Ursprünge der Bierkultur in Tschechien
Die Tschechen sind bekannt als ein ausgesprochenes Biervolk. Als im Mai vergangenen Jahres tschechische Brauereibetriebe die Preise für einige der rund 300 hierzulande gebrauten Biersorten anzogen, schlugen die auflagenstärksten Tageszeitungen des Landes Alarm und titelten auf der ersten Seite, das "Nationalgetränk" der Tschechen sei in Gefahr. Silja Schultheis hat für sie einen kurzen Ausflug zu den Ursprüngen des Bierbrauens in Tschechien unternommen.
Zentrum der tschechischen Bierproduktion ist seit jeher die traditionelle "Biermetropole" Pilzen, deren Stadtgründung Ende des 13. Jahrhunderts unmittelbar mit der Verleihung von Brauereirechten durch den damaligen König Wenzel II. zusammenfiel. Diese Rechte wurden ursprünglich nur an einzelne Bürger oder genauer: an deren Häuser verliehen. Zog der entsprechende Bürger in ein anderes Haus, verlor er damit auch das Recht zu brauen. Gebraut wurde zunächst sogenanntes "obergäriges" Bier, dessen gravierender Nachteil darin bestand, das es leicht verderblich war.
Der Beginn der Pilsener Bierproduktion nach heutiger Brauart datiert auf das Jahr 1842 zurück, welches gleichermaßen das Gründungsdatum der weltbekannten Brauerei "Pilsener Urquell" markiert.
Heute ist die Aktiengesellschaft "Pilsener Urquell", zu der sich im Juni 2000 der älteste Pilsner Brauereibetrieb mit den beiden Großbrauereien Radegast und Velke Popovice zusammenschloss, mit einem Marktanteil von 45% unangefochtener Gigant auf dem tschechischen Biermarkt. Laut einer unlängst in der Tageszeitung "Mlada Fronta Dnes" veröffentlichten Statistik wird in Pilsen gegenwärtig ca. 15x soviel Bier gebraut wie anderswo in der Tschechischen Republik.