Umbenennung der Konew-Straße in Prag: Anwohnerbefragung zeigt Ablehnung – aber auch Desinteresse
Im dritten Prager Stadtbezirk wurde seit Beginn des russischen Einmarschs in die Ukraine darüber diskutiert, ob man die nach dem Sowjet-General Iwan Stepanowitsch Konew benannte Straße „Koněvova“ umbenennen solle. Die Anwohner der Straße haben sich in einer Bürgerbefragung nun dagegen ausgesprochen.
Einem Vorschlag der Stadt zufolge könnte die Straße „Hartigova“ heißen – nach dem ersten Bürgermeister des Stadtteils Žižkov, Karel Hartig. 71 Prozent der Befragten sprachen sich jedoch gegen die Umbenennung aus.
Einem Sprecher des Rathauses zufolge hatte man für die Erhebung Umfragebögen an 3689 Menschen im dritten Stadtbezirk ausgeteilt. Lediglich 944 von ihnen hätten jedoch ihre Meinung zu der angedachten Umbenennung kundgetan. Laut dem Kulturbürgermeister Pavel Křeček (Stan) ist dies überraschend:
„Als Wert mit der größten Aussagekraft sehe ich die Teilnehmerzahl der Umfrage an. In den sozialen Netzwerken schien es, dass die potentielle Umbenennung ein vieldiskutiertes Thema ist und sich der Großteil der Bewohner der Straße dagegenstellt. Die Erhebung hat nun aber gezeigt, dass das Thema für die meisten Anwohner gar nicht so zentral ist.“
Křeček zufolge hielt sich das Interesse auch bei den ansässigen Betrieben eher in Grenzen. Von den 262 Firmen hätten lediglich 42 abgestimmt. Auf sie würden bei einer Umbenennung nicht unerhebliche Kosten zukommen, weil sich dadurch ihre Adresse ändert.
Der Magistrat führte aber auch eine öffentliche Online-Abstimmung durch. Diese war für all jene bestimmt, die im dritten Prager Stadtbezirk leben, studieren oder arbeiten, aber keinen Wohnsitz in der „Koněvova“ haben. Das Ergebnis: 63 Prozent der Teilnehmer sprachen sich für die Umbenennung aus, insgesamt beteiligten sich 2273 Menschen.
Ob es zu dem neuen Namen kommt, ist derzeit noch offen. Die Ergebnisse der Umfrage werden die Abgeordneten des Stadtteilparlaments am 21. Juni in ihrer Sitzung diskutieren.
Iwan Stepanowitsch Konew (1897-1973) war Marschall der Sowjetunion und beteiligte sich an der Befreiung Prags zu Ende des Zweiten Weltkriegs. Er ließ jedoch auch 1956 den Volksaufstand in Ungarn niederschlagen, und als späterer Oberkommandierender der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland kontrollierte er militärisch den Mauerbau in Berlin.
2020 ließ der sechste Prager Stadtbezirk – den Einwänden der russischen Botschaft zum Trotz – eine Statue des Marschalls entfernen. Im Mai dieses Jahres haben die Prager Stadtverordneten Konew zudem die Ehrenbürgerschaft aberkannt.