Vereinigung Europas in der Geschichte und heute

"Evropa a Evropané" d.h. "Europa und Europäer". Unter diesem Titel ist dieser Tage das Buch des französischen Historikers Jean Baptiste Durosell im tschechischen Buchverlag Fortuna Print erschienen, das der Geschichte europäischer Völker gewidmet ist. Handelt es sich um Porträts großer Persönlichkeiten Europas, um Geschichte einzelner Nationen, oder hat der Autor ein anders Konzept gewählt? Danach fragte Markéta Maurová den Chefredakteur des Verlags, Dusan Kubalek.

"Es handelt sich um keine Geschichten einzelner Nationen, sondern um eine zusammenfassende Geschichte Europas. Diese wird jedoch nicht auf eine klassische Art und Weise erzählt, sondern aus einer vereinigenden Perspektive: Der Autor Jean Baptiste Durossel sucht in der Geschichte aller Nationen und Staaten Europas jene Momente, die Europa vereinigen, Strömungen, die allen Europäern gemein sind. Und umgekehrt - er widmet sich auch den Momenten, wenn Europa an den Konflikten zwischen einzelnen, nationalistisch geprägten Staaten zerbrach. Dieses Buch ist daher heute, in einer Zeit, in der bei uns hitzige Debatten darüber geführt werden, ob bzw. warum wir der Europäischen Union beitreten sollen, ein sehr wertvoller und wohl auch bedeutender Beitrag zu dieser Diskussion."

Das Buch wurde am vergangenen Freitag im Sitz der oberen Parlamentskammer feierlich präsentiert. Der Vereinigungsprozess ist heutzutage die grundlegende Tendenz in Europa: Gab es in der Vergangenheit Ansätze und Bestrebungen, an die man anknüpfen kann? Existierte irgendwann einmal ein gemeinsames europäisches Bewusstsein, fragten wir bei dieser Gelegenheit den Senatschef Petr Pithart.

"Ich habe schon mehrmals von ziemlich bedeutenden Leute gehört: Was denn für eine Vereinigung? Es handelt sich doch um eine Wiedervereinigung. Auf der anderen Seite dagegen hört man, Europa sei nie vereinigt gewesen. Ja, es gab hier einzelne Versuche, die nicht ohne Bedeutung waren. Wir hier in Böhmen und Mähren, haben die besten Erinnerungen an eine dieser Episoden, wenn man es so sagen kann, und zwar an die Zeit Karls IV., des Kaisers des Römischen Reiches."

Trotz mehrerer Vereinigungsversuche habe es in der Geschichte nie etwas gegeben, was man mit dem heutigen Integrationsprozess vergleichen könne. Dieser sei fantastisch und außerordentlich kompliziert, betonte Petr Pithart und führte ein einfaches Beispiel aus dem Europa-Parlament an.

" Als ich die Dolmetscherkabinen rund um mich gesehen und wahrgenommen habe, dass gerade aus dem Griechischen ins Slowakische und aus dem Türkischen ins Tschechische übersetzt wird, und dass es dort insgesamt 570 Sprachkombinationen gibt, ist mir klar geworden, wie außerordentlich anspruchsvoll und schwierig die Aufgabe dieser Vereinigung ist."