Wie haben die Menschen in Prag die Ereignisse wahrgenommen?
Wie haben die Menschen in Prag die Ereignisse wahrgenommen, was sind ihre Gedanken dazu, und wie fühlen sie sich heute angesichts der Terroranschläge in New York und Washington in einer europäischen Großstadt? Mittwoch Vormittag fragte Radio Prag Passanten am Wenzelsplatz. Daniel Satra fasst zusammen.
Es herrscht rege Geschäftigkeit in der Innenstadt. Menschen sind auf dem Weg zur Arbeit oder erledigen Einkäufe. Ein normaler Tag an der Moldau? Nein! Der Verkäufer vom Zeitungsstand berichtet, dass alle Tageszeitung morgens ausverkauft waren, obwohl er die doppelte Menge als sonst vorliegen hatte. Zuletzt habe er einen solchen Ausverkauf vergangenes Jahr während der Krawallen rund um die Tagung des Internationalen Währungsfonds in Prag erlebt. Ein anderer sagt, nach dem Tod von Lady Di war die Nachfrage ähnlich wie Mittwoch früh. Den Menschen in Prag wollen wissen was vorgefallen ist, ihnen sitzt der Schrecken im Nacken:
"Natürlich war das ein Grauen und Entsetzen, wie bei jedem normalen Menschen eine normale Reaktion. Und das Gefühl der totalen Bedrohung, denn wenn so etwas an einem Tag in New York möglich ist, kann es den nächsten Tag überall auf der Welt geschehen - nichts ist mehr sicher", sagt die 52-jährige Jitka Myskova. Sie war auf einer Vernissage, als ihr Bekannte von den Terroranschlägen in den USA erzählten. Sie hatten die unfassbaren Neuigkeiten im Autoradio gehört.
Etwa eine halbe Stunde nachdem die Meldung um die Welt ging, erfuhr auch Lenka Kabesova von dem Anschlag. In Prag fühlt sie sich vor solchem Terror sicher, doch ist die 31-Jährige auch heute noch sprachlos:
"Ich weiß nicht, ich bin immer noch ganz verwirrt, so etwas ist doch furchtbar".
Auch Martin Soucek war geschockt, als er am Nachmittag die ersten Bilder im Fernsehen sah. Bekannte hatten ihn benachrichtigt.
"Den ersten Schritt, den ich unternommen habe was, dass ich den Fernseher angeschaltet und verfolgt habe, was sich dort eigentlich ereignet"
Und wie fühlt sich der 36-Jährige heute in Prag?
"Ich fühle eine gewisse Unsicherheit, selbstverständlich deswegen, weil die Tschechische Republik viel mit dem zu tun hat, was sich in den Vereinigten Staaten tut, daher fühl ich mich auch hier unsicher".
Die 30-jährige Jana Simelova beschreibt ihre ersten Eindrücke als sie gegen 16 Uhr die Meldungen aus Übersee im Internet sah wie folgt:
"Ich dachte das ist ein Scherz, dass das irgendwie nicht zu glauben ist, man konnte das im ersten Moment einfach nicht glauben".
Alena Silna wurde nachmittags von ihrem Freund angerufen, selbst sah sie die katastrophenartigen Bilder erst um neun Uhr abends im tschechischen Fernsehen. Was waren ihre ersten Gedanken?
"Ich verstehe die Terroristen nicht, dass sie ihre Probleme auf die Weise zu lösen versuchen, indem sie unschuldige Menschen töten, die dafür nichts können". In Prag fühlt sie sich dennoch sicher.
Dale Keal unterrichtet Englisch und ist Amerikaner, einer von mehreren tausend, die in Prag leben und arbeiten. Seine Schwester hatte in angerufen und von den Geschehnissen in seiner Heimat berichtet, seine Eindrücke beschreibt der 30-Jährige so:
"Natürlich war meine erste Reaktion ein Schock, ich konnte nicht glauben was sich ereignete, und dann habe ich mir Sorgen um die Sicherheit meiner Familie gemacht, aber Gott sei Dank sind sie alle wohlbehalten".
Auch wenn seine Familie nicht nahe den Zielen des Terrors wohnt, wisse man nie was als nächstes passiere. Die ganze Nacht habe er am Radio die Berichte des Senders BBC verfolgt, so Keal. Worüber macht er sich einen Tag später Gedanken?
"Natürlich mache ich mir Gedanken was als nächstes passieren wird, weil ich denke, das dies Folgen für die ganze Welt haben wird, Folgen auch für die Wirtschaft. Wir müssen abwarten und gucken, was Amerika als nächstes tun wird. Ich habe Angst, dass Amerika zu schnell und ohne zu überlegen reagiert".