Schriftsteller und Diplomat Viktor Fischl verstorben
Tschechischer Schriftsteller und israelischer Diplomat - so wurde er häufig bezeichnet: Viktor Fischl, der in Israel eher unter dem Namen Avigdor Dagan bekannt ist. Im Alter von 94 Jahren ist Viktor Fischl am vergangenen Wochenende in Jerusalem gestorben. Die Nachricht über seinen Tod wurde am Sonntag ohne nähere Angaben veröffentlicht. In Fischls Leben widerspiegelt sich das Schicksal der europäischen Juden im 20. Jahrhundert, das er oft in seinen Prosawerken aufgriff.
Die Tschechoslowakei besuchte Viktor Fischl erstmals wieder nach mehr als vierzig Jahren, und zwar nach der politischen Wende im Jahr 1990. Erst jetzt durften seine Bücher auch hier erscheinen. Zu seinen bekanntesten Werken gehören "Die Hofnarren" und "Die Gespräche mit Jan Masaryk". Fischl wurde auch ins Deutsche übersetzt. In Tschechien wurde der Schriftsteller und Diplomat mit mehreren Preisen geehrt. Gemeinsam mit Josef Skvorecky wurde ihm 2004 in Prag der Jaroslav Seifert-Preis verliehen. Vor einem Jahr wurde Fischl mit dem Preis "Gratias agit" ausgezeichnet, der vom tschechischen Außenministerium für die Verbreitung des guten Rufs der Tschechischen Republik im Ausland vergeben wird.
Persönlich habe ich Viktor Fischl Anfang der neunziger Jahre bei einigen Autogrammstunden erlebt, bei denen er fortwährend unzählige Bücher unterzeichnet und mit den Bewunderern seiner Werke gesprochen hat. 2002 war er in Prag zu Gast, um der Vorführung des britischen dokumentarischen Spielfilms "Silent Village" (Das stille Dorf) beizuwohnen. Der Film entstand während des Krieges als eine unmittelbare Reaktion auf die Zerstörung der Gemeinde Lidice durch die Nazis. Viktor Fischl bearbeitete damals die literarische Vorlage des Films, den er selbst initiiert hatte. An dessen Entstehung erinnerte er sich vor vier Jahren in einem Gespräch für Radio Prag:
"Die Hauptidee war, dass man Leuten, das Schreckliche, was damals geschehen ist, nahebringen soll - dadurch, dass man sich vorstellt, es ist nicht in irgendeinem fernen Land geschehen, sondern in einem Land, das sehr nahe von London liegt - in Wales. Das war eine Sache, das ich damals nach der Lidice-Tragödie gemacht habe. Das erste war ein Gedicht, das hieß "Das tote Dorf" - das wurde ins Englische übersetzt. Eine andere Sache, die ich inspiriert habe, war ein Sammelbuch. Ich war damals Sekretär des Tschechischen Penklubs im Exil und habe mich an Penklubs in der ganzen Welt gewandt und habe Gedichte, Geschichten und Äußerungen von vielen bekannten Schriftstellern bekommen, sodass das Buch wirklich ein positives politisches Argument geworden ist."
Sie hörten den Schriftsteller Viktor Fischl während seines Prag-Besuchs im Jahre 2002.