Und bitte! - TV-Sender RTL dreht Film in Prag
Sie drängten sich im Garten, auf den Fluren und den Treppenstufen. Tausende DDR-Bürger suchten im Herbst 1989 Zuflucht in der westdeutschen Botschaft in Prag. Zeitweise lebten über 5000 Männer, Frauen und Kinder auf dem Botschaftsgelände, sie alle hofften auf eine Ausreise in die Bundesrepublik. Der private deutsche Fernsehsender RTL hat die geschichtlichen Ereignisse von 1989 jetzt in einem Spielfilm verarbeitet. Gedreht wurde bis Sonntag, den 19. November, in und um Prag.
"Georg Stein ist der tragische Held. Er ist ein Pragmatiker. Für ihn sind die Ereignisse eine Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. An die Wiedervereinigung glaubt er nicht, er kann sich nicht vorstellen, dass so etwas möglich ist. Er packt kräftig zu, bis zu dem Moment, in dem er Bettina sieht. Das wirft ihn in eine emotionale Krise."
In der bundesdeutschen Botschaft in Prag durfte die Filmcrew nur einige Tage drehen. Deshalb hat man in Doksany, 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt, den Botschaftsgarten nachgestellt. Auf 3500 Quadratmetern reihen sich 20 Zelte aneinander. Welkes Laub liegt auf den Planen, der Untergrund ist matschig. Am Rande steht ein Toilettenwagen aus den 80er Jahren. Damals, im Herbst 1989, versorgten 40 westdeutsche Rot-Kreuz-Helfer die Flüchtlinge mit Medikamenten, Decken und Nahrung. Auch heute sind 20 Rot-Kreuzler in der Zeltstadt im Einsatz. Doch jetzt unterstützen sie das Drehteam, bauen Zelte auf und ab und wirken gelegentlich als Statisten im Hintergrund. Einer von ihnen ist Hubert Hoping. Er erinnert sich an die drei Wochen in der Botschaft:"Wir gaben Kleider aus und heizten die Feldküche an. Zusammen mit den DDR-Bürgern kochten wir darauf das Essen. Wir haben von morgens um sechs bis abends um elf Uhr gearbeitet. Nachts lagen wir mit den Flüchtlingen auf den Fluren und konnten für ein paar Stunden schlafen."
Der Film spielt zwar in Prag und Ostberlin, doch RTL dreht diese Mal ausschließlich in Tschechien, erzählt Producerin Annette Köster.
"Einige Szenen spielen die im Ostberlin von 1989. Dort sind viele Gebäude aber inzwischen renoviert. Wir haben zum Beispiel eine Szene vor einem Plattenbau. Das alles war Tschechien einfacher zu drehen."
Die Produktion des Filmes "Prager Botschaft" kostet rund zwei Millionen Euro. Voraussichtlich im Herbst 2007 ist er im Fernsehen zu sehen.