Vor 120 Jahren wurde das Neue deutsche Theater in Prag eröffnet
Das Gebäude ist heutzutage zwischen zwei Prager Verkehrsadern eingeklemmt. Ähnlich wie das unweit stehende Nationalmuseum leidet die Prager Staatsoper unter der irrsinnigen Idee der kommunistischen Stadtplaner, die die so genannte Prager „Magistrale“ quer durch den historischen Stadtkern bauen ließen. Vor 120 Jahren wurde das Theaterhaus auf einem ruhigeren Grundstück erbaut.
Das respektable Gebäude mit einer klassizistischen Fassade und einem prunkvollen Interieur im Stil des Neo-Rokoko trägt seit dem 1. April 1992 den Namen Státní opera Praha / Staatsoper Prag. In der Vergangenheit stand das Haus in der tschechischen Hauptstadt ein wenig im Schatten des Nationaltheaters. Eine Zeit lang gehörte es sogar zum Prager Nationaltheater: Da hieß es noch Smetana-Theater (1949-1992). Unter diesem Namen findet man die Bühne auch in den älteren Stadtführern. Das Theaterhaus kann jedoch auf eine viel längere Geschichte zurückblicken. Am 5. Januar 1888 wurde es als das Neue deutsche Theater feierlich eröffnet, sagt der Intendant der Staatsoper, Jaroslav Vocelka:
„Das Gebäude konnte dank dem Deutschen Theaterverein erbaut werden. Das heutige Ständetheater war damals das Königliche deutsche Landestheater. Dieses Haus entsprach nicht mehr den Ansprüchen eines größeren Theaterbetriebs. Nachdem 1883 das tschechische Nationaltheater eröffnet worden war, begann der Deutsche Theaterverein Geld für eine neue deutsche Bühne zu sammeln. Er kaufte ein Grundstück und beauftragte das Wiener Atelier Fellner & Helmer mit dem Bau des Gebäudes. So entstand das herrliche Neue deutsche Theater.“
Die Staatsoper bemühe sich, so Vocelka, den Jahrestag würdig zu begehen. Bereits am 5. Januar - am Tag der offenen Tür – nutzten etwa 3.000 Besucher die Gelegenheit, sich das Theater anzuschauen. Zugänglich waren auch die Bereiche, die die Zuschauer normalerweise nicht betreten dürfen. Zudem wurde ein Kalender mit historischen Ansichtskarten des Neuen deutschen Theaters herausgegeben. Im Zusammenhang mit dem Jubiläum des Theatergebäudes werden einige Vorstellungen vorbereitet:
"Erstens bereiten wir für den 13. Februar ein Konzert aus dem Werk von Camille Saint-Saens vor. Dabei werden die Oper Héléne und der Liederzyklus Persische Nacht erklingen. Es handelt sich um Kompositionen, die auf dem Podium zuletzt vor mehr als 100 Jahren erklangen. Die Ballettfreunde können sich auf die Weltpremiere des Balletts Phantom der Oper freuen. In Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Fernsehen möchten wir einen Dokumentarfilm über die Geschichte des Neuen deutschen Theaters und der Staatsoper Prag drehen.“
Das Konzert mit den wenig bekannten Werken von Camille Saint-Saens wird nach der Premiere nur noch zweimal wiederholt werden – am 14. und 19. Februar.