Warmer Winter: Kormorane in Mähren zum Abschuss freigegeben

Foto: Sławek Staszczuk, CC BY-SA 3.0 Unported

Für die Jahreszeit ungewöhnliche Gäste lassen sich derzeit in Mähren beobachten. Die milden Temperaturen haben dazu geführt, dass eine Zahl von Kormoranen ihren Weg in die südlichen Winterquartiere schon hierzulande beendet hat - sehr zum Missfallen der örtlichen Fischereiverbände. Die sonst streng geschützten Vögel dürfen deshalb nun bejagt werden.

Jiri Safranek  (Foto: CT)
Dass Kormorane in Tschechien überwintern gab es zuletzt vor zehn Jahren, berichtet Jiri Safranek, stellvertretender Vorsitzender des Mährischen Ornithologenbundes. Normalerweise lassen sich die schwarz glänzenden Tiere, deren Name wörtlich übersetzt "Meeresraben" bedeutet, hierzulande nur beim Zug in die Winterquartiere beobachten:

"Die Kormorane kommen aus Polen, dem Baltikum und Skandinavien und ziehen im Herbst über Mitteleuropa Richtung Süden zum Mittelmeer. Wenn aber warmes Wetter herrscht und ein Kälteeinbruch ausbleibt, dann ziehen die Kormorane eben nicht so weit wie sonst, also bis ins südliche Österreich und ans Meer, sondern sie bleiben etwa bei uns in Mähren. Damit kürzen sie sich einfach den Weg in die Wärme ab."

Kormoran  (foto: Sławek Staszczuk,  CC BY-SA 3.0 Unported)
Den Tieren macht das nichts aus, wohl aber den Anglern und Fischzüchtern in Mähren, die um ihre Bestände fürchten. Ein Komoran vertilgt knapp ein halbes Kilo Fisch am Tag - ein Faktum, das in Mitteleuropa fast zu seiner Ausrottung durch den Menschen geführt hat. Erst durch Schutzmaßnahmen konnten die Bestände in den letzten Jahrzehnten stabilisiert werden. Der Streit zwischen Fischzüchtern und Vogelschützern geht jedoch ungebremst weiter, immer wieder gibt es Ausnahmegenehmigungen zur Jagd auf die Vögel. Auch in Mähren wurden Kormorane nun von den Behörden zum Abschuss freigegeben - für den Ornithologen Jiri Safranek eine überflüssige Maßnahme:

"Uns stört der Abschuss der Kormorane natürlich. Wenn die Fischer die Flüsse und Teiche besser überwachen würden, dann würde das schon reichen, um die Vögel zu verscheuchen. Die Kormorane sind in dieser Zahl gerade deshalb hier, weil es eben zu viele Fische gibt. Die Fischer setzen immer große Mengen an Jungfischen aus - nicht nur in Zuchtteichen, sondern auch in den Flüssen. Und das zieht dann eben die Raubvögel an, die sich gerade dadurch erst in größerer Zahl hier zusammenfinden können."

Etwa 500 Kormorane, so wird geschätzt, überwintern derzeit in Mähren. Die Ausnahmegenehmigung für die Jagd auf die Tiere gilt noch bis Ende März. Um diese Zeit ziehen die Kormorane normalerweise über Tschechien wieder zurück in ihre Sommerquartiere.

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