Zwei unausgegorene Vorschläge der Prager Parlamentarier haben den tschechischen Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdík zum Handeln gezwungen. Und zwar dahingehend, die bereits eingeleitete Reform der Tschechischen Armee weiter zu beschleunigen. Seinen Vorstellungen zufolge soll nämlich die Abschaffung der Wehrpflicht nunmehr bereits bis Ende des Jahres 2004 vollzogen werden und nicht wie zunächst geplant erst 24 Monate später zum Jahresende 2006. Weitere Einzelheiten zu diesem Thema von Lothar Martin.
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Neue Verteidigungsstrukturen braucht das Land, und finanzielle Einsparungen im Staatshaushalt dazu. Deshalb ereiferten sich sowohl die Angeordneten als auch die Senatoren des Prager Parlaments, mit übereilten Initiativen die bereits begonnene Umwandlung der tschechischen Streitkräfte hin zu einer Berufsarmee scheinbar vorantreiben zu wollen. Doch Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdík hält deren Vorschläge, die eine Verkürzung der Wehrpflicht von derzeit 12 Monaten auf neun bzw. gar nur sechs Monaten vorsehen, für eher kontraproduktiv und meinte: "Für uns ist die allgemeine Wehrpflicht im Rahmen der Änderungen bei der Reform der bewaffneten Streitkräfte schon keine gute Lösung mehr."
Verteidigungsminister Jaroslav Tvrdík (Foto: CTK)
Eine Verkürzung der Wehrzeit zum Beispiel von zwölf auf sechs Monate hätte laut Tvrdík nur zur Folge, dass man in dem Fall die Anzahl der Wehrpflichtigen gegenüber dem geplanten Kontingent verdoppeln müsse, was nur weitere Kosten nach sich ziehe, zum Beispiel für die Bereitstellung einer größeren Anzahl an persönlichen Ausrüstungen. Eine beschleunigte Abschaffung der Wehrpflicht hingegen dürfte die Einsparung finanzieller Mittel mit sich bringen, die dann wieder in eine verbesserte Ausrüstung der Berufssoldaten gesteckt werden könnte, meinte der Minister. Deshalb werde er innerhalb von 60 Tagen ein glaubwürdiges Konzept ausarbeiten und dann der Regierung vorlegen. Ein Konzept, aus dem klar ersichtlich ist, dass es für die beschleunigte Abschaffung der Wehrpflicht eine reelle Chance gibt. Diese Chance begründet sich vor allem darauf, dass gerade in den zurückliegenden Monaten die Nachfrage nach militärischen Jobs in Tschechien gestiegen sei. Milan Kouril vom 33. Hubschrauber-Stützpunkt im mährischen Prerov nennt auch einige Gründe dafür: "Ich denke, dass mit einem Job in der Armee heutzutage ein besonders stabiles und mit der Wohnzulage sogar ein überdurchschnittliches Gehalt verbunden ist. Das Interesse an einem beruflichem Dienst in der Armee ist gerade hier in Mähren stark angewachsen, und so denke ich, dass die frühzeitige Professionalisierung der Armee nicht gefährdet ist."
Seit der Einleitung der Armeereform zu Beginn des Jahres haben sich 6700 Interessenten für einen militärischen Job gemeldet, von denen bereits 600 in die Reihen der tschechischen Streitkräfte integriert wurden. Insgesamt soll die reformierte tschechische Armee aus 22.000 Berufssoldaten bestehen.