„Violetta“ aus Saarbrücken: Sopranistin Jelínková

Olga Jelínková (Foto: Ilona Sochorová)

Die tschechische Sopranistin Olga Jelínková ist seit dieser Spielzeit Mitglied des Opernensembles des Saarländischen Staatstheaters. Gleich zu Beginn der Saison begeisterte sie als Violetta in Verdis La Traviata sowohl Publikum als auch Kritik. Die Sängerin tritt in letzter Zeit zudem in weiteren Opernhäusern auf – darunter in Mannheim und in Chemnitz. Im Prager Ständetheater singt sie am kommenden Samstag die Partie der Königin der Nacht in Mozarts Zauberflöte. Martina Schneibergová hat die Sopranistin in einem Prager Café getroffen, dabei entstand folgendes Gespräch.

Olga Jelínková  (Foto: Ilona Sochorová)
Frau Jelínková, Sie sind seit März Mitglied des Saarländischen Staatstheaters. Die Saison haben Sie mit der Hauptrolle in Verdis Oper La Traviata eröffnet. Die Rezensionen waren glänzend. Wie bewerten Sie Ihren Auftakt in der Oper in Saarbrücken?

„Es war wirklich sehr schön, weil die Inszenierung mir sehr gut gefallen hat. Die Kollegen waren phantastisch und der Regisseur bewegte zwischen sich der Moderne und der Klassik bei der Inszenierung. Die Violetta habe ich überhaupt zum ersten Mal gesungen.“

Sie sind im vergangenen Jahr nach Saarbrücken umgezogen. Wollen Sie auch in den nächsten Jahren dort bleiben?

Saarländisches Staatstheater  (Foto: LoKiLeCh,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0)
„Ich habe einen Zweijahresvertrag mit dem Theater geschlossen. Wir wohnen jetzt in Saarbrücken, weil es einfach zu weit weg von Prag ist. Ich lebe dort mit meiner ganzen Familie, und bleibe bestimmt zwei Jahre lang in der Stadt. Dann werden wir sehen.“

Wie gefällt es Ihnen in der saarländischen Hauptstadt?

„Saarbrücken ist keine allzu große Stadt. Sie hat einen französischen Touch, ist ein wenig leger. Die Natur ist schön, und Frankreich ist von unserem Haus etwa zwei Kilometer entfernt. Dorthin kommen wir auch zu Fuß.“

Sie haben in Saarbrücken nicht nur in Verdis La Traviata, sondern auch in anderen Opern – beispielsweise in Ernst Korngolds Oper „Die Tote Stadt“ gesungen. Haben Sie die Partie schon vorher einmal einstudiert?

Teresa Berganza  (Foto: Jmhullot,  Wikimedia Commons,  CC BY 3.0)
„Nein, ich habe die Oper nicht einmal gekannt, aber die Musik gefiel mir. Es gibt dort nur zwei große Rollen, wobei die anderen Parts kleiner, aber komplizierter sind.“

Kommen wir auf die Anfänge zurück: Wie wichtig ist der Gesanglehrer für eine Opernsängerin?

„Ich würde sagen, der Pädagoge ist schon sehr wichtig. Für mich ist Antonie Denygrová nach wie vor die beste Lehrerin. Ich habe bei ihr studiert, und jetzt arbeiten wir nach einer zweijährigen Pause wieder zusammen. Ich würde sagen, dass es immer besser wird.“

Sie haben zudem an mehreren Meisterkursen teilgenommen, einige davon wurden von der spanischen Opernsängerin Teresa Berganza geleitet. Wie war das Treffen mit der Operndiva?

„Leider dauerte es nur kurz. Frau Berganza war damals krank, und wir hatten nur drei Lektionen. Wir haben gemeinsam Mussorgskis Liederzyklus ,Kinderstube‘ durchgenommen. Es war eine große Inspiration für mich, wie eine andere Welt.“

In den letzten Jahren haben Sie in verschiedenen Opernhäusern in Tschechien gesungen. Hatten oder haben Sie eine Lieblingsrolle?

„Ich mag Belcanto-Rollen sehr. Ich liebe Lucia di Lammermoor von Donizetti, ‚La Somnambula‘ von Bellini habe ich auch gesungen. Sehr passend für meine Stimme war auch Konstanze aus Mozarts ‚Entführung aus dem Serail‘. Diese Partie gefällt mir sehr gut. Ich hoffe, dass ich noch weitere Belcanto-Rollen bekommen werde. Mein Wunsch ist es, Zerbinetta aus Ariadne auf Naxos zu singen.“

Olga Jelínková  (Le Rossignol). Foto: Hana Smejkalová,  Archiv des Nationaltheaters in Prag,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0
Im Theater in Olmütz haben sie in Operetten gesungen. Es herrscht die Meinung, dass diese etwas Leichteres seien. Ist die Operette für Sänger aber nicht anspruchsvoller als die Oper?

