Unterschlupf statt Vergiften: Erster betreuter Taubenschlag in Prag geplant

Visualisierung des Taubenschlags auf dem Vítkov-Hügel

Sie verdrecken die Figuren auf der Karlsbrücke und haben den Altstädter Ring schon lange besetzt. Die Rede ist von Tauben. Auch in Prag sind sie zu einer Plage geworden. Nun soll aber in der tschechischen Hauptstadt ein betreuter Taubenschlag entstehen. Damit beginnt der dritte Stadtbezirk, die Population dieser Vögel tiergerechter zu regulieren.

Illustrationsfoto: Barbora Němcová,  Radio Prague International

Der Taubenschlag soll auf dem Vítkov-Hügel stehen. In der Ausschreibung für den Bau hatten die Verordneten des dritten Prager Stadtbezirks auf ähnliche Projekte in Deutschland verwiesen. Mittlerweile wurde ein siegreicher Entwurf gekürt. Er kommt von zwei jungen Architektinnen. Ende dieses Jahres oder Anfang kommenden Jahres könnte der Schlag dann in Betrieb genommen werden.

Die Initiative zu dem Taubenhaus ging von Tierschützern aus. Denn bisher wird die Population der Tauben in Prag dadurch reguliert, dass diese abgeschossen oder vergiftet werden. Die Tierschützer gründeten den Verein „Öffentlicher Taubenschlag“ und informierten sich unter anderem in Berlin über entsprechende Projekte. Wie dort sollen auch in Prag die Taubeneier regelmäßig gegen Holzeier ausgetauscht werden. So wird die Fortpflanzung der Vögel reguliert. Vereinsmitglied Kateřina Brabencová:

„Wenn eine Taube ihr Ei nicht ausbrütet, entsteht für sie daraus kein Trauma. Das heißt, dass sie auch keinen Grund dazu hat, den Schlag zu verlassen und einen eventuell besseren Brutplatz zu suchen. Denn in dem Schlag hat sie alles, was sie braucht: Sicherheit, Fressen und Wasser zum Trinken.“

Jan Bartko | Foto:  Tschechische Piratenpartei

Der öffentliche Brutplatz bedeutet zudem, dass rund eine halbe Tonne Taubenmist im Jahr nicht auf der Straße landet. Auf der anderen Seite muss der Schlag dann dreimal in der Woche gereinigt werden. Der oder die Betreuerin stellt jeweils auch das Futter bereit.

Der dritte Prager Stadtbezirk plane derzeit nur dieses eine Taubenhaus, sagt der Stadtteilverordnete Jan Bartko (Piratenpartei):

„Wir werden erst einmal diesen Schlag ausprobieren. Unser Ziel ist ohnehin nicht, fünf oder sogar zehn solche Unterbringungen aufzubauen. Es ist nämlich relativ schwer, einen geeigneten Ort zu finden. Allerdings haben sich bei uns schon die Vertreter weiterer Stadtteile gemeldet, weil ihnen unsere Idee gefällt. Ich denke, dass sich unser Ansatz in Zukunft in ganz Prag ausbreiten wird.“

Vítkov-Hügel | Foto: Octopus moldavicus,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

Und vielleicht nicht nur in der tschechischen Hauptstadt. Auch in weiteren Städten des Landes wird über eine solche Lösung des Tauben-Problems nachgedacht. So zum Beispiel im südböhmischen České Budějovice / Budweis.

Der Taubenschlag im Park auf dem Vítkov-Hügel soll ungefähr eine halbe Million Kronen (19.200 Euro) kosten. Mit dem Bau wird voraussichtlich im Herbst begonnen.

Autoren: Till Janzer , Jaroslav Hroch
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