Von der Unesco als Welterbe anerkannt: die Saazer Hopfenlandschaft
Bier gehört zur tschechischen Kultur. Nun hat die Unseco sogar den Anbau und die Verarbeitung des Hopfens in und um die Stadt Žatec / Saaz zum Welterbe erklärt.
Seit 2007 hatte sich die nordwestböhmische Stadt Žatec darum bemüht, mit ihrer Hopfenverarbeitung in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen zu werden. Erst 16 Jahre später hat es geklappt: Am Montag entschied die Unesco im saudi-arabischen Riad, die Saazer Hopfenlandschaft unter Schutz zu stellen. Saaz ist der deutsche Name von Žatec. Das Besondere an der Entscheidung ist: Es handelt sich um die erste Gegend, die wegen ihrer Biertradition auf der Unesco-Liste steht. Außerdem geht die Aufnahme gegen den jüngsten Trend bei den Einträgen zum Welterbe…
„Unterschiedliche Staaten verbinden sich und bewerben sich gemeinsam um den Titel. Interessant und wirklich toll ist daher, dass wir als Saazer Hopfenlandschaft nun ganz allein auf der Liste stehen. Das ist eine große Ehre“, sagte der Bürgermeister von Žatec, Radim Laibl (Partei Ano), sichtlich bewegt am Montag bei einer Pressekonferenz zum Unesco-Eintrag.
Allerdings sind es zwei Elemente, die als Kulturerbe neu geschützt sind: die Umgebung von Žatec sowie das Stadtzentrum mit seinen Industriebauten aus dem 19. Jahrhundert. Dass diese beiden Teile im letzten Antrag von 2018 zusammengefügt wurden, habe wohl geholfen, betont Stanislav Štech, Vorsitzender der tschechischen Kommission für die Unesco.
„Aus der ursprünglichen Bewerbung für Žatec als Stadt des Hopfens wurde etwas, das sich vielleicht als ‚der Weg des Hopfens‘ bezeichnen ließe. Dazu hat sich die Umgebung mit ihren Dörfern angeschlossen und auch stark engagiert. Ich erinnere nur an Steknik und sein Schloss. Zudem sind noch weitere Baudenkmäler hinzugekommen sowie die Landschaft als solches. Und genau dieses Gesamtpaket macht die Region zu etwas ganz Besonderem“, so Štech im öffentlich-rechtlichen Tschechischen Fernsehen.
Vor allem in der Stadt hoffen die Verantwortlichen nun auf eine deutliche Belebung des Tourismus. Denn bei den Besucherzahlen sieht man noch Luft nach oben. Jaroslav Špička ist stellvertretender Bürgermeister und hat als Manager die Kommission für die Unseco-Bewerbung angeleitet:
„Wir denken nicht, dass wir etwa eine Kopie von Krumau sein wollten, wo Busse mit Touristen aus Asien phasenweise die Stadt belagern und dies negative Reaktionen der Bewohner auslöst.“
Immerhin könnten sich laut dem Rathaus der Stadt aber die Besucherzahlen verdoppeln. Dafür will man mehr Parkplätze schaffen, aber auch zusätzliche Rundgänge zum Hopfen und seiner Verarbeitung anbieten. Aus der Gegend stammt schließlich eine der besten Sorten dieser Kulturpflanze, die Bierkenner aufhorchen lässt. Luboš Hejda ist Vorsitzender des Verbandes der Hopfenzüchter in Tschechien:
„Der Saazer halbfrühe Rothopfen ist die zarteste Hopfensorte mit dem weichsten Aroma weltweit. Und vielleicht war es gerade die Tatsache, dass diese Sorte in unserer Gegend angebaut wird, die die Unesco letztlich davon überzeugt hat, das ganze Projekt auf ihre Welterbe-Liste zu setzen.“
Hopfen ist neben Wasser, Malz und Hefe eine der Grundzutaten für Bier. Der Saazer Rothopfen wird bevorzugt für das klassische tschechische Pils verwendet und verleiht ihm seine bitter-herbe Geschmacksnote.
Finanziell zahlt sich die Eintragung in die Welterbe-Liste nicht direkt aus. Deswegen sprechen die Verantwortlichen in Žatec und Umgebung davon, dass die Anerkennung durch die Unesco auch eine hohe Verantwortung bedeute. So müssen zahlreiche Bauten instandgesetzt werden, nicht zuletzt das Barockschloss in Steknik / Steknitz.
Jedoch dürften die entsprechenden Gelder nun leichter zu beantragen sein, glaubt Štech als Vorsitzender der tschechischen Unesco-Kommission:
„Die Anerkennung als Welterbe rückt wahrscheinlich auch andernorts die Marke Saazer Hopfenlandschaft ins Bewusstsein. Und das kann ein wichtiges Argument werden bei der Beantragung von Fördergeldern unter anderem aus EU-Töpfen.“