„Ja, die Operette ist sehr schwierig. Die Rollen sind meist so geschrieben, dass sie für Sopranistinnen zu tief sind. Zudem muss man tanzen, sprechen und dazu noch eine gute schauspielerische Leistung an den Tag legen. Für mich ist die Operette nicht unbedingt ideal.“

Studieren Sie in dieser Spielzeit noch eine weitere Rolle ein?

„Ja, die Partie von Marguerite in Gounods Faust. In der nächsten Saison werde ich die Gräfin in Figaros Hochzeit singen. Im Theater wird zudem Wagner einstudiert, ich übernehme die Rolle einer der Rheintöchter. Und schließlich werden die Perlenfischer von Bizet aufgeführt. Auf diese Belcanto-Partie freue ich mich sehr.“

Olga Jelínková als Lucia di Lammermoor  (Foto: YouTube)
Sie haben auch in Mannheim gastiert. War das ein Zufall?

„Ja schon. Ich konnte es kaum glauben, als ich eine Mail bekam, in der ich das Angebot für die Elvira aus der Oper ‚Ernani‘ bekommen habe. Es gab drei Vorstellungen, in denen ich für eine schwangere Kollegin eingesprungen bin. Es war heftig, denn ich war gerade den ersten Monat mit der ‚La Traviata‘ in Saarbrücken.“

Die Mitglieder des Opernensembles in Saarbrücken kommen aus verschiedenen Ländern. Wie verständigen Sie sich miteinander? Auf Deutsch?

Olga Jelínková in der Oper ‚Die Kluge‘  (Foto: Patrik Borecký,  Archiv des Nationaltheaters in Prag,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
„Wir sprechen vor allem deutsch oder englisch. Die Kolleginnen und Kollegen leben alle schon mehrere Jahre lang in Deutschland und haben auch in der Bundesrepublik studiert. Ursprünglich kommen sie aber aus Korea, Griechenland, Australien oder Island.“

Treten Sie neben den Opernvorstellungen auch bei Liederabenden auf?

„Es ist schön, dass das Theater allen Solisten die Möglichkeit bietet, bei einer Matinee aufzutreten. Meine findet am 17. März statt und ich freue mich sehr darauf, da ich meine Lieblingslieder singen kann – von Richard Strauss, Antonín Dvořák oder Modest Mussorgski.“

Vor einigen Jahren haben Sie einige Liederzyklen für den Tschechischen Rundfunk aufgenommen…

Olga Jelínková singt die Königin der Nacht  (Foto: Hana Smejkalová,  Archiv des Nationaltheaters in Prag,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0)
„Ja, das waren aber Lieder von tschechischen Gegenwartskomponisten – wie Jaroslav Křička oder Zdeněk Lukáš. Letzterer hat die Kompositionen speziell für mich und die Bratschistin Jitka Hasprová geschrieben. Außerdem hat mir Jan Jirásek einen Liederzyklus gewidmet.“

Es ist zweifelsohne eine Ehre, wenn jemandem ein Komponist ein Werk widmet. Berücksichtigt der Komponist dabei die Besonderheiten der Stimme des Sängers?

„Ja, ich denke schon. Die Texte der Lieder von Jirásek gibt es in verschiedenen Sprachen und eines der Lieder ist ein bisschen Belcanto.“

In welchen Opern treten Sie in den nächsten Tagen und Wochen auf?

„Am 8. März singe ich zum ersten Mal die Königin der Nacht in der Vorstellung der Zauberflöte im Theater in Chemnitz. Am 9. März singe ich nach einer längeren Zeit im Prager Ständetheater wieder – auch in der Zauberflöte. Es folgt die Liedermatinee und es beginnen die Proben für den Faust.“

Olga Jelínková stellt sich an diesem Freitag, den 8. März, in Chemnitz als Königin der Nacht in Mozarts ‚Zauberflöte‘ vor. Am 9. März singt sie dieselbe Partie im Prager Ständetheater. Die Liedermatinee mit Olga Jelínková beginnt am 17. März um 11 Uhr im Staatstheater in Saarbrücken.

Sie haben inzwischen in mehreren Ländern der Welt gesungen. Worin unterscheidet sich das Publikum an den jeweiligen Orten?

„In Spanien habe ich erlebt, dass die Zuschauer ganz kalt im Saal saßen, sie klatschten nicht. Sie warteten bis zum Ende und dann erst explodierte der Beifall. In Saarbrücken sind die Leute sehr aufgeschlossen, sie lieben die Oper. Wir haben viele Fans, die uns kennen und uns sehr oft schreiben. Wenn jemandem etwas gefällt, schickt er uns sofort eine Mail oder Facebook-Nachricht. Das ist sehr nett.“