Warum Wohnraum in Prag so teuer ist

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
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Eine Wohnung mieten oder kaufen? Das ist kaum möglich für junge Menschen in Prag. Wohnraum ist für sie in jeder Form zu teuer.

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Junge Menschen geben in der tschechischen Hauptstadt die Hälfte ihres Einkommens für das Wohnen aus. Bei älteren Erwachsenen sind dies bis zu 40 Prozent des Einkommens. Das hat die jüngste Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Stem/Mark gezeigt. 90 Prozent der Befragten nannten daher die Kosten für Wohnraum und überhaupt die Suche nach einer geeigneten Unterkunft in der tschechischen Hauptstadt als ihr größtes Problem.

Laut Recherchen des Fachportals Fincentrum Hypoindex sind die Preise für den Kauf von Immobilien im vergangenen Jahr um etwa 15 Prozent angestiegen. In Prag zahlt man für eine Eigentumswohnung oft über 100.000 Kronen (rund 4000 Euro) pro Quadratmeter. Auch die Mietpreise bewegen sich hier an der Spitze Tschechiens. Tereza Vrzáková vom Maklerbüro Re/MAX ergänzt:

„Die Mietpreise steigen weiter an und liegen fast schon bei 300 Kronen (12 Euro) pro Quadratmeter. In interessanten Gegenden, wie etwa in der Nähe der U-Bahn, sind kleine Wohnungen noch teurer. Auch sind nur sehr wenige kleinere und kostengünstige Wohnungen im Angebot. Für jede solcher Wohnungen interessieren sich mehrere Dutzend Kunden.“

Tschechen kaufen lieber eine Eigentumswohnung, als etwas zu mieten. Jakub Veverka ist Leiter des Immobilienservers Videobydlení.cz. Er erläutert die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt für junge Familien:

„Es gibt ein strukturelles Problem auf der Seite des Angebots: Die Nachfrage ist viel höher als die Zahl der neugebauten Wohnungen. Dies führt zum Preiswachstum. Zudem hat die Tschechische Nationalbank den Anteil der eigenen Mittel erhöht, die man beim Kauf einer Immobilie mittels einer Hypothek einbringen muss. Der Hypothekennehmer muss bis zu 20 Prozent des Kaufpreises zahlen, und das bedeutet in Prag mehrere Hunderttausend Kronen.“

Martin Fojtík  (Foto: Archiv von Fincentrum)
Experten glauben nicht, dass sich der Trend in den kommenden Monaten umkehren könnte. Doch auch die Mieten steigen an. Das aber ließe sich mit einer teilweisen Marktregulierung in den Griff bekommen, glaubt Martin Fojtík, Betriebsleiter von Fincentrum Hypoindex:

„Das Problem des Mietwohnens in Prag entsteht durch die mangelnde Regulierung kurzfristigen Wohnens durch Anbieter wie Airbnb. Infolge dessen steigen die Mietpreise langfristig an. Wenn der Staat den Tourismus in dem Maße fördert, wie dies derzeit der Fall ist, dann führt das dazu, dass die Prager Einwohner an den Stadtrand gedrängt werden und das Zentrum sich leert.“

Ähnlich wie in Prag ist die Lage auch im mährischen Brno / Brünn. In der Stadt haben ebenso viele Firmen und Hochschulen ihren Sitz, so dass das Interesse an Wohnraum dort enorm hoch ist. Immobilienexperten befürchten, dass sich das Problem aber auch auf weitere Großstädte ausdehnen könnte wie Hradec Králové / Königgrätz, Plzeň / Pilsen und Mladá Boleslav / Jungbunzlau.