Was halten die Tschechen von der EU? Eurobarometer 2005 gibt Antworten

Ян Герцманн (Фото: ЧТК)

Was halten die Menschen von der EU? Diese Frage versucht das alljährliche Eurobarometer zu beantworten. Am Montag wurden in der Prager Niederlassung der Europäischen Kommission die aktuellen Daten vorgestellt. Was dieses Zahlenwerk nun über die Stimmungen und Meinungen in der tschechischen Bevölkerung sagt, darüber berichtet Benjamin Slavik.

Jan Herzmann  (Foto: CTK)
Die gute Nachricht für die das europäische Parlament und die Kommission zuerst: Die Mehrheit der tschechischen Bevölkerung ist davon überzeugt, dass sie von der Europäischen Union profitiert. Und vielleicht noch wichtiger: Die Mehrheit hat Vertrauen in Parlament und Kommission.

Ein fader Beigeschmack stellt sich aber ein, wenn man einen Blick auf die Imagewerte des ersten Eurobarometers nach den gescheiterten EU-Verfassungsreferenden in Frankreich und den Niederlanden wirft: Nur 40 Prozent der Tschechen haben eine positive Meinung von der EU, weitere 40 Prozent stehen ihr neutral gegenüber, 20 Prozent negativ.

Insgesamt sind die Tschechen aber im europäischen Vergleich guter Dinge. 83 Prozent der Befragten geben an, dass sie mit ihrer aktuellen Lebenssituation zufrieden sind, 13 Prozent sogar sehr. Rosig ist die Situation aber nicht in allen Bereichen, sagt Jan Herzmann vom Prager Meinungsforschungsinstitut Factum Invenio:

"Die dringlichsten Probleme gibt es nach Ansicht der Tschechen derzeit im Gesundheitswesen. In diesem Sinne sind wir in der Europäischen Union einzigartig."

Ebenso einzigartig ist die Einstellung der Tschechen zu einer weiteren politischen Integration in der EU. Gut zwei Drittel geben sich als Befürworter zu erkennen. Unterstrichen wird das dadurch, dass 75 Prozent eine gemeinsame Verfassung als unabdingbar für das Funktionieren der EU erachten. Zwei Drittel der Befragten sprechen sich auch für eine weitere Erweiterung aus. Doch wie die meisten Statistiken sind diese Zahlen mit Vorsicht zu genießen, wie uns Jan Herzmann erläutert:

"Was die Erweiterung der Europäischen Union um neue, ökonomisch weniger entwickelte Staaten betrifft, so sind die Tschechen zurückhaltend bis skeptisch. Sie lehnen die Aufnahme dieser Länder in die EU mehrheitlich ab."

Gemeint sind hier jedoch weniger Staaten wie Kroatien oder Bulgarien, deren EU-Mitgliedschaft bereits in Griffweite zu sein scheint, sondern vielmehr etwa die Türkei oder Albanien. Die Zustimmung zu einem EU-Beitritt dieser Länder ist in letzter Zeit sogar noch gesunken. Für Herzmann hängt das auch mit den jüngsten, überaus komplizierten Verhandlungen zum EU-Finanzrahmen für die Jahre 2007 bis 2013 zusammen:

"Vielleicht haben die Tschechen ein bisschen Angst davor, dass die finanziellen Mittel, die sie nun aus dem EU-Budget bekommen können, weiter nach Osten oder nach Südosten, also eben in die ökonomisch weniger entwickelten Staaten fließen könnten."