Vom Mammutzahn zur Schamanenhütte: Top-Funde der Archäologie

Die zwölf interessantesten archäologischen Funde, die in den letzten Jahren in Prag gemacht wurden, sind das Hauptthema der Ausstellung „Der Weg in die Tiefe der Stadt“ im Prager Stadtmuseum.

Zuerst erfährt man jedoch mehr über die archäologischen Ausgrabungen auf der Prager Burg. Denn die Burg ist eine einzigartige Lokalität in ganz Europa. Seit 1925 werden auf der Burg systematisch archäologische Ausgrabungen durchgeführt, sagt Miroslava Šmolíková vom Prager Stadtmuseum:

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„Die ausgestellten Funde belegen die Ereignisse, die sich auf dem Burggelände während der Jahrhunderte abgespielt haben. Die Ausstellung beginnt mit dem Bruchteil eines Mammutzahns aus der Eiszeit und endet mit Funden aus dem 17. Jahrhundert.“

Nicht nur die Prager Burg sei ein reichhaltiger Fundort, so Jaroslav Podliska vom tschechischen Denkmalschutzamt:

„Die Leute fragen uns Archäologen, ob es stimmt, dass an jedem Ort in Prag, etwas gefunden werden kann. Man kann sagen, dass es wirklich so ist. Fast jede Ausgrabung bringt und neue Informationen. Auch negative, zum Beispiel, dass der Ort von einer Katastrophe heimgesucht wurde. Prag hat eine lange Geschichte, darum gibt es in der tschechischen Hauptstadt mehrere Institutionen, die sich mit archäologischen Forschungen beschäftigen. In den letzten 18 Jahren erlebte Prag einen rasanten Bauboom. Aus dem Grund haben die Archäologen viel zu tun, und ihre Arbeit ist sehr nützlich und notwendig.“

Die Anfänge der Archäologie in Prag sind mit der Tätigkeit einiger Hobby-Archäologen verbunden. Sie haben viele archäologische Funde gerettet. Schon bei der Errichtung von Ziegelfabriken im 19. Jahrhundert seien Funde gemacht worden und einige der Amateur-Archäologen sind richtig bekannt, sagt Miroslava Šmolíková:

„Zu den wichtigsten Persönlichkeiten gehörten Pater Václav Krolmus, Pater František Petera Rohoznický und Josef Antonín Jíra. Jíra, der in den Jahren 1868 bis 1930 lebte, gründete in seiner Villa im Prager Hanspaulka sogar ein archäologisches Museum. Seine Sammlungen befinden sich heutzutage im Prager Stadtmuseum.“

Der erste der vorgestellten archäologischen Funde wurde in der Straße Na slupi gemacht. Dort wurde ein Beweis dafür gefunden, dass sich auf dem heutigen Gebiet des Stadtzentrums lange Zeit die Kelten aufhielten, sagt die Expertin:

„Es geht um eine Grabstätte, wo neun Gräber gefunden wurden. In der Ausstellung wird ein Teil der Ausstattung dieser Gräber gezeigt. Da es sich um einen ganz neuen Fund handelt, werden die Gegenstände noch konserviert. Zu sehen sind hier eine Spange, einige Armbände sowie ein Teil eines Gürtels. Die Funde von der Straße Na slupi wurden durch Schmuck und Waffen ergänzt, die vor kurzem bei archäologischen Ausgrabungen in Keltengräbern in den Stadtteilen Ruzyně - Jiviny und in Jinonice gefunden wurden.“

Im Stadtteil Liboc haben die Archäologen auf der Baustelle eines Wohnkomplexes Ausgrabungen auf einer großen Fläche durchgeführt. Dabei wurden Reste von drei Dörfern aus drei verschiedenen Zeitepochen gefunden. Die ältesten Funde stammten aus der jüngeren Steinzeit, sagt Miroslava Šmolíková.

„Es gab dort Fundamente von Häusern, Skelettgräber und Teile einer Werkstatt, wo wahrscheinlich Schleifinstrumente hergestellt wurden. Ein weiteres Dorf, stammt aus der älteren Eisenzeit – der Hallstätter Zeit. Eine runde Hütte aus der Hallstatter Zeit, war mit vielen verschiedenen keramischen Gefäßen ausgestattet. Wir zeigen hier einige dieser Gefäße. Sie sind natürlich nicht unbeschädigt erhalten geblieben. Aber die Konservatoren sind heutzutage so geschickt, dass sie imstande sind, ein solches Gefäß aus zahlreichen Scherben neu zusammenzusetzen. Die Hütte war mit ihrer Ausstattung bemerkenswert. Die Archäologen sind zu dem Schluss gekommen, dass es sich um das Haus eines Zauberers, eines Schamanen gehandelt haben könnte.“

In Liboc wurden zudem Reste einer slawischen Siedlung aus dem 7. und 8. Jahrhundert gefunden, die aus kleinen eingesenkten Häusern bestand.

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Die Besucher des Stadtmuseums können nicht nur die archäologischen Exponate besichtigen, sondern auch selbst nach neuen Erkenntnissen suchen: Auf einem interaktiven Bildschirm kann man mehr über die Funde in den einzelnen Stadteilen Prags erfahren, sagt Jaroslav Podliska:

„Das Ziel ist es, dass der Besucher mehr über die Funde in der Umgebung seines Wohnorts erfährt. Er gibt den Wohnort an, öffnet die Landkarte und erfährt beispielsweise, dass in der Straße um die Ecke eine Grabstätte aus der Urzeit oder ein Mammutzahn gefunden wurde.“

Die Datei mit den Funden wird den Experten zufolge ständig ergänzt. Denn nicht alle archäologischen Schätze, die sich unter der Erde verbergen, wurden bislang entdeckt.

In der heutigen Ausgabe des Spaziergangs durch Prag haben wir Ihnen nur einige von den insgesamt zwölf interessantesten archäologischen Funden vorgestellt, die in der Ausstellung im Prager Stadtmuseum zu sehen sind. In der nächsten Ausgabe des Spaziergangs wollen wir Sie wieder in die Tiefe der Stadt führen, diesmal in das mittelalterliche Prag.

Die archäologischen Ausgrabungen, die seit 1925 auf der Prager Burg durchgeführt werden, beweisen, dass die Burg Ende des 9. Jahrhunderts gegründet wurde. Falls Sie wissen, wie der Přemyslidenfürst hieß, mit dem die Anfänge der Prager Burg verbunden sind, können Sie es uns schreiben, denn so lautet die heutige Quizfrage, für deren richtige Beantwortung Sie ein Buch über Prag gewinnen können. Ihre Zuschriften richten Sie bitte an Radio Prag, Vinohradska 12, PLZ 120 99 Prag 2. Natürlich können sie uns auch eine Email schreiben, und zwar an [email protected] .

In der Sendung vor vier Wochen haben wir Sie nach den St. Johannes-Nepomuk-Kirchen in Prag gefragt. In der tschechischen Hauptstadt gibt es gleich einige Nepomuk-Kirchen: eine davon befindet sich auf dem Hradschin, eine im Stadtteil Košíře, eine in Velká Chuchle und nicht zu vergessen ist die Kirche St. Johann am Felsen, die man gegenüber dem Emmaus-Kloster in der Prager Neustadt findet. Dabei reichte natürlich, nur eine der Kirchen zu nennen. Ein Buch über Prag geht diesmal an Andrea Kern aus Seitenstetten in Österreich.