Videokünstler Petr Vrána plant Denkmal für das tschechoslowakische Exil

Projekt des Denkmals für das tschechoslowakische Exil (Foto: Archiv von Petr Vrána)

1981 aus der Tschechoslowakei emigriert, wurde er bald zu einem wichtigen Vertreter der deutschen Videokunst: Petr Vrána, der an der Universität Kassel zunächst studiert und später unterrichtet hat. Außerdem nahm er an zahlreichen bedeutenden internationalen Kunstfestivals teil - unter anderem an der Documenta 8 – und arbeitete für deutsche Fernsehsender. Seit der Samtenen Revolution ist der 1956 in Prag geborene Vrána auch wieder in Tschechien aktiv, unter anderem als Lektor an der Prager Kunsthochschule sowie mit zahlreichen Film-, Fernseh- und Theaterproduktionen. Nun plant er in Prag ein Denkmal für das tschechoslowakische Exil.

Projekt des Denkmals für das tschechoslowakische Exil  (Foto: Archiv von Petr Vrána)
Modřany ist kein besonders einladender Ort am Prager Stadtrand. Das ehemalige Einkaufszentrum, ein kommunistisch-grauer Flachbau aus den Siebzigern, hat schon bessere Zeiten gesehen, ringsum stehen graue Plattenbauten in Reih und Glied - und auf einer breiten Ausfallstraße tost der Verkehr. Dort, inmitten der Betontristesse will Petr Vrána sein Denkmal des tschechoslowakischen Exils aufstellen. Er habe den Ort ganz bewusst gewählt, sagt der Künstler im Gespräch mit Radio Prag:

„Die Straße, die dort vorbeiführt, wurde neu gebaut. Und sie wurde Straße des tschechoslowakischen Exils genannt. Ein Stück weiter kreuzt sie sich mit der Allee des General Šiška, der ebenfalls ein bekannter Exil-Tscheche war. Für mich war klar: Wenn überhaupt, dann muss das Denkmal dort stehen.“

Außerdem, so Vrána, der gleich um die Ecke wohnt, werde sich die Betontristesse in den nächsten Jahren komplett verwandeln. Der Stadtbezirk Prag 12 will die Umgebung zum Stadtteilzentrum umgestalten und in das ehemalige Geschäftshaus soll das Bezirksrathaus einziehen. Und dieses neue Rathaus soll aktiver Bestandteil des interaktiven Denkmals von Petr Vrána werden:

Petr Vrána  (Foto: Archiv von Petr Vrána)
„In allen Stockwerken werden Terminals stehen. Die Leute können dort surfen und sehen, dass die Menschen in alle Herrgottsländer ins Exil gegangen sind. Die Besucher können so deren Schicksale studieren und sie auf die Projektionswand werfen. Die ist entsprechend den umliegenden Gebäuden 15 Meter hoch und sieben Meter breit.“

Auf die frei vor dem Gebäude stehende Tafel aus dunklem Sandstein sollen zum Beispiel Ausschnitte aus Miloš Formans Film „Amadeus“ und zahlreiche weitere Werke mehr oder weniger berühmter Exiltschechen und Exilslowaken projiziert werden. Auch als Leinwand für Veranstaltungen rund um das Exil soll sie dienen. Auf der Rückseite der Steintafel soll eine interaktive Statue entstehen: Unter einem stilisierten blauen Neon-Hut – eine Hommage an den tschechischen Schauspieler und Emigranten Jiří Voskovec und sein Buch „Der Hut im Gebüsch“ – sollen abwechselnd die Gesichter bekannter Tschechen und Slowaken erscheinen, die aus politischen Gründen zwischen 1939 und 1989 ihr Land verlassen mussten. Klappt alles wie geplant, soll das Denkmal des tschechoslowakischen Exils gemeinsam mit dem neuen Rathaus Ende 2012 eröffnet werden.

Nähere Informationen zum Projekt eines Denkmals des tschechoslowakischen Exils finden Sie hier: http://ceskoslovensky-exil.info. Ein Interview mit dem Künstler Petr Vrána bringen wir am Sonntag in unserer Sendereihe Kultursalon.