Václav Havel kehrt zurück – ins Café Slavia

Havel-Plastik (Foto: Archiv von Pilsner Fest)

Ex-Präsident Václav Havel kehrt zurück – nicht auf die Prager Burg, sondern in sein beliebtes Café Slavia. Diejenigen, die bisher kein Glück hatten, dem Ex-Präsidenten einmal persönlich in dem berühmten Prager Kaffeehaus zu begegnen, können es nun nachholen. Eine aus Polyesterharz gefertigte Figur Václav Havels begrüßt ab Mittwoch die Gäste des Cafés.

Havel-Statue  (Foto: Archiv des Pilsner Festes)
Der Ex-Präsident schreitet dem Café-Besucher lächelnd entgegen, mit einem Sakko leger über die Schulter geworfen und einem Stapel von Papieren in der Hand. Diese Havel-Statue in Lebensgröße hat eine beachtenswerte Geschichte. Sie ist ein Werk der jungen Bildhauerin Barbora Daušová, die am Institut für Kunst und Design der Westböhmischen Universität Pilsen ihr Handwerk erlernt hat. Vor einem Jahr wurde die Plastik, gemeinsam mit Werken anderer Studenten, beim Musik- und Bierfestival Pilsner Fest ausgestellt. Die Festivalbesucher nahmen die Plastik mit großem Interesse auf und ließen sich oft mit dem lächelnden Ex-Präsidenten fotografierten. Die Figur von Barbora Daušová wurde dann von den Besuchern des Pilsener Festivals auch zum besten Werk der Ausstellung gewählt. Jedoch verschwand die Statue trotz aller Sicherheitsmaßnahmen von einem Tag auf den anderen. Die Bildhauerin sagt, sie sei damals verzweifelt gewesen:

Barbora Daušová  (Foto: Archiv von B. Daušová)
„Ich habe jedoch gehofft, dass jemand meine Arbeit vielleicht irgendwo anders platziert hat. Ich habe geglaubt, wenn wir das Areal durchsuchen, auf dem das Festival stattfand, müssten wir die Statue doch wieder finden.“

Die Statue tauchte wirklich auf, jedoch nicht dort, wo die Künstlerin gehofft hatte. Nach mehreren Tagen rief jemand anonym bei der Polizei an und informierte sie, dass die gesuchte Statue des Ex-Präsidenten im Graben an der Autobahn D5 bei Rokycany liege. Der Dieb sei mit dem Werk jedoch nicht gerade sanft umgegangen, erzählt Barbora Daušová:

Havel-Statue  (Foto: Archiv von Pilsner Urquell)
„Die Statue war beschädigt. Es war zu erkennen, dass man sie hier und her gezogen hatte. Eine Hand war abgebrochen, ein Bein musste ich neu machen und die ganze Plastik war zerkratzt. Dies erschwerte mir die Reparatur.“

Die Havel-Plastik wurde von Barbora Doušová als Hausarbeit an der Uni erstellt. In jener Zeit, in der sie an dem Werk zu arbeiten begann, wurde gerade das 20-jährige Jubiläum der Samtenen Revolution gefeiert, erzählt die Bildhauerin. Und deswegen sei ihr niemand anderer als Václav Havel eingefallen, als sie die Aufgabe erhielt, eine Statue zu gestalten. Sie habe ihn jedoch eher als einen Literaten gezeigt denn als einen Staatsmann, meint die Studentin:

„Ich habe seine Werke gelesen und ich habe den Dokumentarfilm ´Bürger Havel´ gesehen. Aus beidem habe ich den Eindruck gewonnen, dass er ein unheimlich sympathischer Mensch sein muss. Ich habe an der Statue den literarischen Aspekt hervorgehoben: Auf das Sakko habe ich Ausschnitte aus Havels Stück ´Der Abgang´ gedruckt und in der Hand trägt er eine Mappe. Dies ist das Attribut eines Literaten.“

Café Slavia
Während der Arbeit an der Plastik informierte die Bildhauerin Václav Havel fortlaufend über die Entstehung des Werks und schickte ihm auch eine Dokumentation. An der Statue aus Polyesterharz habe sie damals mehr als zwei Semester lang gearbeitet. Das wieder in Stand gesetzte Werk platzierte die Bildhaurein absichtlich im Café Slavia:

„Der Hauptgrund war, dass ich gelesen hatte, dass Václav Havel das Café Slavia gern besucht.“

Café Slavia
Das Café Slavia war in der Vergangenheit ein beliebter Treffpunkt von Schriftstellern und Theaterleuten. Zu seinen Stammgästen gehörten beispielsweise der Nobelpreisträger Jaroslav Seifert oder der international anerkannte Künstler und Dichter Jiří Kolář. Václav Havel traf sich im Slavia mit seinen Freunden in der Dissidentenzeit und besuchte das Café auch nach der Wende noch gerne. Das vorübergehende Denkmal des Ex-Präsidenten wird im Café Slavia auf der Národní-Straße bis Ende September zu sehen sein.