Ukrainisches Theater zu Gast in Prag – Impulse für die weitere Zusammenarbeit

„Zerstörte Straßen“

Am Montag führte das Ensemble des Left Bank Theatre aus Kiew das Stück „Zerstörte Straßen“ in Prag auf. Geschrieben hat es die ukrainische Dramatikerin und Regisseurin Natalija Woroschbyt.

„Zerstörte Straßen“ | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Mit Standing Ovations belohnte das Publikum das gastierende Theaterensemble. Es war das erste Gastspiel eines ukrainischen Theaters in Prag seit Beginn des Krieges in dem Land am 24. Februar dieses Jahres. Das Stück „Zerstörte Straßen“ entstand aber schon als Reaktion auf die Besetzung des Gebiets im Osten der Ukraine durch russische Armeetruppen im Jahr 2014. Es besteht aus sechs Geschichten, deren Themen die Aggression und die vom Krieg beeinflussten zwischenmenschlichen Beziehungen sind sowie die Wunden, die nie geheilt werden.

Das Stück von Natalija Woroschbyt erlebte 2017 im Royal Court Theatre in London seine Weltpremiere. Es hat über die Jahre nicht an Aktualität verloren. Regisseurin Tamara Trunova bedankte sich nach der Vorstellung am Montag für die Möglichkeit, in Prag spielen zu dürfen:

„Zerstörte Straßen“ | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

„Viele ukrainische Schauspielerinnen und Schauspieler stehen jetzt nicht nur ohne ihre Theaterarbeit da, sondern auch ohne ein normales Leben. Wir danken Ihnen eine Million Mal.“

Das Theater „Komedie“, in dem das ukrainische Ensemble am Montag auftrat, gehört zu den Prager Stadttheatern. Ihr Direktor Daniel Přibyl würdigte das Gastspiel des Ensembles aus Kiew:

„Wir sind schockiert darüber, was für Gräueltaten sich in der Vorstadt von Kiew und in der Stadt selbst abgespielt haben. Es ist fast ein Wunder, jetzt, nach einigen Wochen, ein Theater aus Kiew hier in Prag begrüßen zu können. Vielleicht ist es auch ein Zeichen für ein baldiges Happyend.“

Ondřej Černý  (ganz vorne) mit ukrainischen Künstlern | Foto: Martina Schneibergová,  Radio Prague International

Der Theaterchef brachte zudem die Hoffnung zum Ausdruck, dass sich bald auch weitere Ensembles aus der Ukraine auf den Prager Bühnen präsentieren werden.

Im Publikum in der „Komedie“ war auch der Leiter der Tschechischen Zentren, Ondřej Černý, und einige seiner Mitarbeiterinnen. Die Zentren bemühen sich, den Tausenden Geflüchteten aus der Ukraine, unter denen auch viele Künstler sind, unter die Arme zu greifen. Černý sagte gegenüber Radio Prag International:

Radka Rubilina | Foto: Kateřina Mátlová,  Tschechische Zentren

„Wir wollten im Rahmen des Gastspiels unser Residenzprogramm zu Ende führen und mit unseren Partnern zusammentreffen. Die Vorstellung war wirklich sehr stark, weil man das Geschehen, was sich in der Ukraine abspielt, sehr gut miterleben konnte. Wir haben gleich nach dem 24. Februar daran gedacht, ein Programm zusammenzustellen, das auf Persönlichkeiten der ukrainischen Künstlerszene abzielen würde. Andererseits führen wir Tschechisch-Kurse für ukrainische Geflüchtete durch, vor allem für die vielen Mütter mit Kindern. Die Kurse wurden mit Hilfe einer Stiftung kostenlos angeboten. Es ist ein Verdienst der Leiterin des Tschechischen Zentrums in Kiew, Radka Rubilina, dass es mit dem Programm für ukrainische Künstlerinnen und Künstler klappte. In dessen Rahmen sind 30 Menschen nach Tschechien gekommen, von denen einige hier Kunstwerke kreieren und andere sich inzwischen dem Theaterbetrieb angeschlossen haben. Zu den konkreten Werken gehört beispielsweise eine Skulptur, die in der Prager Markthalle entsteht. In der Zusammenarbeit mit dem Festival ,Tanec Praha‘, mit dem Prager Theaterinstitut und dem Theater- und Schauspielerverband haben mehrere der Programmteilnehmer*innen Arbeit in künstlerischen Institutionen gefunden. Die meisten der Teilnehmer*innen besuchten die Vorstellung in der ,Komedie‘. Ich bin sehr froh, dass der Direktor der Prager Stadtbühnen, Daniel Přibyl, gesagt hat, der ukrainische Fokus sei für ihn eine Priorität.“

schlüsselwort:
abspielen

Verbunden