Vertreibung die Zweite - wie rechts außen um Aufmerksamkeit kämpft
Der 8. Mai - in Tschechien ein Feiertag, in Erinnerung an den Jahrestag des Kriegsendes. Während Präsident Vaclav Klaus und Spitzenvertreter der Politik den Opfern des Krieges gedachten, inszenierte die ultrarechte Nationalpartei ein Spektakel der eigenen Art.
"Wir meinen, dass auf tschechischem Boden auch tschechische Landwirte, tschechische Kleinbauern und tschechische Forstwirte wirtschaften sollten. Die Aktivitäten dieser Leute gehen ganz klar in eine falsche Richtung."
Medienwirksamer Höhepunkt der Demonstration: Die symbolische Abschiebung von Landsmannschafts-Chef Bernd Posselt, pantomimisch inszeniert als zweite Vertreibung. Zwei Parteianhänger führen einen mit Hakenkreuzen beschmierten, gefesselten Mann ab, über den Kopf hat er einen Karton gestülpt, darauf das Foto von Posselt.
"Wir bieten jedermann an, dorthin zu gehen wo er sich besser fühlt. Und wenn es den Neonazis der Landsmannschaft bei ihnen Zuhause besser gefällt, dann sollen sie wegziehen. Hier haben sie nichts zu suchen."
In den Reden wurden daneben unter anderem Ex-Präsident Vaclav Havel und Außenminister Karel Schwarzenberg, aber auch Landwirtschaftsminister Petr Gandalovic für ihre Haltung zu den Sudetendeutschen angegriffen, Als Oberbürgermeister von Usti nad Labem hatte Gandalovic vor zwei Jahren ein Massaker an Sudetendeutschen bedauert, dass kurz nach Kriegsende dort stattgefunden hatte.Auf dem Weg zum Mittagessen geriet der slowakische Intellektuelle Fedor Gal zufällig in das Spektakel und hatte wenig Verständnis dafür übrig:
"Kämpfen die denn gegen alle? Ich bin eine dreifache Minderheit, ein Slowake, ein Jude und ich lebe in Böhmen und bin ein Intellektueller. Die hier sind vor allem Dummköpfe, was nichts Besonderes ist. Ich hoffe allerdings, dass sie keine Waffen in die Hand bekommen. Und ich befürchte, dass sich die gleichgültige Mehrheit hinter dem Wort Toleranz verstecken wird. Aber so etwas gegenüber darf man nicht tolerant sein."
Immerhin: zumindest bei den Wahlen haben die Tschechen bislang keine Toleranz gegen die dumpfen Parolen der Narodni strana gezeigt. Trotz lautstarkem Auftreten ist die Partei politisch eine bedeutungslose Splittergruppe.