VW-Skandal: Škoda und tschechische Zulieferer fahren ins Ungewisse

Foto: ČTK

Der VW-Skandal um manipulierte Abgaswerte zieht immer größere Kreise. Schnell wurde bekannt, dass auch die drei weiteren Marken des Volkswagen-Konzerns von dieser Betrugsaffäre erfasst sind. Am Montag wurden nun aber auch die Dimensionen bekannt, und die sind nicht zu knapp. So vermeldete VW-Tochter Škoda, dass in den vergangenen Jahren rund 1,2 Millionen Pkw der tschechischen Marke mit der Betrugssoftware von VW ausgestattet worden.

Škoda Roomster  (Foto: Archiv Škoda Auto)
Es klang durchaus rund und rein, wenn der TDI-Motor eines Škoda-Fahrzeugs der Modelle Octavia, Fabia, Superb, Rapid und Roomster in jüngerer Vergangenheit angelassen wurde. Den Käufern dieser Dieselautos wurde nämlich vier Jahre lang versprochen, dass der Wagen die europäische Abgasnorm Euro 6 erfülle und er einen ziemlich geringen Kraftstoffverbrauch aufweise. Jetzt aber kam heraus, dass die vielversprechenden Werte durch eine entsprechend konzipierte Software bei Tests geschönt wurden, die Verheißungen also nicht zutrafen. Denn nach der Enthüllung des Abgasskandals von VW am 18. September in den Vereinigten Staaten wurde mittlerweile festgestellt: Auch in 1,2 Millionen Fahrzeugen der Marke Škoda wurde in den Jahren 2009 bis 2013 die Betrugssoftware eingebaut. Am Montag vergaß Škoda-Sprecher Jozef Baláž indes nicht zu betonen, dass jüngere Modellreihen aus der Herstellung in der EU nicht mehr mit dem manipulierten Motor EA 189 ausgestattet seien. Verkehrsminister Dan Ťok wiederum bestätigte, dass auch sein Ressort dieser Sache jetzt auf den Grund gehe:

„Dem Ministerium wurde von Seiten Škodas versichert, dass bei den neueren Autos des Unternehmens nicht manipuliert wurde. Wir führen eine eigene Untersuchung durch, nach der wir diese Behauptung überprüfen. Dazu holen wir die entsprechende Zertifizierung bei Škoda ein.“

In Tschechien selbst wurden in den genannten vier Jahren 150.000 Wagen von Škoda und VW mit der fragwürdigen Software verkauft. Diese Fahrzeuge sollen hierzulande nun schrittweise überprüft und mit den technischen Veränderungen versehen werden, an denen zurzeit noch gearbeitet wird. Auch bei dieser Rückholaktion werde sein Ministerium federführend sein, bestätigt Ťok:

Dan Ťok  (Foto: Archiv des tschechischen Verkehrsministeriums)
„Wir erhalten von Škoda nach und nach die Identifikationsnummern der Fahrzeuge, die sogenannten VIN-Codes. Anhand dieser Informationen werden wir die entsprechenden Fahrzeughalter zum Besuch einer autorisierten Škoda-Werkstätte auffordern.“

Der ehemalige Vizegouverneur der Tschechischen Nationalbank und heutige Europarlamentarier, Luděk Niedermayer, gibt indes zu bedenken, dass eine solche Rückholaktion allein nicht ausreichen werde, um den entstandenen Imageschaden zu kompensieren:

„Es gibt ziemlich viele Kunden, die ein im Verbrauch sparsames Auto fahren wollen, das nur wenig Schadstoffe an die Umwelt abgibt. Das sind Autofahrer, denen nicht egal ist, wie stark sie die Luft bei einer Fahrt durch die Stadt belasten. Diese Menschen sind nun sehr enttäuscht, und es bleibt abzuwarten, wie sie darauf reagieren werden.“

Jan Mládek  (Foto: Archiv des Abgeordnetenhauses des Parlaments der Tschechischen Republik)
Mit anderen Worten: Auch in Tschechien ist nicht auszuschließen, dass mehrere der enttäuschten Kunden Sammelklagen gegen den Hersteller initiieren werden.

Die Befürchtungen von Wirtschaftsminister Jan Mládek bezüglich der Auswirkungen des VW-Skandals in Tschechien gehen noch in eine ganz andere Richtung:

„Ich befürchte weniger einen Einbruch bei Škoda als vielmehr bei einigen der tschechischen Zulieferer für führende deutsche Automarken. Denn auch die teuersten deutschen Autos sind mit etlichen Einzelteilen aus Tschechien ausgestattet.“

Der Minister belegt seine Befürchtung zudem mit dem Hinweis auf die Krisenjahre 2008 und 2009 – auch da seien es die Zulieferer gewesen, die die größten Probleme in dieser schwierigen Zeit gehabt hätten, so Mládek. Wie groß die Auswirkungen des jüngsten VW-Skandals tatsächlich sind, wird also erst die nahe Zukunft zeigen.