die von der Linken gemachten Schulden bezahlen.

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Die Agitation hat auch viele Anhänger gefunden, vor allem bei jungen Altersgenossen. Aber auch nicht alle Älteren reagieren empört. Kritiker sehen indes eine Kluft sich öffnen zwischen den Generationen. Dafür gibt es natürlich keine greifbaren Argumente. Doch zeigt die ganze Diskussion, die durch den Videoclip ausgelöst wurde, dass es Spannungen in der tschechischen Gesellschaft kurz vor den Wahlen gibt.

„Unter meinen Altersgenossen ist eine große Desillusion zu spüren. Es mangelt an Idealen, gemeinsam etwas verändern zu können“,

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sagt zum Beispiel der 21-jährige Viktor Daněk, Politologiestudent an der Wirtschaftshochschule in Prag. Seiner Meinung nach schenkten die heutigen Politiker den Bedürfnissen der Jugendlichen zu wenig Gehör. Und nicht nur das, sagt er:

„Es gibt keinen Politiker, der sich Mühe gibt, die Probleme zu erläutern und sie zu lösen.“

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Mit dem erwähnten Videoclip ist er aber nicht einverstanden. Er sei viel zu hart formuliert. Außerdem hätten bei weitem nicht alle älteren und alten Tschechen die Schattenseiten des Lebens im Kommunismus vergessen. Über den Videoclip wird bestimmt noch weiter diskutiert, zumindest bis zu den Wahlen. Und jeder muss selbst eine Antwort auf die darin gestellte Frage finden, ob man den folgenden Aufruf befolgen will: „Überrede Oma und Opa!“