Wie ist die Luft da oben? 250 Meter hohe Messstation sammelt Daten zur Atmosphäre

Dort, wo die Kreise Mittelböhmen und Vysočina (Böhmisch-Mährische Höhe) aufeinandertreffen, steht die einzige Messstation Tschechiens, mit der die Zusammensetzung der Atmosphäre erforscht werden kann.

Foto: Irena Šarounová,  Tschechischer Rundfunk

Die 250 Meter hohe Dominante des Ortes Křešín / Kreschin, 30 Kilometer nordwestlich von Pelhřimov / Pilgrams gelegen, liefert schon seit zehn Jahren umfassende Daten zur Beschaffenheit der Luft.

„Diesen Teil nennen wir Baikonur. Denn er erinnert an das ikonische Foto, das die Kosmonauten unter den ersten Raketen zeigt.“

Vlastimil Hanuš ist der zuständige Techniker für die Messstation. Er führt über einige Stufen auf die erste Ebene des Mastes in etwa sechs Meter Höhe und schließt die Tür auf.

Foto: Irena Šarounová,  Tschechischer Rundfunk

Hier befände sich ein Ozon-Analysegerät, erläutert Hanuš. Der Blick entlang des rot-weißen Pfeilers nach oben führt zu einer ganzen Reihe weiterer Messgeräte, die an der Außenseite auf verschiedenen Ebenen angebracht sind. Sie erfassen meteorologische Daten, etwa zur Windgeschwindigkeit oder dem Feuchtigkeitsgehalt der Luft. Und ein Apparat misst die Treibhausgasdichte.

„Wir sind so ein bisschen in einer ähnlichen Lage wie eine Fruchtfliege, die vom Schlüpfen bis zu ihrem Tod gerade einmal 14 Tage hat und herausfinden will, ob gerade Frühling, Sommer, Herbst oder Winter ist. Das heißt, wir müssen eine ausreichende Menge an Daten sammeln, die der Länge eines bestimmten Erdzyklus entsprechen, um aus ihnen Schlüsse ziehen zu können.“

Foto: Irena Šarounová,  Tschechischer Rundfunk

Die Gegend um das kleine Dorf Křešín würde ideale Bedingungen für die wissenschaftlichen Beobachtungen bieten, fügt Hanuš hinzu. Denn es gebe keine größeren Städte oder Fabriken in der Nähe, die die Atmosphäre zusätzlich belasten würden.

Am Fuße des Mastes stehen große Container. Einer ist grau und dient zur Auswertung der Treibhausgaswerte. Hinein bittet Roman Prokeš, Teamleiter am Institut zur Erforschung globaler Veränderungen der tschechischen Akademie der Wissenschaften.

Im Container rauscht es. Das käme vor allem von den Saugpumpen, sagt Prokeš. Aus der Höhe würden sie Luft in den Container leiten:

„Auf 250 Metern sowie auf 125, 50 und zehn Metern befinden sich Aufsätze, die die Luft einsaugen. Sie wird nach unten in den Container gepumpt, in dem sich die Hauptmessgeräte für Treibhausgase befinden. Hier analysieren wir die Konzentration der Gase auf den unterschiedlichen Ebenen des Mastes.“

Foto: Irena Šarounová,  Tschechischer Rundfunk

Die Kompressoren seien nach internationalen Standards geprüft, fährt der Experte fort. Durch die Rückverfolgung der Treibhausgase könne man dann bestimmen, was etwa aus Frankreich oder aus Großbritannien durch die Luft bis nach Tschechien transportiert werde. In den zehn Jahren, die der Messpfeiler bisher in Betrieb sei, könne man bereits Langzeittrends ausmachen, so Prokeš – etwa bei CO2, also Kohlenstoffdioxid:

„Die Konzentration erhöht sich beständig. Das ist für uns natürlich eine schlechte Nachricht, auch im Hinblick auf die globale Erwärmung und den Klimawandel.“

Konkrete Anwendung finden die Messdaten des unübersehbaren Mastes zum Beispiel bei digitalen Modellen für das Einzugsgebiet der Flüsse Dyje / Thaya in Südmähren oder auch Želivka, ganz in der Nähe von Křešín.

Foto: Irena Šarounová,  Tschechischer Rundfunk
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Autoren: Daniela Honigmann , Ondřej Vaňura
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