Mietpreise in Tschechien steigen, Hypothekenzinsen aber auch

Miethaus

Die Mietpreise sind in Tschechien im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Trotzdem zahlt sich das Wohnen auf Miete hierzulande derzeit eher aus, als eine Hypothek aufzunehmen.

Teuerungen waren im Jahr 2022 ein großes Thema. Neben Lebensmitteln und Treibstoffen betrafen sie in Tschechien auch die Mietpreise. Diese gingen vor allem in Prag nach oben, und zwar um bis zu 22 Prozent. Eine durchschnittliche Zweizimmerwohnung kostet dort aktuell fast 18.000 Kronen (750 Euro) kalt. In den übrigen Kreisstädten lag der Anstieg bei etwa zehn Prozent. Dies belegen die Daten des Online-Immobilienportals UlovDomov.cz.

Ein Grund für das gestiegene Interesse an Mietwohnungen seien einerseits die aktuell hohen Zinssätze für Hypotheken, sagt Michal Hrbatý. Der Chef von UlovDomov wies in den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks aber noch auf einen weiteren Aspekt hin:

„Ich will zudem an die Ereignisse in der Ukraine im vergangenen Jahr erinnern. Der Krieg sorgte für einen Zustrom von Flüchtlingen nach Tschechien, was die Nachfrage nach Mietwohnungen erhöhte. Auch dieser Faktor hat sich in den folgenden Monaten auf die Preise ausgewirkt.“

Ukrainische Studenten | Foto: Jitka Englová,  Tschechischer Rundfunk

In Prag sind bisher über 100.000 Geflüchtete aus der Ukraine untergekommen. Nur schwer lässt sich jedoch belegen, ob dies ein mittelbarer oder unmittelbarer Anlass für Vermieter ist, die Preise zu erhöhen. Die Statistiken von UlovDomov haben jedenfalls ergeben, dass die reinen Mietkosten für durchschnittliche Zwei- und Dreizimmerwohnungen monatlich um 3000 bis 4000 Kronen (125 bis 167 Euro) gestiegen sind. In Brno / Brünn ist es die Hälfte. Diese Wohnungskategorie sei landesweit derzeit die attraktivste, fährt Hrbatý fort:

„Studenten in größeren Städten wollen aber oft auch größere Wohnungen, denn in WGs teilen sie sich die Miete untereinander auf. Junge Familien hingegen suchen meist Zweizimmer- oder kleinere Dreizimmerwohnungen. Es ist also immer eine Frage der persönlichen Lage und der finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen.“

Foto: Marco Verch,  Flickr,  CC BY 2.0

Die Entscheidung, ob man ein Mietverhältnis eingehe oder eine eigene Immobilie kaufe, würden die Menschen in Tschechien vor allem von den Zinssätzen für Hypotheken abhängig machen, so Hrbatý weiter. Diese seien im vergangenen Jahr von zwei auf etwa sechs Prozent angestiegen. Damit lägen die monatlichen Hypothekenraten in manchen Gebieten doppelt so hoch wie die Mietkosten, rechnet der Experte vor. Darum würde sich aktuell eher eine Mietwohnung auszahlen:

„Man muss dabei natürlich beachten, dass durch einen Kredit in die eigene Wohnimmobilie investiert wird, wohingegen das Geld für die Miete einfach weg ist. Dennoch geht bei den aktuellen Zinssätzen für Hypotheken in Höhe von sechs oder sieben Prozent der Großteil der Monatsraten in den ersten paar Jahren nur für die Zinsen drauf. Auch dieses Geld ist dann weg. Das heißt, dass aktuell eher die Miete gewählt wird.“

Illustrationsfoto: Gerd Altmann,  Pixabay,  CC0 1.0 DEED

Für dieses Jahr erwarte man bei UlovDomov einen weiteren Anstieg der Wohnkosten in Tschechien, fügt der Firmenchef an – allerdings nicht in einem solch hohen Tempo wie bisher...

„Die strukturellen Faktoren bleiben ja bestehen. Sobald die Hypothekenzinsen runtergehen, kaufen die Menschen auch wieder mehr Immobilien. Damit werden deren Preise nach der jetzigen Anpassungsphase wieder nach oben getrieben. Dies kann dann aber wiederum zur Folge haben, dass die Menschen erneut eher zur Miete neigen.“