„Unterschätzen Sie nicht meine Boshaftigkeit“ – neues Buch über Karel Schwarzenberg

Als einen patriotischen Weltenbürger soll Václav Havel seinen ehemaligen Kanzler und Weggefährten Karel Schwarzenberg einst bezeichnet haben. Der Fürst und heutige Außenminister Tschechiens entzieht sich einfachen Rastern und Kategorien und gehört zu den schillernden Figuren des gegenwärtigen Politikgeschehens. Dabei sei ihm ein gewisser Masochismus recht hilfreich – schließlich müsse man sich auch an den Schmerzen und Niederlagen erfreuen können. Dies gestand Schwarzenberg während der Vorstellung des Buches „Unterschätzen Sie nicht meine Boshaftigkeit“, das eine Gesprächsreihe mit der österreichischen Autorin und Schwarzenberg-Biographin Barbara Tóth dokumentiert. Thomas Flömer im Interview mit Barbara Tóth.

Karel Schwarzenberg  (Foto: Archiv von Karel Schwarzenberg)
Frau Tóth, Karel Schwarzenberg trägt viele Namen und Titel und hat in seinem Leben einige Funktionen innegehabt. Wie würden Sie ihn in wenigen Worten charakterisieren?

„Er ist ein homo politicus. Jemand, der wie kaum ein anderer Politiker das Prinzip der Binationalität repräsentiert. Also einerseits als Tscheche, anderseits als Österreicher – und dann gibt es ja auch noch ein deutsches Standbein. Er ist damit eigentlich eine Ausnahmepersönlichkeit.“

Im Jahr 2005 haben Sie bereits eine Biographie – die erste überhaupt - über Karel Schwarzenberg veröffentlicht. Was gibt es für den Leser nun in diesem Gesprächsbuch Neues, was man in der Biographie noch nicht erfahren hat?

„Die Biographie endet sozusagen mit dem Beginn seiner politischen Tätigkeit, also mit seinem Einstieg oder seiner Rückkehr in das Leben des Politikers. Die Idee des jetzigen Buches war, nicht einfach dort anzuschließen und mehr oder weniger das vorletzte oder letzte Kapitel einer Biographie zu schreiben, sondern eben ein Gesprächsbuch zu machen, das ihn schon auch als Menschen hervortreten lässt, aber auch ganz stark seine politischen Ansichten und sein politisches Profil zeigt.“

Der Titel des Buches ist „Unterschätzen Sie nicht meine Boshaftigkeit“. Hatte Herr Schwarzenberg ein Saubermann-Image? Wo sind seine Ecken und Kanten?

Barbara Tóth
„Ich würde sagen, er hatte ein Saubermann-Image, wenn es darum geht, dass er nicht mit Korruption oder Untreue in Verbindung gebracht wird. Es gibt ja Leute, die ihn wählen, weil er sagt, man muss sich keine Sorgen machen, dass jemand wie er stiehlt. Ich glaube, gerade weil er ein Politiker mit Ecken und Kanten ist, hat er auch den Erfolg beziehungsweise jene Beliebtheitswerte. Das merkt man auch im Gespräch. Es war auch überraschend, wenn ich die Gespräche transkribiert habe. Er ist jemand, der nicht nur druckreif spricht, sondern der eben manchmal auch recht originelle Formulierungen und Denkansätze wählt. Man merkt ihm an, dass er einfach kein klassischer Berufspolitiker ist, der seit 30 Jahren im immergleichen Saft schmort.“

Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Was macht den Menschen und Politiker Karel Schwarzenberg so interessant für Sie?

Karel Schwarzenberg
Mit Sicherheit das, was ich eingangs schon gesagt habe, nämlich dass er für mich in einem Ausmaß europäisch ist – auch in seiner persönlichen Biografie –, wie ich es mir wünschen würde, dass mehr Politiker es sind…“

…durchaus auch mit mehr Profil und nicht so stromlinienförmig?

„Und sozusagen nicht so im ‚nationalen Käfig’ eingeschlossen. Also jemand, der einfach in verschiedenen Ländern gelebt hat, verschiedene Erfahrungen gemacht hat und das alles auch mit in die Politik einbringen kann.“