Viktor Fischl initiierte kurz nach der Vernichtung der Gemeinde Lidice die Entstehung eines britischen Films über das Dorf

Viktor Fischl

Vor 60 Jahren, am 10. Juni 1942 wurde die Gemeinde Lidice bei Kladno von den Nazis dem Boden gleichgemacht 173 Männer wurden hingerichtet, die Frauen wurden in Konzentrationslager gebracht, dort starb auch die Mehrheit der Kinder aus Lidice. Der brutale Racheakt der Nazis erweckte weltweit Reaktionen. Vor einigen Tagen wurde in Tschechien zum erstenmal ein britischer Dokumentarfilm über Lidice gezeigt, der bereits 1942 auf Initiative des Schriftstellers Viktor Fischl gedreht wurde.

Fischl, der 1939 vor den Nazis aus Böhmen nach Großbritannien emigrierte, war damals im Außenministerium der tschechischen Exilregierung tätig. Er war u.a. persönlicher Sekretär des damaligen Außenministers Jan Masaryk. Fischl bearbeitete die literarische Vorlage für den Film "Silent Village" (Das stille Dorf), in dem der Regisseur Humphrey Jennings die Ereignisse von Lidice in das Dorf Cwmgiedd in Wales übertrug. Viktor Fischl, der an der Vorführung des Films vor einigen Tagen in Prag teilnahm, fragte ich danach, wie er auf die Idee kam, das Schicksal der Bewohner von Lidice auf diese Weise darzustellen:

"Die Hauptidee war, dass man Leuten nahe bringen soll, nahe bringen kann, das Schreckliche, was damals geschehen ist- dadurch, dass man sich vorstellt, es ist nicht in irgendeinem fernen Land geschehen, sondern in einem Land, das sehr nahe von London liegt - in Wales. Das war eine Sache, das ich damals nach der Lidice-Tragödie gemacht habe. Das erste war ein Gedicht , das hieß "Das tote Dorf" - das wurde ins Englische und ins Polnische übersetzt. Eine andere Sache, die ich inspiriert habe, war ein Sammelbuch - ich war damals Sekretär des Tschechischen Penklubs im Exil und habe mich an Penklubs in der ganzen Welt gewandt und habe Gedichte, Geschichten und Äußerungen von Dutzenden von bekannten Schriftstellern bekommen, sodass das Buch wirklich ein positives politisches Argument geworden ist. Und das dritte war eben dieser Film."

Soweit der Schriftsteller Viktor Fischl, der bald seinen 90. Geburtstag begehen wird.