Vor 60 Jahren starb Edvard Beneš

Präsident Václav Klaus vor dem Edvard Beneš-Portrait in Sezimovo Ústí (Foto: ČTK)
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Er war einer der bedeutendsten tschechoslowakischen Politiker. Als Außenminister unter Präsident Masaryk und zweiter Präsident der Tschechoslowakei beeinflusste er die Entwicklung des selbstständigen Staates maßgeblich. 1938 flüchtete er und führte er seine Amtsgeschäfte aus dem Exil weiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er in die Tschechoslowakei zurück und wurde im Amt des Präsidenten bestätigt. Vor 60 Jahren starb Edvard Beneš. Am Mittwoch wurde dazu in Tábor eine Ausstellung eröffnet.

Premier Mirek Topolánek  (Foto: ČTK)
Die Spitzen des tschechischen Staates, angeführt von Präsident Václav Klaus und Premierminister Mirek Topolánek, gedachten am Vormittag im südböhmischen Sezimovo Ústí / Alttabor des zweiten tschechoslowakischen Präsidenten. Edvard Beneš liegt dort, unweit seiner Villa, in der Familiengruft begraben. Am Abend wurde im alten Rathaus in Tábor eine Ausstellung zum Gedenken an Beneš eröffnet. Anhand von zahlreichen Originaldokumenten zeigt sie das Leben und Schaffen des Präsidenten. Auch Teile der Einrichtung aus seiner Villa sind zu besichtigen.

Präsident Václav Klaus vor dem Edvard Beneš-Portrait in Sezimovo Ústí  (Foto: ČTK)
Anlässlich der Eröffnung würdigte Staatpräsident Václav Klaus die Verdienste von Edvard Beneš um die Tschechoslowakei. Beneš hatte maßgeblichen Anteil an der Entstehung des neuen tschechoslowakischen Staates im Jahr 1918. Als Außenminister der Ersten Republik kämpfte er erfolgreich für die internationale Anerkennung des Landes und knüpfte internationale Kontakte. Die Okkupation von Teilen des Staatsgebietes durch Nazi-Deutschland vermochte er allerdings nicht zu verhindern. Und auch sein Widerstand gegen die Machtübernahme der Kommunisten im Jahr 1948 blieb erfolglos.

„Er lebte in einer schwierigen Zeit. Auf der einen Seite gab es große Erfolge, andererseits aber auch riesige Verluste. Diese Verluste werden immer mit der Person von Edvard Beneš gleichgesetzt. Ich sage immer, dass ich das für sehr ungerecht halte.“ In der damaligen Zeit zwischen den Weltkriegen sei die Gesellschaft gespalten und über die Zukunft des Landes uneinig gewesen. betonte Klaus.

Rekonstruierte Edvard Beneš-Villa in Sezimovo Ústí  (Foto: ČTK)
In Deutschland und Österreich wird Edvard Beneš oft mit der Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung nach dem Zweiten Weltkrieg gleichgesetzt. Der bürgerdemokratische Europa-Abgeordnete und Initiator der Ausstellung, Jaroslav Zvěřina widerspricht dieser Sichtweise im Radio-Prag-Interview:

„Ich denke, man sollte die Nachkriegsereignisse nicht personifizieren. Beneš war ein herausragender demokratischer Politiker. Er war die Verkörperung einer bestimmten Art von Politik, die in der Zwischenkriegszeit in Europa vorherrschte. Wahr ist allerdings, dass diese Politik nicht am besten ausfiel. Sie wurde von den totalitären Systemen überrollt.“

Das gesamte Interview mit Jaroslav Zvěřina und einen ausführlichen Bericht über das Gedenken an Edvard Beneš hören Sie diesen Samstag in unserer Rubrik „Geschichtskapitel“.