Wahlkampf in Prag: Heftiges Streitgespräch zwischen Spidla und Klaus
Nur noch knapp zwei Wochen verbleiben bis zu den Wahlen zum tschechischen Abgeordnetenhaus. Noch kann man schwer vorhersagen, welche der beiden großen Parteien hierzulande als Sieger aus den Wahlen hervorgehen wird - die regierenden Sozialdemokraten (CSSD) oder die Demokratische Bürgerpartei (ODS). Ebenso wenig, welche Parteien eine mögliche Regierungskoalition nach den Wahlen bilden werden. Eines scheint jedoch bereits festzustehen: die Tolerierung einer Minderheitsregierung durch einen so genannten Oppositionsvertrag zwischen CSSD und ODS wie in der ausklingenden Legislaturperiode, den wird es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht wieder geben. Weshalb, dazu mehr im Beitrag von Lothar Martin.
Diesen Worten ließ Spidla in der Fernsehsendung zudem ungewohnt scharfe Töne gegen die Bürgerdemokraten und deren vor 1998 geleistete Regierungspolitik folgen. Spidla bezeichnete Klaus als Demagogen, der mit den Schicksalen der Menschen experimentieren will und dessen Regierung das Land, so Spidla wörtlich, "einen Monat vor Argentinien", also vor dem Kollaps der Staatsfinanzen gelassen habe. Der Chef der Sozialdemokraten wehrte sich nicht dagegen, dass seine Partei nach den Wahlen wieder als Minderheitsregierung dastehen könnte. Doch auch in einem solchem Fall würden die Sozialdemokraten weder eine Regierungskoalition noch eine Oppositionsvereinbarung mit den Kommunisten eingehen, äußert Spidla.
Der so unverhofft gescholtene Klaus wusste sich zu wehren und lederte zurück. Er bezeichnete die Worte seines Kontrahenten als "neue Schüsse von der Aurora" und ergänzte, dass "sich die Sozialdemokraten ihr kleines Sacko im Unterschied zum Kommunismus von einem neuen Schneider haben machen lassen, aber vieles ist gleich geblieben." Über die möglichen Koalitionen nach den Wahlen wollte Klaus nicht sprechen, doch er schloss eine jedwede Zusammenarbeit seiner Partei mit den Kommunisten aus. Wie jedoch bekannt wurde, hatte Klaus in der Nacht von Freitag zu Samstag ein geheimes Treffen mit dem Chef der Christdemokraten Cyril Svoboda und dessen ersten Stellvertreter Milan Simonovský gehabt. Beide Seiten wollten sich zu diesem Treffen nicht näher äußern, doch Simonovský sagte der Presse gegenüber zumindest, dass man sich den Weg zueinander nicht verbauen will. Es darf also wieder kräftig spekuliert werden, inwieweit ODS-Chef Klaus auch diesmal wieder versucht, die Fäden im Hintergrund zu spinnen.