Westböhmische Saisonarbeitskräfte ins winterliche Tirol?

Zwischen dem westböhmischen Landkreis Karlsbad / Karlovy Vary und dem österreichischen Bundesland Tirol bahnt sich eine Kooperation im Bereich des Arbeitsmarktes an. Erste Kontakte sind bereits hergestellt. Noch diesen Herbst soll es eine Job-Börse geben, die tschechische Saisonarbeitskräfte in das winterliche Tirol vermitteln könnte. Mehr von Gerald Schubert:

"Es handelt sich um eine breite Palette von Berufen, angefangen bei Schilehrern über Hotelpersonal bis hin zu Arbeitskräften im Gastgewerbe", so Jaroslav Bíba, Direktor des Arbeitsamtes in der westböhmischen Stadt Cheb / Eger. Das Angebot von Tiroler Seite, bei der Vermittlung von Saisonarbeitskräften aktiv zusammenzuarbeiten, stößt hierzulande auf großes Interesse. Die Arbeitslosigkeit im Karlsbader Landkreis, zu dem auch Cheb gehört, bewegte sich in den Wintermonaten der vergangenen Jahre nämlich jeweils um die 11,5 Prozent. Ein Grund: Die für ihre Kurbäder bekannte Region hat, anders als das österreichische Tirol, vor allem im Sommer Hochsaison. Oskar Prettner vom Büro des Landesgeschäftsführers des Arbeitsmarktservice Tirol gegenüber Radio Prag:

"Herr Bíba hat mir erklärt, dass die Bädersaison bis Oktober dauert und im April wieder beginnt. In der Zwischenzeit sind viele Leute arbeitslos. Genau deshalb wäre dieses 'Bäderdreieck' als Ressourcen-Pool unheimlich gut geeignet."

Aufmerksam wurde Oskar Prettner auf die Region, als er selbst einmal in Franzensbad zu Gast war, das gemeinsam mit Marienbad und Karlsbad das erwähnte "Bäderdreieck" bildet. Das kompetente und freundliche Personal mit guten Fremdensprachenkenntnissen könnte sehr gut geeignet sein, um den Bedarf an Wintersaisonarbeitsplätzen in Tirol zu decken, so die Überlegung. Dies würde auch jener Entwicklung entsprechen, die aufgrund der EU-Mitgliedschaft Tschechiens von neuen Bestimmungen am Arbeitsmarkt geregelt wird:

"Bürger aus den neuen EU-Staaten lösen verstärkt Bürger aus Drittstaaten ab", sagt Oskar Prettner, der dann alte Kontakte in Cheb genutzt hat und die Initiative ergriff:

"Im Mai war ich das erste Mal beim Arbeitsamt in Cheb und habe dort generell darüber gesprochen, welche Möglichkeiten es gäbe, ob überhaupt Personal da ist, ob man eine Jobbörse organisieren könnte usw."

Die Landesgeschäftsführung des Arbeitsmarktservice Tirol zeigte sich von dem Projekt ebenso angetan wie die tschechische Seite. Dennoch: Was die Anzahl der vermittelbaren Saisonarbeitskräfte betrifft, so sollte man nicht allzu optimistische Schätzungen anstellen, meint Oskar Prettner im Gespräch mit Radio Prag:

"Ich bin da eher vorsichtig. Aber wenn zwischen 100 und 150 Personen kommen können, dann ist das auf alle Fälle fürs Erste ein Erfolg."

Und rechnet Oskar Prettner damit, dass es schon in diesem Winter so weit könnte? "Ja, auf alle Fälle!"