Visumpflicht für Kanada: Tschechen müssen sich an die eigne Nase fassen
Wenn einer eine Reise macht, dann kann er bekanntlich viel erzählen. Insbesondere dann, wenn er wie ich gerade aus einem Land zurückgekehrt ist, das fast zeitgleich die Visumpflicht für Tschechen erneut eingeführt hat: Kanada.
Das Urlaubsfeeling ist sofort im Eimer. Nicht ohne Grund. Denn welch wohltuender Unterschied erwartete uns da zum Beispiel in der kanadischen Hauptstadt Ottawa. Wir deuteten nur an, eventuell die Straße überqueren zu wollen, und schon bremste das noch einige Meter entfernte Auto seine Fahrt ab. Dabei fuhr es, so wie nahezu alle kanadischen Gefährte, auf die wir trafen, bereits nur die in beruhigten Stadtzonen zulässigen 30 Stundenkilometer. Gegenseitiger Respekt, Entgegenkommen und Hilfsbereitschaft – das sind durchaus keine Fremdwörter in Kanada. Wir spürten es auf Schritt und Tritt. Zum Beispiel an einer Tankstelle, als ich noch studierte, in welcher Reihenfolge ich an der Zapfsäule vorgehen muss, um meinen Mietwagen mit dem richtigen Kraftstoff zu füllen. Ein Kanadier hielt sofort an, um mir den Selbstbedienungsvorgang via EuroCard zu zeigen. Oder zum Beispiel in Kingston. Die Vermieterin unserer dortigen Unterkunft rief noch am Morgen unserer Abreise auf ihre Kosten in unserem nächsten Reiseziel in Ottawa an, um für uns bereits die nächste Übernachtung klarzumachen. Im Gegensatz dazu erlebten wir, wie ein tschechischer Macho seine Gattin wegen einer Kleinigkeit auf dem New Yorker Flughafen in aller Öffentlichkeit anschnauzte.
Der zuletzt sprunghafte Anstieg von Asylantragstellern aus Tschechien, so lautet die offizielle Begründung aus Kanada zur Wiedereinführung der Visumpflicht für Tschechen, die in ihr Land reisen wollen. Das Gros der Antragsteller sind Roma, die sich in ihrer tschechischen Heimat diskriminiert fühlen. Die überwiegende Mehrzahl der Anträge wird jedoch abgelehnt. Vielleicht auch deswegen, weil die Antragsteller wiederholt auch „typisch tschechische Verhaltensweisen“ an den Tag legen. Aber nicht nur deshalb sollten sich Tschechen wie der Bus fahrende Rambo oder der wütende Macho an die eigene Nase fassen, wenn der Rest der Welt den neuzeitlichen „Schwejk“ nicht gerade zu seinen Lieblingen zählt. Auch das ist ein Stempel mit dem Aufdruck: Bei uns nicht erwünscht!