Vielen Tschechen vergeht Lust, in das beliebte Kroatien zu reisen

Die Nachricht schlug ein wie der Blitz aus heiterem Himmel: Seit dem 1. Juni gilt in Kroatien für Privatreisende das Verbot, Fleisch und Milch sowie Fleisch- und Milchprodukte im persönlichen Gepäck ins Land einzuführen. Als einzige Ausnahme werden nur Babynahrung und Lebensmittel akzeptiert, die ein Tourist aus gesundheitlichen Gründen braucht. Die neue Anordnung hat in Tschechien harsche Kritik ausgelöst.

Kroatien steht traditionsgemäß seit vielen Jahren an der Spitze der beliebtesten Reiseländer der Tschechen. Das Einfuhrverbot für die genannten Nahrungsmittel gilt zwar für alle Länder einschließlich der EU, die Tschechen scheint es aber besonders hart zu treffen. Zuzana Opletalová, die Sprecherin des Tschechischen Außenministeriums:

„Kroatien hat paradoxerweise noch vor dem EU-Beitritt die Anordnung der Europäischen Kommission vom Jahr 2004 umgesetzt. Innerhalb der EU aber gilt das Verbot nicht. Daher dürfen die Bürger anderer EU-Länder Fleisch und Milch sowie Fleisch- und Milchprodukte zu uns mitnehmen.“

Heftige Reaktionen auf diese Maßnahme ließen gar nicht lange auf sich warten. Vielen Tschechen sei gleich die Lust vergangen, nach Kroatien zu reisen, behauptet Tomio Okamura, der Sprecher der Assoziation tschechischer Reisebüros:

„Jedes Jahr reisen rund 800.000 Tschechen nach Kroatien. Zwei Drittel von ihnen, das heißt eine halbe Million, verbringen ihren Urlaub in Appartements mit Küchen, in denen gekocht wird.“

Und gerade das kann offenbar der Hauptgrund sein, warum sich einige Tschechen in diesem Jahr einen Kroatien-Besuch lieber zweimal überlegen werden. Seit Jahren schon pflegen doch viele von ihnen, mit komplettem Proviant von zu Hause ausgestattet, in Richtung Adria-Küste aufzubrechen. Vor Ort wird nur das Nötigste eingekauft. Deshalb haben sich die Tschechen in Kroatien auch die negative Bezeichnung „Pastetentouristen“ eingehandelt. Tomio Okamura zufolge habe dieser Tage hierzulande die traditionelle Reiselust auf Kroatien den Gefrierpunkt erreicht.

„Leider haben wir sehr negative Reaktionen verzeichnet. Einige Reisebüros haben bereits begonnen, Preisnachlässe zu gewähren. Viele Menschen sind sehr verärgert. Für die tschechischen Bürger handelt es um eine sehr ernste Komplikation beim Gestalten ihrer Urlaubszeit.“

Aber nicht alle sehen so schwarz. Zum Beispiel Tomislav Vojnovič, der Besitzer des Reisebüros „Dalmacia tour“:

„Man kann beobachten, dass es mit jedem Jahr immer weniger werden von den so genannten – wenn ich das so wie im Volksmund sagen darf – ´Pastetentouristen´ gibt. Immer mehr Tschechen können sich mehr leisten, eine bessere Unterkunft oder einen Urlaub mit Halbpension. Und das nicht nur dank der stärker gewordenen Krone.“

Unter Berufung auf den kroatischen Internetserver „Slobodna Dalmacija“ verbreiteten am Sonntag nahezu alle tschechischen Medien die Information, dass die kroatischen Behörden die am 1. Juni in Kraft getretene Maßnahme aufheben oder hinausschieben werden. Die tschechische Konsulin in Zagreb; Veronika Honsová, konnte diese Information jedoch nicht bestätigen.