Wegmarkierungen: „Stumme Zeichen“ im Riesengebirge werden neu installiert

„Stumme Zeichen“ im Riesengebirge

Das Riesengebirge ist ein beliebtes Ski- und Wanderparadies. Wegen der hier oft rauen Witterung, vor allem im Winter, wurden im tschechischen Gebirgsteil jahrzehntelang besondere Schilder zur Wegmarkierung verwendet. Die Rede ist von den "Stummen Zeichen". Nun ist eine neue Generation von ihnen gerade in Arbeit.

„Stumme Zeichen“ | Foto: Marcin Szala,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 3.0

Dem passionierten Wanderer oder Skilangläufer sind sie im böhmischen Teil des Riesengebirges bestimmt schon aufgefallen: die rot lackierten Orientierungszeichen aus Blech, meist befestigt an Schneeleitstangen, die vielfach entlang der Wege aufgestellt sind. Im Tschechischen werden sie Němé značky, also „Stumme Zeichen“, oder auch Muttichovky genannt. Die zweite Bezeichnung geht auf den tschechischen Maler und Illustrator Kamil Vladislav Muttich zurück. Er entwickelte die Piktogramme, um die Beschilderung für Wanderer sinnvoll zu ergänzen. Sie gaben mehr Sicherheit in der oft unwirtlichen Natur. Die ersten Exemplare wurden im Winter 1923/24 an den meistfrequentierten Stellen im Riesengebirge von Harrachov / Harrachsdorf bis Janské Lázně / Johannisbad angebracht.

In den zurückliegenden fast 100 Jahren wurden diese Wegweiser jedoch durch die Witterungseinflüsse arg ramponiert. Derzeit wird ein großer Teil von ihnen erneuert, um schon bald wieder an seinem ursprünglichen Platz zu stehen. Eine Reporterin des Tschechischen Rundfunks hat dem Metallhersteller Jiří Kavan bei dieser Arbeit über die Schulter geschaut.

Jiří Kavan | Foto: Kateřina Kohoutová,  Tschechischer Rundfunk

„Dies sei beispielsweise das Zeichen für die Petersbaude. Und daneben lägen viele weitere Wegweiser, die im Riesengebirge angebracht würden“, erläutert Kavan kurze Zeit später, nachdem er und die Journalistin seine Werkstatt betreten haben.

Nun schildert er den Arbeitsvorgang. Zunächst müssen die zwei Millimeter dicken Bleche anhand der ursprünglichen Dokumentation in die jeweilige Form gebracht werden. Danach werden die entstandenen Gebilde abgeschliffen…und Löcher in die Zeichen gebohrt, um sie gut befestigen zu können. Jiří Kavan ist überzeugt davon, dass seine Schilder mehrere Jahrzehnte lang der Witterung trotzen werden:

„Stumme Zeichen“ | Foto: Kateřina Kohoutová,  Tschechischer Rundfunk

„Ihr Vorteil ist, dass sie wetterfest und weithin sichtbar sind. Nach der Oberflächenbearbeitung sind diese Wegweiser auch besser als ihre Vorgänger.“

Bei der Einführung der „Stummen Zeichen“ gab es zunächst 29 Symbole, die wichtige Bergbauden, Gipfel, Siedlungen und andere Örtlichkeiten darstellten. Sie hätten ihren Zweck optimal erfüllt, sagt der Sprecher des Nationalparks Riesengebirge, Radek Drahný:

„Im Grunde genommen haben diese Zeichen den Wanderern in den vergangenen 100 Jahren geholfen, sich im Riesengebirge bei schlechtem Wetter mit geringer Sicht zurechtzufinden. Das trifft natürlich auch auf den Winter zu, wenn viele Wegweiser und Anzeiger kräftig zugeschneit sind und man sich so nicht richtig orientieren kann.“

„Stummes Zeichen“ vor der Wossecker Baude | Foto: Marcin Szala,  Wikimedia Commons,  CC BY-SA 4.0 DEED

Laut Drahný sind diese Orientierungszeichen ein echtes Riesengebirgsoriginal.

„Ich kenne kein anderes Gebirge, in dem ähnliche Ornamente als Wegweiser für Wanderer dienen. Die ‚Stummen Zeichen‘ sind eine Spezialität des Riesengebirges. Unsere Bemühungen sorgen nun dafür, dieses einzigartige Erbe zu bewahren“, so der Sprecher des Nationalparks.

Mit der Installation der neuen Muttichovka-Zeichen im Terrain wird im Frühjahr begonnen. Anhand der Piktogramme können die Wanderer dann auch wieder ihr Wissen auffrischen, indem sie die jeweiligen Buchstaben und Zeichen den entsprechenden Örtlichkeiten zuordnen.