Verdacht der Geldwäsche: einflussreicher „Pate“ verhaftet
Vor kurzem kam der erste Antikorruptionsbericht der EU heraus. Dort wurde unter anderem konstatiert, dass in Tschechien vor allem die Vergabe von öffentlichen Aufträgen undurchsichtig ist. In einem solchen Fall hat jetzt die Polizei einen einflussreichen Unternehmer, einen so genannten Paten verhaftet. Sein Name ist Ivo Rittig.
„Herr Rittig hat von der Firma Cokeville auf den Virgin Islands monatlich zwischen 140.000 und 160.000 Euro erhalten, dies soll die Provision für bestimmte Dienste gewesen sein. Es besteht der Verdacht, dass bei Rittig ein Teil der Gelder oder die gesamte Summe gelandet ist, die die Firma Cokeville aus dem Verkauf der Fahrkarten an die Verkehrsbetriebe erhalten hat.“
Angeblich soll Rittig auf diese Weise Geld gewaschen haben. Das deutete die Staatsanwaltschaft in Prag an, die den Unternehmer und drei weitere Personen am Donnerstag verhaften ließ. Oberstaatsanwältin Lenka Bradáčova äußerte sich unmittelbar danach gegenüber Medien aber nur sehr zurückhaltend:
„Die Oberstaatsanwaltschaft in Prag beaufsichtigt ein Strafvergehen, in dem die Polizeieinheit zur Aufdeckung organisierten Verbrechens heute Morgen vier Personen festgenommen hat. Ihnen wurde mitgeteilt, dass gegen sie wegen der Legalisierung von Erträgen aus Straftaten ermittelt wird.“Eine Anwältin von Rittig wies die Anschuldigungen gegen ihren Mandanten zurück. Bei den drei weiteren Verhafteten soll es sich um einen Anwalt von Rittig handeln sowie jeweils einen Unternehmer von der Druckerei Neograph und von der Firma auf den Virgin Islands. Weder die Staatsanwaltschaft noch die Polizei wollten dies jedoch bestätigen.
Ivo Rittig gilt als sogenannter Pate. So werden in Tschechien jene Unternehmer genannt, die Einfluss haben auf Parteien und politische Entscheidungen – und dies zum privaten Vorteil nutzen. Rittig soll gute Kontakte zu einigen Politikern der Demokratischen Bürgerpartei (ODS) gehabt haben. Einen solchen Paten hat die Polizei bisher noch nicht festsetzen können, Rittig ist also der erste. Der Haftrichter entschied am Freitag zwar, dass der Unternehmer nicht in Untersuchungshaft bleiben muss. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft dürfen Rittig und die drei weiteren Verdächtigen aber Tschechien nicht verlassen und mussten ihre Reisepässe abgeben.