Verlässt "Radio Free Europe" Prag?

Logo des Radio Free Europe

Die Frage nach dem künftigen Standort des im Prager Stadtzentrum angesiedelten Senders "Radio Free Europe" ist nach wie vor offen. Doch während die tschechische Regierung beteuert, sich um eine geeignete Alternative für das gefährdete Gebäude zu bemühen, spekuliert die Presse bereits über den Wegzug des Senders aus der Tschechischen Republik. Silja Schultheis berichtet.

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"Tallinn oder Budapest?" titelt die Tageszeitung "Lidove Noviny" in ihrer Freitagsausgabe und berichtet unter Berufung auf gut informierte, dem Radiosender nahestehende Quellen, dass die Leitung von "Radio Free Europe" ernsthaft den Umzug ihrer Zentrale aus Prag plane.

Auf die Frage, ob sie dies für eine reale Variante halte, sagte die Sprecherin von "Radio Free Europe", Sonia Winter gegenüber Radio Prag am Donnerstagnachmittag:

"Radio Free Europe wurde nach Prag eingeladen, wir sind hier Gast. Wenn wir nicht länger willkommen sind, was ist die Alternative? Allerdings haben alle, einschließlich Außenminister Jan Kavan, gesagt, dass sie 'Radio Free Europe' gerne weiter hier wissen möchten. Und wir möchten gerne hier bleiben. Daher hoffe ich, dass dies eine rein theoretische Frage ist."

Der Knackpunkt bei der Auseinandersetzung zwischen der tschechischen Regierung und dem von den USA finanzierten Radiosender ist die Frage nach möglichen Alternativen für das jetzige Funkhaus oberhalb des Wenzelsplatzes. Hierzu sagte Außenminister Jan Kavan am Freitag dem Tschechischen Rundfunk:

"Natürlich wollen wir ein solches Alternativ-Objekt finden, das nicht nur sicher ist, sondern auch den Ansprüchen des Senders sowohl in technischer Hinsicht entspricht als auch in bezug auf den Komfort, an den sich die Mitarbeiter in dem jetzigen Gebäude des Senders gewöhnt haben."

Während der Außenminister jedoch am Donnerstag in der Tageszeitung "Pravo" äußerte, der Sender habe bereits einige diesbezügliche Vorschläge der Regierung abgelehnt, wies Sonia Winter diese Behauptung im Gespräch mit Radio Prag zurück:

"Ich weiß nicht, ich kann nur wiederholen, dass die tschechische Regierung uns keine Alternativ-Gebäude vorgeschlagen hat, die wir für einen Umzug in Erwägung ziehen könnten. Wir führen seit dem 11. September formale und informelle Gespräche mit der tschechischen Regierung über die Möglichkeit eines Umzugs. Auf die Anfrage der Regierung haben wir einen Katalog mit elementaren Anforderungen erstellt, die erfüllt sein müssen, damit der Sender funktionieren kann. Aber bislang haben wir keine Vorschläge erhalten, keine Liste mit möglichen Alternativen vorgelegt bekommen. Wir haben nichts abgelehnt, weil wir nichts gesehen haben.

Soweit Sonia Winter, Sprecherin des Senders "Radio Free Europe".

Mit den Kommentaren der tschechischen Presse zur aktuellen Diskussion um den Radiosender befassen wir uns in unserem heutigen Medienspiegel im Anschluss an das Tagesecho.