30 Jahre Erfolgsgeschichte: Als sich Škoda und VW auf eine Zusammenarbeit einigten
Am 9. Dezember 1990 begann in der damaligen Tschechoslowakei eine Erfolgsgeschichte, die bis heute anhält: die Zusammenarbeit der Pkw-Hersteller Škoda und Volkswagen. Es war aber keine Selbstverständlichkeit, dass zwei so renommierte Automarken aus Ost und West auf Augenhöhe miteinander kooperieren.
Vor 30 Jahren brachte der Tschechoslowakischen Rundfunk am 9. Dezember in seinen Inlandsendungen unter anderem diese Nachricht:
„Die tschechische Regierung ist heute in Prag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammengekommen. Auf ihr hat die Regierung entschieden, dass der deutsche Volkswagen-Konzern die Erlaubnis für eine Kapitalbeteiligung an der Firma Škoda Mladá Boleslav erhält.“
In der damaligen ČSFR gab es drei Regierungen: eine tschechoslowakische, eine tschechische und eine slowakische. Für die Autobauer aus Mladá Boleslav / Jungbunzlau war das tschechische Kabinett zuständig. Dessen Premier war der Christdemokrat Petr Pithart. Vor einigen Jahren sagte er im Tschechischen Rundfunk:
„Die Verhandlungen mit VW waren insgesamt schon dramatisch, auch wenn dies die Öffentlichkeit nicht mitbekommen hat. Zeitweilig sah es sogar so aus, als ob die Verhandlungen scheitern könnten.“
Im gerade wiedervereinten Deutschland aber wusste man ganz genau, weshalb VW so stark an einer Beteiligung bei Škoda interessiert war. Der Korrespondent des Tschechoslowakischen Rundfunks zitierte dazu aus einer Tageszeitung:
„Die Süddeutsche Zeitung bezeichnet Škoda als eine Perle unter den osteuropäischen Automobilfirmen.“
Nicht minder überzeugt von der Qualität der Fahrzeuge, der hohen Qualifikation der Ingenieure und dem Sachverstand der Monteure von Škoda war man auf tschechischer Seite. Von daher habe seine Regierung auch keine Abstriche in den Verhandlungen mit VW gemacht, schilderte Pithart:
„Wir bestanden darauf, dass in Mladá Boleslav nicht nur eine neue Montagehalle gebaut wird. Wir haben daher ausgehandelt, dass hierzulande auch das Herzstück der Autoherstellung, das Motorenwerk, entsteht. Denn mit dem Motorenwerk sind auch Entwicklung und Forschung verknüpft.“
Und das wiederum bedeutete, dass auf lange Sicht zahlreiche Menschen an dieser Entwicklung beteiligt sein und mehrere Hundert Arbeitsplätze geschaffen würden, ergänzte Pithart. Neben Volkswagen führte die Prager Regierung auch Verhandlungen mit Renault und Citroën, Interesse an Škoda zeigten zudem Ford, General Motors und BMW. Zu den genannten Bedingungen war indes nur VW zu einer Kooperation bereit, und schon zwei Wochen später wurden die entsprechenden Verträge unterzeichnet. In Teilen der Bevölkerung herrschte jedoch eine gewisse Skepsis, zumal Škoda nicht Teil der großen Privatisierung war, sondern Investoren direkt angeboten wurde. Deswegen sei die anstehende Liaison von Škoda und VW von vielen beargwöhnt worden, erinnert sich der Journalist David Šprincl vom Fachmagazin „Svět motorů“:
„Es wurde befürchtet, dass Škoda von Volkswagen zu einer Billigmarke degradiert wird, bei der nur einige Modelle montiert werden. Das hat sich letztlich aber nicht bewahrheitet.“
Škoda Auto konnte vielmehr seine Unabhängigkeit wahren, auch wenn einige Modelle mit anderen Konzernmarken eine gewisse Ähnlichkeit haben und viele Teile in allen Fahrzeugen des Konzern eingebaut werden. David Šprincl:
„Škoda hat es verstanden, ein eigenes Design zu behalten und durch seine Ingenieurkunst in vielen Fahrzeugteilen hervorzustechen. Zudem tritt das Unternehmen als langjähriger Sponsor der Eishockey-WM und der Tour de France weltweit in Erscheinung. Hier steht die Marke für sich selbst.“
Škoda kann heute auf eine 125-jährige Geschichte zurückblicken. Das Unternehmen wurde 1895 durch die Ingenieure Václav Laurin und Václav Klement gegründet. In Tschechien hat die Firma heute drei Produktionsstätten: Mladá Boleslav, Kvasiny / Kwasin und Vrchlabi / Hohenelbe. Im Unternehmen arbeiten 30.000 Beschäftigte.