Und bitte! - TV-Sender RTL dreht Film in Prag

Szene aus dem Film ´Prager Botschaft´

Sie drängten sich im Garten, auf den Fluren und den Treppenstufen. Tausende DDR-Bürger suchten im Herbst 1989 Zuflucht in der westdeutschen Botschaft in Prag. Zeitweise lebten über 5000 Männer, Frauen und Kinder auf dem Botschaftsgelände, sie alle hofften auf eine Ausreise in die Bundesrepublik. Der private deutsche Fernsehsender RTL hat die geschichtlichen Ereignisse von 1989 jetzt in einem Spielfilm verarbeitet. Gedreht wurde bis Sonntag, den 19. November, in und um Prag.

Szene aus dem Film ´Prager Botschaft´
"Ok, everybody to their position." Alle auf ihre Plätze, bitte, ruft der Aufnahmeleiter. "Ruhe! Und Action!" Es ist ganz leise am Set, Kameras und Mikrofone konzentrieren sich auf die beiden Darsteller. "Wir brauchen Kartoffeln, Nudeln, Reis und Tomatenmark", sagt eine Frau mit einer Küchenschürze um die Hüften. "Dann könnten wir etwas improvisieren. So geht es leider nicht", klagt sie einem Herren im Anzug ihr Leid. "Der Konvoi ist unterwegs", antwortet der gut gekleidete Mann. "Sie sind bereits an der Grenze. Es dauert noch etwa zwei Stunden." "Danke. Und Stop!" ruft der Aufnahmeleiter in die Stille.

BRD-Botschaft in Prag 1989
Und dann geht alles noch ein Mal von vorne los. Denn ganz zufrieden ist Regisseur Lutz Konermann noch nicht. Schauspieler Hans-Werner Meyer muss sich noch ein Mal den Weg durch die wartenden Menschen bahnen und die Frau an der Feldküche beruhigen. Wieder sind zwei schwere Fernseh-Kameras auf die beiden Darsteller gerichtet, Strahler und Leuchten tauchen das weiße Rot-Kreuz-Zelt in ein helles Licht. Der Film Prager Botschaft erzählt die Geschichte der jungen ostdeutschen Bettina, die alles hinter sich lässt und mit ihrem Sohn nach Prag flieht. In der Botschaft trifft sie zufällig ihre lang verflossen geglaubte Liebe, den Kulturattaché Georg Stein wieder. Der Attaché ist eine frei erfundene Figur, so Schauspieler Hans-Werner Meyer.

"Georg Stein ist der tragische Held. Er ist ein Pragmatiker. Für ihn sind die Ereignisse eine Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. An die Wiedervereinigung glaubt er nicht, er kann sich nicht vorstellen, dass so etwas möglich ist. Er packt kräftig zu, bis zu dem Moment, in dem er Bettina sieht. Das wirft ihn in eine emotionale Krise."

Szene aus dem Film ´Prager Botschaft´
In der bundesdeutschen Botschaft in Prag durfte die Filmcrew nur einige Tage drehen. Deshalb hat man in Doksany, 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt, den Botschaftsgarten nachgestellt. Auf 3500 Quadratmetern reihen sich 20 Zelte aneinander. Welkes Laub liegt auf den Planen, der Untergrund ist matschig. Am Rande steht ein Toilettenwagen aus den 80er Jahren. Damals, im Herbst 1989, versorgten 40 westdeutsche Rot-Kreuz-Helfer die Flüchtlinge mit Medikamenten, Decken und Nahrung. Auch heute sind 20 Rot-Kreuzler in der Zeltstadt im Einsatz. Doch jetzt unterstützen sie das Drehteam, bauen Zelte auf und ab und wirken gelegentlich als Statisten im Hintergrund. Einer von ihnen ist Hubert Hoping. Er erinnert sich an die drei Wochen in der Botschaft:

"Wir gaben Kleider aus und heizten die Feldküche an. Zusammen mit den DDR-Bürgern kochten wir darauf das Essen. Wir haben von morgens um sechs bis abends um elf Uhr gearbeitet. Nachts lagen wir mit den Flüchtlingen auf den Fluren und konnten für ein paar Stunden schlafen."

Der Film spielt zwar in Prag und Ostberlin, doch RTL dreht diese Mal ausschließlich in Tschechien, erzählt Producerin Annette Köster.

"Einige Szenen spielen die im Ostberlin von 1989. Dort sind viele Gebäude aber inzwischen renoviert. Wir haben zum Beispiel eine Szene vor einem Plattenbau. Das alles war Tschechien einfacher zu drehen."

Die Produktion des Filmes "Prager Botschaft" kostet rund zwei Millionen Euro. Voraussichtlich im Herbst 2007 ist er im Fernsehen zu sehen.

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