„Weißes Gold und Fashion“ – eine tschechisch-deutsche Modeschau
„Weißes Gold und Fashion“ war das Motto einer Modeschau, die Schülerinnen und Schüler der berufsbildenden Schulen im mährischen Prostějov / Proßnitz und dem oberfränkischen Selb gemeinsam gestaltet haben. Die Kooperation zwischen der Mittelschule für Design und Mode in Prostějov und der Fachschule für Produktdesign in Selb besteht bereits seit einigen Jahren. Mit der gemeinsamen Modeschau hat sie am Sonntag nun einen besonderen Höhepunkt zur Auftaktveranstaltung der 36. Wochen des Weißen Goldes in Selb beigesteuert.
Bei den alljährlichen Wochen des Weißen Goldes dreht sich in Selb gewöhnlich alles um das Porzellan. Doch die Stadt durchläuft einen strukturellen Wandel, ebenso wie Prostějov, wo lange Zeit die Bekleidungsbranche viele Arbeitsplätze stellte. Neue Wege gehen nun auch die berufsbildenden Schulen der beiden Städte. Dabei erprobt man auch den Blick über die Grenzen der einzelnen Fächer hinaus. So konnten bei der gemeinsamen Modeschau das Porzellan und die Bekleidung eine kreative Verbindung eingehen. Armin Dick von der Fachschule für Produktdesign in Selb berichtet, wie es dazu gekommen ist:
„Wir haben schon einige Projekte miteinander gemacht, aber das hier ist eigentlich das größte. Die Idee ist bei einer Vorbesprechung für die Weißen Wochen im Rathaus entstanden, bei der ich überlegt habe, was wir mit Prostějov zusammen unternehmen könnten. Da dachte ich, Schmuck wäre vielleicht eine gute Sache. Unsere Partnerschule macht Mode, wir steuern den Schmuck bei. Ich hoffe, die Idee ist aufgegangen.“
Dass für den zu gestaltenden Schmuck Porzellan als Werkstoff verwendet werden sollte, stand von vorneherein fest. Dazu wurde noch ein aktuelles Leitthema bestimmt: Wasser. Der so entstandene Schmuck erinnert an Tropfen, Wellen, Wirbel oder Seifenblasen. Bei der Arbeit griffen die Schüler durchaus auch mal zum Hammer. Durch das Zerschlagen von Porzellangegenständen entstand – neuer, ebenso zerbrechlicher Schmuck.
Für die Modelle, die Schülerinnen der Mittelschule für Design und Mode entwarfen, galt wiederum die Vorgabe, Kleider mit klaren Linien und von einfacher Eleganz zu schaffen. Geschneidert haben sie diese aus Stoffresten der gewerblichen Hemdenproduktion. Daher sind die fantasievollen Kleider alle in den Farben Weiß, Grau und Schwarz gehalten. Die Schülerinnen hätten durch den Austausch mit der Fachschule für Produktdesign viel gelernt, betont Schuldirektorin Blanka Čechová:
„Das Projekt ist für beide Seiten bereichernd. Unseren Schülern hat es gezeigt, wie man Kleider mit interessanten Accessoires schmücken kann. Sie haben gelernt, dass die Kleidung bestimmte Kriterien erfüllen muss, wenn der Schmuck sehr ausdrucksstark ist. Doch auch abgesehen von diesen fachlichen Erwägungen über Kleidung und Schmuck ist die die Kooperation für uns von Nutzen. Die Schüler schließen neue Freundschaften und verbessern ihre Sprachkenntnisse. Sie lernen auch, dass nicht nur Englisch, sondern auch Deutsch eine Weltsprache ist.“
Die Ausbildungsschwerpunkte der beiden Schulen sind ganz verschieden. Während sich die Fachschule Selb vor allem auf Fahrzeugdesign und allgemeines Produktdesign spezialisiert, bildet die Mittelschule in Prostějov Designer für Bekleidung, digitale Medien und Innenausstattung aus. Armin Dick ist überzeugt, dass diese fachlichen Unterschiede kein Hindernis für die Zusammenarbeit seien…
„Die gemeinsame Grundlage ist die Kreativität. Wir haben kreative Schüler, und ob sie nun Mode, Schmuck oder Fahrzeuge gestalten - das beruht alles auf Kreativität und dem Willen, etwas Besonderes zu schaffen. Und diese DNA haben meiner Ansicht nach beide Schulen.“
Mit rund 200 Schülern sind die beiden Schulen ungefähr gleich groß. Nicht nur Fachgrenzen, sondern auch Unterschiede bei der Einteilung des Schuljahres mussten überwunden werden, damit die gemeinsame Modeschau realisiert werden konnte. Denn in Tschechien sind bereits die Sommerferien angebrochen. Dennoch haben sich 15 Schüler bereitgefunden, ihre Direktorin und zwei Fachlehrerinnen nach Selb zu begleiten.
Die Modeschau war nicht der einzige tschechische Programmpunkt bei der Auftaktveranstaltung der diesjährigen Wochen des Weißen Goldes. Ein Konzert der Smetana-Philharmoniker Prag unter der Leitung von Hans Richter, bei dem am Abend im Rosenthal-Theater Werke von Antonín Dvořák, Max Reger und Ludwig van Beethoven gespielt wurden, unterstrich den hohen Stellenwert, der in Selb dem kulturellen Austausch mit dem Nachbarland beigemessen wird.
Die bei der Modeschau vorgeführten Kreationen werden nun im Rahmen der Ausstellungen während der Wochen des Weißen Goldes gezeigt, die bis zum 13. August dauern.