Westlicher Lifestyle im Osten: Skateboarder-Skulptur von 1982 kehrt in Prager Folimanka-Park zurück
Womöglich haben Sie es bei einem Prag-Besuch auch schon beobachtet: Der Letná-Park, genauer die betonierte Fläche hinter dem riesigen Pendel, ist ein beliebter Treffpunkt für Skateboarder. Obwohl der Sport ein Westimport war, wurde er hierzulande schon lange vor der Revolution von 1989 betrieben. Davon zeugt eine Skulptur, die nach vielen Jahren im Depot nun an ihren angestammten Platz im Folimanka-Park zurückgekehrt ist.
„Skejťák“ ist im Tschechischen das Slangwort für einen Skateboarder. Und so heißt auch die Bronzestatue, die 1982 im Folimanka-Park direkt unter der Nusle-Brücke installiert wurde. Autor ist der inzwischen 80-jährige Bildhauer Jaroslav Hladký. Dessen Werk sei ein Unikat, ist Pavel Friš überzeugt:
„In den vergangenen drei Jahren haben wir genau recherchiert und konnten keine Skateboard-Skulptur ausfindig machen, die älter ist – weder hier in Tschechien, noch im Ausland. Damit sehen wir uns befugt, von dieser Skulptur als der ersten weltweit zu sprechen.“
Friš beschäftigt sich als Hobbyhistoriker mit der Geschichte seiner Umgebung, konkret des Prager Stadtteils Vyšehrad. Der Folimanka-Park liegt nordöstlich des Burgwalls, durchzogen vom Flüsschen Botič und hergerichtet zum Betreiben verschiedenster Sportarten. Dem Skateboarder aus Bronze wurden allerdings vor mehreren Jahren des Nachts die Arme abgesägt. Friš vermutet, dass das Material beim Altstoffhandel zu Geld gemacht wurde. Die Stadtteilverwaltung habe das Kunstwerk dann 2007 abbauen lassen:
„Ich habe vor etwa drei oder vier Jahren angefangen nachzuforschen, was mit der Statue passiert war. Schließlich habe ich sie im Depot gefunden und der Verwaltung des zweiten Prager Stadtbezirks vorgeschlagen, mich um die Ausbesserung zu kümmern. Dabei war mir der tschechische Skateboarding-Verband eine große Hilfe, der die Schirmherrschaft dafür übernommen hat.“
Innerhalb weniger Monate seien 250.000 Kronen (10.200 Euro) an Spenden zusammengekommen, fährt Friš fort. Und auch Hladký, der Schöpfer der Statue, sei bereit gewesen, bei der Restaurierung zu helfen:
„Er lud uns zu sich in den Garten ein. Dort sollten wir das Gipsmodell der Statue ausgraben, das er dort einst verscharrt hatte. Es sollte als Vorlage für die Arme dienen. Das Modell haben wir leider nicht gefunden, dafür aber Fragmente anderer Skulpturen des Künstlers. Dank der Unterstützung von Jiří Kašpar, einem Bildhauer der jüngeren Generation, konnten die Arme aber anhand zeitgenössischer Fotos rekonstruiert werden.“
Jaroslav Hladký genehmigte dem jüngeren Kollegen Kašpar im Folgenden die Arbeit. Und er habe mit ein paar Nachmodellierungen auch seinen eigenen Fingerabdruck hinterlassen, berichtet Friš.
Bleibt noch die Frage, warum die offenbar erste Skateboarder-Skulptur der Welt ausgerechnet in der ČSSR entstanden ist. Hobbyhistoriker Friš hält dies für reinen Zufall:
„Jaroslav Hladký hat wohl schon Ende der 1970er Jahre einige Jugendliche auf Skateboards beobachtet. Dies hat ihm gefallen, und deswegen wollte er dazu eine Skulptur erschaffen. Als Vorlage nutzte er dann aber ausländische Zeitschriften, um die richtige Pose zu treffen. Man muss ihm sehr zugute halten, dass er durch alle Genehmigungskommissionen der Zeit gekommen ist. Nach seiner Aussage haben sie ihn gewarnt, diesen Amerikanismus nicht in die Tschechoslowakei einzuschleppen. Aber Hladký hat sich letztlich durchgesetzt, und darüber sollten wir froh sein.“
Der „Skejťák“ ist Teil eines gerade neugestalteten Parkabschnitts. Was lange als Brache vernachlässigt wurde, ist nun für Skateboarder, Inlineskater und im Winter auch für Schlittschuhläufer hergerichtet worden. Auf dem Areal mit dem deutschen Namen „Jammertal“ finden sich zudem Grillplätze, eine Bücherbox sowie ein Poesiomat für Kinder, der Märchen und Lieder abspielt.