Welturaufführung von Lorenzo Ferreros Oper "Montezuma" im Prager Nationaltheater
Am vergangenen Samstag fand in Prag die Welturaufführung einer Oper statt, die das Prager Nationaltheater bei dem italienischen Komponisten Lorenzo Ferrero in Auftrag gegeben hatte. Mehr über das Sujet der Oper und seinen aktuellen Bezug erfahren Sie im folgenden Beitrag von Silja Schultheis. Es spricht Sabine Winter.
Montezuma - so hieß der Führer des legendären Aztekenreichs in Mexiko zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Montezuma - so auch der tschechische Titel der Oper von Lorenzo Ferrero, die im italienischen Original "La Conquista" heißt und sich mit der Zerstörung des mexikanischen Aztekenreichs durch spanische Eroberer im Jahr 1521 beschäftigt. Ein Ereignis, dessen Aktualität für den Komponisten Lorenzo Ferrero auf der Hand liegt:
"Der Grund warum das Thema für mich aktuell ist, ist der, dass es in dieser Geschichte ein großes Problem der kulturellen Verständigung bzw. Nichtverständigung gibt. Und diese Frage des Verstehens ist heute sehr aktuell, auf unterschiedlichen Ebenen."
Aktuelle Beispiele mangelnder interkultureller Verständigung sind für Ferrero die Europäische Union und der Islam. Allerdings, so betont er:
"Diese politische Dimension ist nicht das, was mich daran am meisten interessiert hat. Was mich am meisten interessiert hat, ist unsere Reaktion auf dieses Problem im alltäglichen Leben. Wir sind mehrmals am Tag entweder in der Situation des Montezumas, des Eroberten, oder des Cortez, des Eroberers. Die Oper kann uns hier sagen, dass beide Wege nur zur Zerstörung führen können, nicht zur Integration."
Die Schlüsselrolle in der Oper spielt daher die Figur der vermittelnden Übersetzerin. Um sie von den anderen Mitwirkenden hervorzuheben, lässt Ferrero ihren Part als einzigen nicht von einer professionellen Opernsängerin singen. Er betont damit zugleich die Verankerung des Problems in der "echten" Nicht-Opernwelt. Weitere Aufführungen von "Montezuma" können Sie am 16. März und am 7. April im Prager Nationaltheater besuchen.